An DAB+ wird in Zukunft kein Weg vorbeiführen, so das Fazit bei den diesjährigen Medientagen in München. Dies gilt auch für Länder wie Österreich, die im Moment keine DAB-Programme ausstrahlen. Sowohl die Digitalsierung aller Medien als auch die zunehmenden Forderungen nach einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit machen es immer schwerer, sich einer Umstellung auf DAB zu entziehen. Das wurde bei einer Panel-Diskussion deutlich, zu der die Medientage München gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk eingeladen hatten.
Eberhard Sinner, der medienpolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, betonte in seinem einleitenden Vortrag die große Bedeutung von DAB+ für die Zukunft des Radios. Es sei allerdings wünschenswert, wenn die poltischen Weichenstellungen dafür etwas zügiger vorangetrieben würden. Dass man sich bei der Einführung von DAB+ nicht schneller bewege, sei auch deshalb bedauerlich, weil die technischen Voraussetzungen in Bezug auf Sendeleistung und marktfähige Endgeräte inzwischen erfüllt seien. Sinner warb, gerade für den Alpenraum biete DAB+ zudem die Möglichkeit, die Hörer grenzüberschreitend mit wichtigen Serviceinformationen, insbesondere Verkehrsinformationen, zu versorgen. Damit könne DAB+ auch einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung eines einheitlichen Verkehrsraums in Europa leisten. „Man muss nur wollen“, betonte Eberhard Sinner abschließend, dann stehe einer weiteren Verbreitung von DAB+ nichts im Weg.
Das Projekt eines länderübergreifenden und präziseren Verkehrsservices auf Basis von DAB+ stellt auch nach Ansicht von Herbert Tillmann eine große Chance dar. Der Direktor für Produktion und Technik des Bayerischen Rundfunks machte deutlich, dass die technischen Voraussetzungen für bessere Verkehrsinformationen bereits vorhanden sind. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern wie Polizei oder ADAC gebe es mittlerweile eine Informationsdichte, die beispiellos sei und die „nur noch ausgestrahlt werden muss“. So wäre es möglich, Autofahrer zwischen München und Bozen immer mit den besten Informationen zu versorgen. Ein großes Problem sei allerdings, dass der DAB-Betrieb in Österreich eingestellt worden sei.
Norbert Grill, der Geschäftsführer der Österreichischen Rundfunksender GmbH, die für den ORF und private Veranstalter die Sendeanlagen betreibt, führt die mangelnde DAB-Begeisterung jenseits der Alpen vor allem auf den mangelnden Enthusiasmus der großen Programmanbieter im österreichischen Radiogeschäft zurück. Aus finanziellen und wettbewerblichen Gründen hätten diese kein Interesse an einer Umstellung auf DAB+. Natürlich wisse auch er, „dass die Cash Cow UKW nicht für die Ewigkeit sei“, dieses Bewusstsein habe sich aber noch immer nicht überall durchgesetzt. Mittelfristig gehe er aber davon aus, dass sich DAB+ auch in Österreich durchsetzen werde. Noch fehle aber ein Konzept dafür.
Große Begeisterung für das Thema DAB+ herrscht hingegen in Südtirol. Georg Plattner, Direktor der Rundfunk-Anstalt Südtirol, zeigte sich sehr offen für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Gerade um etwa Verkehrsströme grenzüberschreitend lenken zu können, sei es wichtig, mit Partnern aus Bayern, Österreich und der Schweiz zusammenzuarbeiten. Auch in der Schweiz stehen die Verantwortlichen dem Verkehrsservice-Projekt insgesamt positiv gegenüber, wobei aus Sicht von Thomas Saner, Leiter der strategischen Versorgungsplanung von SRG SSR idée suisse, die Frage der programmlichen Einbindung des Verkehrsservices noch genauerer Planung bedürfe. Insgesamt aber habe die Schweiz mit DAB sehr gute Erfahrungen gemacht. So läge etwa die Indoor-Versorgung mit DAB in der Schweiz derzeit bei 95 Prozent, betonte Saner.