In München und Nürnberg erprobt die Bayern Digital Radio GmbH regionale DAB-Versorgungszonen im Band III. Der Vorgriff auf die Ergebnisse der Genfer Wellenkonferenz schafft zugleich neue Kapazitäten für das Handy-TV.
Was sich bereits für die landesweiten Digital Radio Programme bewährt hat, soll nun auch für die lokalen Stationen übernommen werden: die Nutzung des Band III im Frequenzbereich 174 – 240 MHz. Die Bundesnetzagentur hat dem Sendernetzbetreiber Bayern Digital Radio GmbH zeitlich befristete Lizenzen erteilt, um für die Städte München und Nürnberg die bisher im L-Band ausgestrahlten Programme in das Band III zu übernehmen. Für die Zeit bis zum 31.12.06 wurde für München der Kanal 11C und für Nürnberg der Kanal 12A zugeteilt. In Abstimmung mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien BLM wird die Umstellung für München am 9. Juni und voraussichtlich am 14. Juni auch für Nürnberg erfolgen.
Die flächenmäßige Abdeckung wird durch den Wechsel weitgehend beibehalten. Die langfristige Planung in Bayern über 2006 hinaus sieht vor, den dauerhaften Betrieb aller lokalen Digital Radio Hörfunkprogramme im Band III abzuwickeln.
Das L-Band ist umstritten
Selbst von eingefleischten Digital Radio-Hörern wird die Radioversorgung über das L-Band immer wieder kritisiert. Das L-Band verwendet erheblich höhere Frequenzen bei 1.400 MHz. Hohe Frequenzen werden von Fenstern und Mauerwerk deutlich stärker gedämpft als die niedrigen Band-III-Frequenzen. Um eine Versorgung innerhalb von Gebäuden sicherzustellen sind im L-Band mehr Senderstandorte erforderlich. Ein grundlegendes technisches Problem ist eine gute L-Band -Versorgung nicht, wie Nutzer des E-Plus-Mobilfunknetz bestätigen werden, deren Handys im Bereich von 1.800 MHz arbeiten, für die kleineren, lokal ausstrahlenden Rundfunksender wird eine solche Versorgungsqualität aber schnell zu einer Kostenfrage.
Handy-TV kann L-Band-Kapazitäten nutzen
Die durch eine Umstellung freigesetzten L-Band-Kapazitäten können für das Handy-TV verwendet werden. Die kleinen Mobiltelefone profitieren von den hohen L-Band-Frequenzen. Hohe Frequenzen erfordern kleine Antennen, die sich sehr gut in ein Telefongehäuse integrieren lassen.
Für Digital Radio-Hörer hat diese sich abzeichnende Entwicklung neben der Chance auf eine bessere Gebäudeversorgung noch einen weiteren positiven Aspekt: Mittelfristig könnten DAB-Radios mit reinem Band-III-Empfänger ausreichen. Damit steigt das empfehlenswerte Geräteangebot und die durchschnittlichen Preise für ein DAB-Digitalradio sinken um 30 bis 45 Euro. Neben Deutschland setzt man nur in Frankreich und Kanada das L-Band zur DAB-Radioversorgung ein.
Wellenpläne
Der befristete Betrieb lokaler DAB-Versorgungszonen im Band III ist als Vorgriff der zu erwartenden Ergebnisse der augenblicklich laufenden regionalen Wellenkonferenz bei der ITU in Genf zu verstehen. Dort werden derzeit Beratungen darüber geführt, wie Funkfrequenzen für Radio- und Fernsehen grenzübergreifend koordiniert werden müssen, um genügend Kapazität zu erhalten und gegenseitige Störungen zu vermeiden. Deutschland möchte für DAB zwei zusätzliche Band III-Bedeckungen erhalten. Eine Bedeckung soll großflächig erfolgen, eine weitere Bedeckung soll regional angelegt werden.