Wer sich heute einen DAB-Empfänger kauft, möchte Neues hören. Töne, die man dem UKW-Radio nicht entlocken kann. Zum Beispiel von so genannten Spartensendern. Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist das Kölner „domradio“. Seit dem 30. Juli 2004 ist das „domradio“ in ganz Nordrhein-Westfalen digital zu empfangen.
Es nennt sich „der erste kirchliche Sender“ Deutschlands. „Wir sind aber kein Verkündigungsradio“, grenzt sich Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gleich gegen andere Angebote wie etwa Radio Horeb in Bayern ab.
Mit softer, populärer Rock- und Popmusik überrascht der Sender alle, die ihn das erste Mal hören. Neben Rod Steward und Eric Clapton finden auch Musiker aus deutschen Landen Gehör - darunter viele kölsche Interpreten.
Das Programmschema bietet außerdem viel Platz für sozialkritische Themen einschließlich Beratung ("Berufstätige Mütter = Rabenmütter?" u. v. m.), Kulturthemen mit Autoreninterviews (Peter Merseburger u. a.) oder auch mal einem Bericht über Castelgandolfo ("da, wo der Papst Urlaub macht").
Die kirchlichen Inhalte drängen sich nicht in den Vordergrund: Morgens und abends gibt's Liturgisches, zu jeder vollen Stunde kurze biblische und literarische Texte - die können dann auch einmal von Wilhelm Busch oder Bertolt Brecht sein!
Offenbar trifft der werbefreie, vom Bildungswerk der Kölner Erzdiözese getragene Sender den Geschmack der Zeit. „Wir bekommen ganz überwiegend sehr positive Rückmeldungen - aus allen Altersstufen“, berichtet Pressesprecherin Gertrud Bliersbach, „viele sind überrascht, dass ein ‚kirchlicher Sender‘ so weltlich sein kann.“
Hoffungsträger Digital Radio
Neue Technologie hilft dem Kirchensender mehr als ‚der gute Draht nach oben’. „domradio“ sendet im Bereich des Erzbistums Köln und weiten Teilen NRWs im Kabel, ferner über Satellit (Astra 1C und ADR) und im Internet) - aber eben nicht über UKW. Frequenzen sind schwer zu bekommen: Eine „hoffnungsvolle Entwicklung“ für das Domradio sieht Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen deshalb „nur durch Voranschreiten der Technologie“.
Der Einstieg ins Digital Radio war daher nur folgerichtig. So startete das Domradio in Rheinland-Pfalz und zwar in den Bereichen der Bistümer Limburg, Trier, Speyer und Mainz. Vor einem Monat hat man das Digital Radio-Ensemble in Rheinland-Pfalz wegen Finanzierungsunsicherheiten verlassen. Dafür sendet das Domradio seit dem 30. Juli 2004 nun in ganz Nordrhein-Westfalen.
Angedacht sind weitere Schmankerl für Digital Radio-Hörer: Im Webauftritt von „domradio“ sind bereits sehr viele Nachrichten und Audiodateien eingestellt. Brüggenjürgen kann sich deshalb „Schnittstellen“ zwischen Internet und Digital Radio vorstellen, wobei spezielle Fähigkeiten von DAB ausgenutzt werden: Zur gerade ausgestrahlten Sendung können programmbegleitende Informationen und Grafiken per DAB empfangen werden. Erst einmal versucht das Domradio, seine Hörer auf die digitalen Radiowellen zu lotsen. Hierzu werden auf der Domradio-Webseite Digital Radio-Geräte zum Einkauf angeboten. Verkauf und Lieferung übernehmen dabei externe Partnerfirmen. Lokal und regional sollen die Werbemaßnahmen den Handel motivieren, ebenfalls Digital Radios ins Angebot aufzunehmen.