Das Klassik Radio aus Augsburg gibt insgesamt 20 UKW-Frequenzen kleinerer Leistung auf. Die so eingesparten Finanzmittel sollen zum Aufbau eines eigenen Streamingdienstes aufgewendet werden. Mit dem Internetradio und der Ausstrahlung im bundesweiten DAB-Digitalradiopaket gibt es Verbreitungsalternativen, die kleine UKW-Sender durchaus schon verzichtbar erscheinen lassen.
Es ist ein Signal zur Digitalisierung des Hörfunks. Ein privatwirtschaftlicher Radioveranstalter trennt sich von UKW-Frequenzen, die man in all den Jahren des festgefahrenen Frequenzmangels mühsam zusammen gesammelt hatte. Nachdem man im letzten Quartal 2014 mit 1,73 Millionen Streamabrufen pro Monat online eine neue Bestmarke erzielt hatte, stellte sich die Frage, welchen Stellenwert UKW-Kleinsender zwischen 60 und 500 Watt in immer besser mit DAB und Internet versorgten Empfangsgebieten noch haben. Für viele Privatradios ist es schlichte Realität, dass sie sich mit kleinen “Restfrequenzen” begnügen müssen, um ihre Verbreitungsgebiete auszudehnen und ihre Hörerschaft in 100er-Schrittchen zu erhöhen. Ulrich Kubak, Vorsitzender der Klassik Radio AG, glaubt das Geld für diese Krümelverbreitung besser in die weitere Digitalisierung des Sender investieren zu können.
Die Hörerzuwäche im Internet und in kleinerem Rahmen auch im Digitalradio sind sind doch beachtliche Entwicklungspfade. Das Kostenproblem des Simulcast, in einer Zeit, in der UKW, IP und DAB+ gleichermaßen bedient werden wollen, lässt sich durch eine strategisch-regionale Gewichtung zumindest mildern.
Natürlich stehen die starken UKW-Frequenzen in Berlin, Hamburg oder Stuttgart heute nicht zur Debatte, denn sie sind unverändert der Reichweitenträger Nummer eins und bilden das wirtschaftliche Rückrat. Für die Zukunft spielen aber die digitale Verbreitungswege eine immer stärkere Rolle.
Klassik Radio als digitale Musikmarke
Klassik Radio plant mit seinen 16 Online-Kanälen eine eigene Streaming Plattform aufzubauen, um sich für einen bestimmten Musikgeschmack als potenter Anbieter neben Spotify und Konsorten zu positionieren. Es sind gerade Nischenprogramme, die von der bundesweiten Digitalradio-Verbreitung profitieren und zugleich eine besonders treue Hörerschaft an sich binden, die bereit ist, dem Programm ins Internet und/oder ins Digitalradio zu folgen. Je unverwechselbarer und profilierter ein Programm ist, desto besser gelingt der Prozess, hin zum Digitalen.
Jetzt von einer Wendemarke in der Diskussion um ein Ende der UKW-Verbreitung zu sprechen, wäre gleichwohl weit überzogen. Das Klassik Radio hat keineswegs den ökonomischen Selbstmord angekündigt, aber doch – wenigstens symbolhaft - Weichen gestellt, die klar machen, dass das Klassik Radio die Herausforderung als Radioanbieter in der digitalen Welt zu bestehen angenommen hat.
Mehr Informationen gibt es hier: http://www.klassikradioag.de/konzern/media-relations/meldungen/pressemeldungen/index.html
Die Radiowoche hat zudem eine Liste mit von der Einstellung betroffenen Frequenzen veröffentlicht: http://www.radiowoche.de/klassik-radio-startet-digitalisierung-und-schaltet-ukw-frequenzen-ab/