In Baden-Württemberg droht die digitale Revolution möchte man meinen. Es ist die Rede von der endgültigen und unwiderruflichen UKW-Abschaltung im Jahr 2015.
Und das kam so: Im Jahr 1995 war Baden-Württemberg das erste Bundesland mit einem DAB-Pilotversuch, bereits vier Jahre später nahm man den Regelbetrieb auf. Doch von einigen Hochphasen vielleicht abgesehen, nutzt kaum noch ein Sender DAB zur Verbreitung seiner Programme im Ländle.
Jetzt plötzlich droht das digitale Medienzeitalter auch dem Radio durch eine Gesetzesänderung, denn in absehbarer Zeit müssten die Lizenzen von insgesamt 16 privaten Stationen neu ausgeschrieben werden. Die geltenden Genehmigungen laufen Ende 2010 aus. Ziel der Politik ist es nun, Genehmigungsverlängerungen von weiteren zehn Jahren zu vermeiden. Mithilfe einer Änderung des geltenden Mediengesetzes sollen die bisherigen Sender dann auf Antrag bis 2015 auf ihren analogen Frequenzen weitersenden dürfen.
Ein Nachfrageboom für den Handel wäre so spätestens im Jahr 2015 sogar ohne eine so genannte „Umweltprämie“ wie im Automobilsektor quasi gesetzlich garantiert. Denn wer dann noch Radio hören möchte, muss sich eine DAB-taugliche Empfangseinheit zulegen.
Für das bisherige Scheitern des Projektes DAB wurden immer ganz unterschiedliche Gründe angeführt, die sicherlich ihren Anteil zu dem heutigen Dilemma beigetragen haben: eine Begrenzung der technischen Möglichkeiten, zu wenig innovative Angebote und vor allem ein Marketing, das von den Hörern faktisch nicht wahrgenommen wurde.
Einige Politiker zweifeln offenbar schon wieder an sich selbst und möchten die Abschaffung von UKW noch einmal im Grundsatz hinterfragen. Verwunderlich ist diese Einstellung allemal, gab es diese Bedenken bei der bundesweit erfolgreichen Digitalisierung des Fernsehens nicht; auch dabei wurden unzählige analoge Empfänger über Nacht zu Elektroschrott, kein Politiker dachte an eine Verschrottungsprämie, die dem Gebührenzahler großzügig zuteil werden sollte.
Es geht doch!
Dabei könnte die Lösung ja so einfach ein. Und sogar einigen hochbezahlten Beratern scheint inzwischen ein Licht aufzugehen, was das Scheitern für ihre Vorgehensweise hier zu Lande war. Mit Erstaunen hat Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer der Strategieberatung Goldmedia GmbH Media Consulting & Research, festgestellt, dass DAB in der Schweiz auf der Erfolgsspur sei. Viel hat nicht dazu gehört, wenn man die Berichterstattung bei den Eidgenossen auch nur am Rande verfolgt hätte.
„Irgendetwas haben die Schweizer also richtig gemacht“, so Dr. Klaus Goldhammer und schreibt es dem Wechsel der beliebten „Musikwälle“, einem Hörfunkprogramm für Volksmusik, Traditionelles und Heimat, auf DAB zu. Dabei hat der Sender vorher noch nicht einmal auf UKW, sondern lediglich Mittelwelle gesendet – und die ist nun wirklich tot in der Schweiz, aus und vorbei.
Den Wechsel aber machten die meist älteren Hörer soweit mit und legten sich ein DAB-Radio zu. 10 % der eidgenössischen Haushalte sollen jetzt schon eins haben. Na, wenn das mal nichts ist.
Und die Lösung?
Das Problem der Lösung ist seit langem bekannt: Beendet den Simulcast-Betrieb, zwingt die Sender endlich zur Digitalisierung und rettet sie damit endlich vor sich selbst. Andernfalls werden die meisten heutigen Sender schon in naher Zukunft in die Bedeutungslosigkeit abrutschen und einen Großteil ihrer Hörer an Internetradios verlieren. Die Zeit der großen Sender wäre damit Geschichte.