Eine erste deutsche Studie zum Thema Podcast sieht hohe Wachstumsraten und ein enormes Potenzial für Podcasts. Wer noch von Anfang an mit dabei sein möchte, sollte schnell einsteigen.
Neben dem Apple-Musikportal iTunes bieten sieben weitere Portale wie Podster.de oder Dopcast Podcasts an. Alleine bei iTunes stehen gegenwärtig mehrere 10.000 Podcasts zur Nutzung bereit. Die beiden deutschen Portale Podster.de und Dopcast verzeichneten im März dieses Jahres zusammen knapp 180.000 Unique Visits, während der Norddeutsche Rundfunk im Mai den Millionsten Download eines seiner Podcasts vermeldet.
Momentan sind es vor allen Dingen innovative Großunternehmen, experimentierfreudige Computerfreaks, Medienunternehmen und dort besonders Radiostationen, die Podcasts anbieten. Besonders für Hörfunksender ist es technisch ein Leichtes, seine "On-Air-Inhalte" in orts- und zeitunabhängig nutzbare Podcasts zu verwandeln (obwohl dies dann eigentlich eher ein Radio-on-demand-Angebot ist).
"Endlich Radio zum Zurückspulen", freute sich dann auch ein Radio-Podcast-Anbieter im Interview mit dem Medienwissenschaftler Sebastian Breßler, der im Berliner Marketing- und Medienforschungsinstitut "House of Research" als Projektleiter für die aller erste wissenschaftlich-empirische Untersuchung zum Thema "Podcast" in Deutschland verantwortlich zeichnet. Das Institut hat sich auf eigene Rechnung des neuen Mediums angenommen und eine umfangreiche Studie vorgelegt, die verlässliche Daten liefern soll zu Themen wie: Wer bietet mit welchen Motiven Podcasts an und nutzen die Hörer diese Angebote?
Chancen und Risiken für das Radio
Dabei haben sich die Medienforscher zunächst auf Radiosender konzentriert. Und dies nicht ohne Grund: Mit jedem Marktzutritt eines neuen Mediums sehen sich die Etablierten bedroht – trotz der Einsicht der Medienforscher, dass neue Medien die „Alten” kaum verdrängen, sondern eher ergänzen. Unter den 250 Podcast-Nutzern, die House of Research online befragt hat, ist die Tendenz klar: ein Drittel gibt an, dass sie tatsächlich das herkömmliche Radio seltener nutzen – aber Radioinhalte, auf Podcast übertragen, sind durchaus gefragt in der Gemeinde der Podcast-Nutzer.
Die Podcast-Angebote der Radiosender bestehen meist aus Nachrichten, Comedy und Kultur. Musik wird wegen der urheberrechtlich noch unklaren Situation derzeit selten per Podcast verbreitet.
Im Unterschied zum Radio, das wesentlich ein „Nebenbei-Medium” geworden ist, laden sich die Nutzer Podcasts bewusst auf ihre MP3-Spieler und hören sie aufmerksamer an: In der Tat auch ein „Radio zum Zurückspulen”, wie der erwähnte Radiovertreter meinte.
Und so scheint der Podcast insbesondere für das Radio eine ideale Ergänzung: Zum einen erreicht der Sender mit eigenen Podcasts die jungen, innovativen und „technik-affinen” Menschen, die dem Radio ihre Treue aufzukündigen drohen, weil sie es als hausbacken und altmodisch empfinden.
Für das Image ist es allemal gut, einen Podcast anzubieten. Und so prognostizieren die Experten von House of Research eine rasante Entwicklung – wenige Radiosender werden es sich in Zukunft leisten können, ganz auf Podcasts zu verzichten. „Das finanzielle Risiko, in einen Podcast zu investieren, ist verschwindend gering”, fasst Breßler die Aussagen der Radiovertreter zusammen und ergänzt selbst: „ ... im Vergleich zum Risiko, eine Chance zu verpassen”.
Nutzerzahlen werden weiter steigen
Das mag so auch für viele andere Unternehmen, Organisationen und Institutionen gelten – zumal die gegenwärtigen Nutzer von Podcasts eine interessante Zielgruppe sind: "Wer denkt, dass Podcasting eine esoterische Beschäftigung von Computerfreaks ist und bleibt, täuscht sich gewaltig", meint der Politologe und Marktforscher Dirk Martens, Geschäftsführer von "House of Research". Podcasts sind bereits jetzt deutlich über dieses Umfeld hinausgewachsen. Aber das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Theoretisch ist es zur Zeit so groß wie die Zahl der Haushalte mit DSL-Anschluss, also in Deutschland gut 13 Millionen Wenn sich die Technik des Downloadens der Podcasts z. B. durch stärkere Verbreitung von Handys mit Internatanschluss und Festplatte vereinfacht, kann das Podcast-Potenzial jedoch noch darüber hinaus gehen.