Den Elchtest beim Digitalradio DAB+ hat Schwedens Regierung nicht bestanden. Nur sechs Monate nach der Bekanntgabe eines Digitalisierungsplans, der UKW bis 2022 überflüssig machen sollte, fiel die Regierung um und will den Hörfunk auf UKW belassen.
20 Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten DAB-Sender verfügt das Land über ein Netz mit gerade einmal 35 Prozent Flächendeckung und zählt bis dato 60.000 Endgeräte. Seit gestern ist klar, dass ein weiterer Ausbau nicht erfolgen wird.
Zu groß sei das wirtschaftliche Wagnis, DAB gegen UKW in den Markt führen zu wollen. Es gäbe von daher Zweifel, ob sich das Versprechen nach einer wirtschaftlicheren Hörfunkversorgung einlösen lässt und auch Zweifel daran, dass es überhaupt eine Nachfrage und genügend Unterstützer für das Digitalradio gäbe.
Die Schwedische Regierung, ein Rot-Grünes Minderheitsbündnis, führt für ihre Entscheidung noch weitere Gründe auf. Darunter die Frage nach der Nutzung der freiwerdenden UKW-Frequenzen. Hierzu wird argumentiert, dass der Hörfunk vom Band II in das Band III verlagert wird. Dies schmälere die Zukunftschancen des digitalen Antennenfernsehens, welches ebenso auf Band III-Frequenzen angewiesen ist. Zudem seien Störungen mit Funksystemen des Militärs im Band II nicht ausgeschlossen. Es mache somit frequenzökonomisch Sinn das Radio auf UKW zu belassen. Ein weiterer Aspekt besteht im Umweltschutz. Die Kulturministerin Alice Bah Kuhnke sagte, einer der Hauptgründe an UKW festzuhalten, sei es zu vermeiden dass 2022 zehn Millionen UKW-Radios zu Elektronikschrott würden.
Erst im Dezember 2014 wurde der Entschluss getroffen, DAB bis Ende 2016 auszubauen, verbunden mit der Aufforderung, die UKW-Verbreitung sukzessive zurückzufahren. Hierzu wurde ein UKW-Abschaltdatum im Jahr 2022 ins Gespräch gebracht.
Der Direktor von Radio Schweden, Cilla Benkö, bedauert die Entscheidung: „In Ländern wie Dänemark und Norwegen, in denen Digitalradio im vollen Wettbewerb steht, zeigt sich dass DAB sowohl bei der Hördauer als auch bei den Hörerzahlen deutlich zulegt. In Schweden sehen wir keine vergleichbare Zuwächse.“ Es sei bedauerlich für die Radiohörer, dass die Entwickung zum Digitalradio nun verzögert werde. „Das UKW-Band ist voll und es gibt noch lange einen Bedarf für ein terrestrisches Sendernetz“, so Benkö weiter. „Internet IP-Radio ist wichtig, kann aber niemals ein terrestrisches Funknetz ersetzen.“