In der Schweiz schienen die Weichen klar gestellt: Die Genehmigungen für den Start der ersten HD-Radio-Stationen lagen vor, jetzt hätte es los gehen können. Nachdem zwei entscheidende Privatsender einen Rückzieher gemacht haben und der Raum Zürich somit ohne HD-Radio-Programmangebot geblieben wäre, wurde der HD-Radio-Start für 2010 abgesagt.
Frustrierend. Aus seiner Stimmungslage kann Markus Ruoss, der als treibende Kraft hinter dem HD-Radio-Projekt der Schweiz stand, keinen Hehl machen. Der Geschäftsführer der Ruoss AG und Gründer von Radio Sunshine glaubt, der Zug der Radiodigitalisierung in der Schweiz fährt gerade ab - und HD-Radio sei nicht mit eingestiegen.
„Es war alles bereit. Das Bakom (Medienregulierungsbehörde der Schweiz) hat sieben technischen Lizenzen für HD-Frequenzen erteilt. Und nun sagen ausgerechnet die Programme der beiden großen Verlage, Tamedia und Ringier ab.“
Nachdem die Projektgruppe schon hinnehmen musste, dass auch Bern ein weißer Fleck in der HD-Start-Landkarte sein würde, war der Großraum Zürich ein wirtschaftliches Muss, um einen erfolgreichen Start in den Markt zu versuchen. „Jetzt erklären uns die Verlage, es fehle das Geld – ein paar 100.000 Franken - für den HD-Sendestart ihrer Stationen“, erklärt Markus Ruoss und kann es immer noch nicht glauben, dass Radio 24 und Energy Zürich nicht digital auf Sendung gehen werden.
Enges Zeitfenster für HD-Radio
Mit seiner Einschätzung, dass die HD-Radio-Einführung damit in der Schweiz ad acta gelegt werden kann, steht Ruoss allerdings alleine: „Für viele ist es letztlich egal, ob HD-Radio nun 2010 oder 2011 startet. Ich bin da aber anderer Meinung. Das Zeitfenster für HD-Radio ist knapp bemessen. Jedes Weihnachtsgeschäft was wir jetzt verpassen ist ein Weihnachtsgeschäft zu viel.“ Er vermutet, dass die Werbekampagnen für den neuen DAB+-Layer in der Schweiz jetzt Wirkung zeigen werden: „Wenn wir jetzt nicht an den Start gehen, steigen die erforderlichen Vermarktungsaufwendungen mit jedem verpassten Monat. Nächstes Jahr haben wir – ich weiß es nicht – vielleicht 800.000 oder noch mehr DAB-Geräte in den Haushalten und fast zwei Drittel davon sind dann DAB+-fähig.“
Die Zeit tickt, daran lässt Ruoss keinen Zweifel, gegen HD-Radio. Wenn das Projekt noch nicht gescheitert ist, so sei es wenigstens gefährdet. „Wissen Sie“, so Markus Ruoss gegenüber reinHÖREN, „wenn der Verwaltungsrat des zweiten DAB-Multiplexbetreibers jetzt auf die Idee käme, auch bereits über UKW verbreitete Programme auf DAB+ zuzulassen und die Veranstalter da auch in ausreichender Zahl mitmachen würden, dann fragt doch niemand mehr nach HD-Radio.“