Wer eine gute NAS-Lösung zur Ergänzung eines WLAN-Internetradios sucht, sollte sich die Synology DS110J einmal näher anschauen. Einsteiger dürften von der Fülle an Funktionen im ersten Augenblick ein wenig erschlagen sein, doch diese Netzlaufwerkslösung ist als Audiostreamer wie als Datensicherungslösung wirklich top.
Ein weißes Kunststoffgehäuse mit grauer Front ummantelt den Metallrahmen; untergebracht werden können darin wahlweise 2,5 oder 3,5 Zoll Festplatten. Das Gehäuse ist ansehnlich und praktisch zugleich, kann es doch ohne Werkzeug geöffnet werden. Ein automatisch geregelter Lüfter sorgt für die notwendige Kühlung und gibt einen Hinweis darauf, dass diese Netzwerkfestplatte mehr als ein einfaches Speicherlaufwerk ist. Der Lüfter ist selbst mit einer 3,5-Zoll-Festplatte nahezu unhörbar leise (19,9 dBA Werksangabe). Der schicke äußere Kunststoffmantel schluckt die Geräusche der Festplatte: Einem Einsatz an der Stereoanlage im Wohnzimmer steht somit nichts entgegen.
Linux-Power mit 800 MHz Taktrate
Im Innern der Diskstation DS 110j arbeitet ein Mikroprozessor (Marvel 6281) mit 800 MHz Taktrate und greift auf 128 kB eigenes DDR-RAM zurück. Die Diskstation verwendete ein spezielles Linux. Für sich gesehen ist das Gerät schon ein kleiner PC für spezielle Aufgaben im Bereich des Dateidownloads, der Datensicherung und der Foto-, Audio- und Videowiedergabe. Die hierfür erforderliche Software ist zum Teil bereits Bestandteil der Installations-CD. Weitere Software kann von der Synology-Webseite heruntergeladen werden; unter anderem die aktuelle Version des Squeeze-Servers, einer Audio-Serverlösung, die von den Logitech-Squeezeboxen und vom Chumby verwendet wird.
Auch freien Erweiterungen sind nur wenig Grenzen gesetzt. Die Software landet auf der Festplatte und kann über eine linuxtypische Paketverwaltung nachgeladen werden.
Dank Assistent leicht einzurichten
Wer jetzt schon sagt, um Himmels Willen, ich verstehe nur Bahnhof, dem sei zur Beruhigung gesagt, dass die mit installierte Verwaltungssoftware namens Synology-Assistant so viel Arbeit abnimmt, dass die Einrichtung unter Windows dramatisch vereinfacht wird. Im Wesentlichen muss man sich mit der Windows-eigenen Terminologie der verbundenen Netzlaufwerke und Arbeitsdomänen gar nicht mehr auseinandersetzen.
Etwas erschrocken dürften Neunutzer in die üppig anmutende NAS-Verwaltung blicken, doch auch hier besteht kein Grund zur Panik. Die Funktionen sind alle ausreichend in deutsch erklärt.
Leistungsfähige Serverlösung
Die für Musikliebhaber wichtigsten Funktionen beinhaltet der Medienserver und die Audiostation 3. Der Server ist DLNA-zertifiziert und sorgt so für eine zuverlässige Verbindung zu nahezu allen auf dem Markt befindlichen WLAN-Internetradios und Netzwerk-Musikspielern. Die Lösung ist weit davon entfernt, eine Brot- und Butterlösung zu sein. Als Audioformate verarbeitet der Musikserver neben MP3 und MPEG-4 AAC auch FLAC, Ogg Vorbis, PCM, WAV, WMA, WMA mit variabler Bitrate, WMA Pro und WMA lossless.
Die Audiostation 3 ist das eigene Verwaltungs- und Wiedergabeprogramm. Es bietet zum Thema Internetradio sogar einen eigenen Beitrag an. So ist das Radioverzeichnis Shoutcast.com mit rund 30.000 Sendern ebenso inklusive, wie der Onlineradioanbieter RadioIO mit seinen Spartenkanälen. Über das PC-Bedieninterface lässt sich das alles sehr einfach bedienen, natürlich lassen sich die Datenbestände auch nach Stichworten durchforsten. Lieblingsstationen können in einer Favoritenliste abgelegt werden und eigene Streamlinks lassen sich ebenso abspeichern.
Bei diesen Tätigkeiten wird der PC zur Bedienung benötigt. Wer USB-PC-Lautsprecher besitzt, kann diese direkt an die Diskstation anschließen. Damit ist eine Audiowiedergabe ohne PC sichergestellt. Wer nun aber ein WLAN-Internetradio oder einen Netzwerkmusikplayer im Netz hat, kann auf den Synology-Medienserver zugreifen und so die dort gespeicherten Musikdateien wiedergeben, ohne den PC dafür eingeschaltet zu haben.
Wir haben auch den Squeeze-Server nachinstalliert, um diesen Servertyp mit unserem Chumby zu verbinden. Zwar empfiehlt man bei Synology die NAS-Modelle mit 256 kB RAM für den Betrieb mit Squeezeservern, aber in der Praxis läuft das Programm auch mit den 128 kB der DS110j – nicht eben schnell, aber nach unserer Beobachtung doch zuverlässig.
