Nun ist das neue, bundesdeutsche DABplus-Ensemble noch gar nicht in der Luft, schon machen die Kritiker erneut mobil. Doch liegt dem Sperrfeuer diesmal die Erkenntnis zugrunde, den Zug in die Zukunft verpasst zu haben?
Bislang ist die Welt der Radiomacher weitgehend in Ordnung. Auf UKW dudeln die Programme, sie werden gehört und die Werbung spült gutes Geld in die Kasse. Über DAB konnte man müde lächeln. Kaum neue Programme und wenige DAB-Radios, die sich in homöopathischer Dosis in den 16 Bundesländern zur Wirkungslosigkeit verdünnten, stellten keine Bedrohung des Quasi-Oligopols dar.
Das Internetradio kommt über den Status eines Achtungserfolgs nicht hinaus. Mit 15.000 Programmen sind die meisten Hörer schlicht überfordert. Mobil und bei der Arbeit kann das Webradio gegen UKW als Verbreitungsweg ohnehin nicht ankommen.
Jetzt, wo sich eine kleine Rotte von Programmveranstaltern zusammengetan hat, um das Radio unter der Rahmenbedingung des flächendeckenden Radioempfang in ganz Deutschland zu denken, kriechen die Kritiker wieder aus den Löchern. Die Nachrichtenagentur DPA findet DAB sei das Radio, das niemand hören wolle, medienpolitische Sprecher ausgerechnet der Marktliberalen FDP in Niedersachsen wollen gute Gründe gegen DAB ausgemacht haben.
Dahinter stecken vor allen Dingen Ängste, die neu gedachten Radioprogramme könnten beim Hörer verfangen, indem sie Nischen geschickt besetzen und sich nicht länger an regionalen Belangen ausrichten. Eine Angst, die im Augenblick noch unbegründet ist, denn mit DAB+ fängt man bei der Verbreitung praktisch bei Null an. Bis zu einer Marktrelevanz wird noch einiges an Zeit vergehen.
Die diskutierte Passage des Entwurfs zum neuen Telekommunikationsgesetz, die vorsah, dass ab 2015 alle verkauften Radios einen Digitalradiotuner haben sollen, ist nach Angaben von „Sat & Kabel“ angeblich wieder gekippt worden. Eine nette Hilfestellung für DAB wäre das geworden, aber wohl auch ein ordnungspolitischer Faux-Pas.
Nun ist es so, dass die DABplus-lizenzierten Radiomacher den Aufbau des Funknetzes selbst bezahlen müssen. Das drängt die beteiligten Radiomacher bei der Vermarktung des Programmpakets erstmals zu Entschlossenheit. Dass sich sogar Radiohersteller an dieser Entwicklung beteiligen, ist nicht nur eine industriepolitische Novität, sondern zeigt, dass die vielfach beschworene marktgetriebene Entwicklung dem neuen DAB-Anlauf mit in die Wiege gelegt wurde.
Mit diesem Konzept besteht nun tatsächlich das Risiko, dass DAB beim Hörer ankommen wird. Die UKW-Verfechter scheint das derart zu alarmieren, dass sie schon weit im Vorfeld beim Konsumenten eine schlechte Stimmung verbreiten wollen. Im nächsten Jahr werden die Hörer im Radiogeschäft erstmals ein eigenes Urteil abgeben können. Unsere Leser wollen zu 64 % darauf achten, dass ihr nächstes Radio DABplus empfangen kann. Wäre das Bild der Abstimmung für alle reinHÖREN-Leser repräsentativ, sind 32.000 DABplus-Empfänger schon so gut wie verkauft.
Mitglied seit
14 years 5 monthsDAB / DAB+ in Deutschland
Dass Schnarchzapfen sich daran stören, wenn ihre Ruhe durch quirlige Menschen gestört wird, ist ja nichts Neues.
Die Behäbigen werden auch beim Digitalradio das Nachsehen haben, weil sie schon wieder mal zu spät dran sind ...
Oder ist Überheblichkeit der Grund für die ablehnende Haltung? Oder gewisse finanzielle Interessen? Oder alles zusammen?
Egal wie, DAB / DAB+ kommt jetzt bald in die Gänge. Zum Glück.
Die Bremser können es nicht mehr verhindern. Sie werden sich hinterher ihre Haare raufen und zur Einsicht kommen: "Hätten wir doch bloß ..., dann könnten wir jetzt mitmischen."
Mitglied seit
16 yearsKeine leichte Aufgabe
DAB+ in die Gänge zu bringen, wird keine einfache Aufgabe. Die "Behäbigen" überlassen das Investitionsrisiko den neuen DAB+-Aktivisten. Wer genug UKW-Frequenzen ergattert hat, kann sich aus heutiger Sicht das Geld für DAB sparen. Es braucht schon einen inhaltlichen Impuls, der von DAB+ ausgehen muss, um Schwung in diese Entwicklung zu bringen.