Die Installation des Servers über die Synology-Paketverwaltung war kein Problem, doch erkannte der Squeeze-Server der Synology-Diskstation den Chumby nicht als Player. Die Ursache hierfür liegt in der einfachen Squeeze-Unterstützung des Chumby. Er erwartet den Squeeze-Stream nämlich standardmäßig auf Port 9000, der Server auf der Diskstation sendet hingegen auf Port 9002. Auf keiner der beiden Seiten kann diese Einstellung individuell angepasst werden. Aus Chumby-Entwicklerkreisen ist schon zu hören, dass aus solchen Gründen die Squeeze-Server-Unterstützung wohl ein Ende finden könnte.
Extra: Audio Station Remote
Mit einer als Option erhältlichen Fernbedienung können Internetradiostationen und Musikbestände sogar ganz ohne Internetradios wiedergegeben werden. Die Fernbedienung wird mit einem USB-Dongle geliefert. Das Dongle wird per USB an die Diskstation angeschlossen und erlaubt eine Funktionsumschaltung zwischen den Radiostationen der eigenen Favoritenliste, dem Einlesen von Playlisten, die Musikdateien in zuvor festgelegter Reihenfolge abspielen oder 100 Titel in einer Zufallsreihenfolge erklingen lassen.
Die Audiozuführung an die herkömmliche HiFi-Anlage kann über das Dongle per Klinkenbuchse oder mittels eine optisch-digitalen Verbindung bewerkstelligt werden. Für Vorführungen oder der Präsentation von Playlisten auf Partys und privaten Hörsessions ein nettes Extra.
Großer Funktionsumfang
Neben der Wiedergabe von Musik, Fotos und Videos kann eine Netzwerkfestplatte natürlich auch zum Sichern von Dateien benutzt werden. Hier rollt die Diskstation DS110j mit dem Programm Datareplicator 3 an den Start, die zeitplangesteuerte Datenbackups erstellt. Nach der erstmaligen Datenüberspielung, erkennt das Programm neue oder geänderte Dateien, was das nächste Backup zu einer Angelegenheit weniger Sekunden macht.
Der weitere Funktionsumfang mit Mailserver, integriertem Webserver mit PHP und MySQL-Unterstützung für die Entwicklung von Webseiten, FTP, Telnet, SSH-Konsolenzugriff auf das Betriebssystem, richtet sich vor allen an die Teilung von Informationen und Diensten innerhalb des lokalen Netzwerkes sowie an Anwendungsentwickler. In Büroumgebungen wird man aber wohl eher die NAS-Lösungen mit zwei Sicherungsfestplatten bevorzugen.
Für Privatnutzer dürfte der Printserver interessant sein, mit dem jeder Rechner im Netzwerk auf den heimischen Drucker zugreifen kann. Insgesamt lassen sich zwei Drucker auf diese Weise im LAN ansteuern. Auch die Bittorrent- und eMule- und Rapidshare-Clients kann private Nutzer erfreuen.
Fazit
Selbst wer nur die eigene Datensicherung und die Bereitstellung von Musikdateien auf einem Internetradio im Sinn hat, kommt mit der Synology Diskstation DS110j voll auf seine Kosten. Die Netzwerkfestplatte ist schnell, leise, kommt mit einem blitzsauberen Softwarepaket inklusive brauchbarere Sicherungssoftware daher, unterstützt zahlreiche Audio- und Videoformate und bringt sogar noch eine eigene Webradiolösung mit. Die DLNA-Zertifizierung sorgt für eine hohe Kompatibilität mit modernen Netzwerkmusikspielern und Internetradios. Zudem ist die Lösung sehr flexibel und erlaubt sogar die problemlose Installation von alternativen Serversystemen wie dem Squeezebox-Server. Bei Straßenpreisen von rund 130 Euro ohne Festplatte kann man mit guten Gewissen zugreifen. Die Fernbedienung Audiostation Remote schlägt mit 65 Euro zu Buche.
Steckbrief:
- Network Atached Storage (Netzwerkfestplatte) für eine Festplatte 2,5 oder 3,5 Zoll, max 3 TB, NTFS oder FAT Dateisystem
- CPU Marvel 800 MHz, 128 MB RAM, Lüfter 5x5 cm
- Anschlüsse: 3 x USB, Gigabit Ethernet
- Server: FTP (over SSL), Samba, Telnet/SSH, AudioStation3 DLNA-zertifizierter Medienserver. Nachinstallierbare Packages: Mail Station, My PHP Admin, Squeezeserver, Webalyzer
- Applikationen: Download Redirector , Data Replicator (Datensicherung), Surveillance Station (Überwachungskamerasteuerung), PhotoStation, File Station, 2 x Printserver, Web Station, DS photo und DS audio für IPhone und Itunes-Support
- Internetradioverzeuchnisse: Shoutcast und RadioIO
- Audioformate: AAC, FLAC, MPEG4, MP3, Ogg Vorbis, WMA, WMA-VBR
- Abmessungen: 160mm x 63mm x 218 mm, gewicht 810 gr.