Die Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz und die FH Kaiserslautern haben Ergebnisse aus umfassenden Laboruntersuchung über den störungsfreien Einsatz von DRM+ und HD-Radio im UKW-Bereich veröffentlicht. Aus technischer Sicht, ist DRM+ im Vorteil.
Es ging bei den Untersuchungen im Kern um die Frage, ob man mit den Übertragungsstandards DRM+ und HD-Radio, ein für Deutschland geeignetes Szenario zur Digitalisierung des UKW-Rundfunkbandes entwickeln kann. Die FH Kaiserslautern untersuchte hierzu in erster Linie, ob Störungen mit analogen UKW-Sendungen sowie im angrenzenden Funkband der Polizei und Feuerwehr (85 MHz, also unterhalb von UKW) sowie dem Flugfunkbereich (ca. 118 MHz, also oberhalb von UKW) zu erwarten sind.
Die Untersuchung im Auftrag der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz wurde von der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) unterstützt. Die Ergebnisse wurden von Messingenieuren der Bundesnetzagentur begleitet und deren Richtigkeit bestätigt. Die Untersuchung hat somit bundesweite Signalwirkung.
Die Ergebnisse überraschen Fachleute wenig. HD-Radio ist in der bisherigen Form im deutschen UKW-Rundfunk kaum einsetzbar. „Technisch gesehen ist HD-Radio aber prinzipiell mit dem UKW-Umfeld verträglich, wobei Störungen gerade in den 200 KHz-Abständen auftreten”
DRM+ technisch im Vorteil
Für DRM+, einer Variante des auf Kurzwelle verwendeten Übertragungsverfahrens DRM, fällt das Urteil hingegen besser aus: „DRM+ erfüllt die europäischen Sendenormen und ist mit einer Bandbreite von knapp unter 100 kHz konform zum UKW-Raster. DRM+ kann flexibel zur Umstellung einzelner analoger UKW-Sender oder zum Betrieb neuer
digitaler Sender prinzipiell in das UKW-Umfeld eingeplant werden”, resummiert die FH Kaiserslautern in ihrem Bericht.
Flugsicherung hat grundlegende Bedenken
Keines der beiden Systeme lässt Betriebsstörungen im Polizeifunk oder Flugfunk befürchten, allerdings - so vermeldet der Bericht – gäbe es auf Betreiberseite der Flugfunkdienste „grundsätzliche” Bedenken, dass der Flugnavigationsfunk gestört werden könnte. Dort lehnt man einen Einsatz dieser Systeme kategorisch ab.
Grünes Licht für Feldversuche
Dessen ungeachtet führen die Untersuchungsergebnisse aus Kaiserslauetern zur Freigabe der geplanten Feldversuche. Die Bundesnetzagentur erteilte nunmehr entsprechende Versuchslizenzen:
- Versuch mit DRM+ in Hannover vom 20.11.2007 bis 29.02.2008
- Versuch mit HD-Radio in Heidelberg vom 1.12.2007 bis 29.02.2008
- Versuch mit DRM+ in Kaiserslautern vom 1.03.2008 bis 31.05.2008 im Anschluss an den Versuch mit HD-Radio in Heidelberg.
Joachim Lehnert, Technischer Leiter der LMK, zeigt sich zufrieden, dass es in Kooperation mit den rheinland-pfälzischen Partnern und weiteren engagierten Beteiligten aus ganz Deutschland gelungen ist, den Nachweis zu erbringen, dass die Digitalisierung des UKW-Hörfunks technisch grundsätzlich machbar ist.
Digital-UKW ist mehr als eine Technikfrage
Fragen nach der Marktakzeptanz beantwortet der Untersuchungsbericht natürlich nicht. Hier wären andere Experten gefragt. Die richtige Weg für die Digitalisierung des UKW-Rundfunks hat nicht nur eine technische Seite. So spricht für HD-Radio die Verfügbarkeit geeigneter Endgeräte, weil das System in den USA bereits im Einsatz ist und langsam steigende Verkaufszahlen registriert werden können. Ferner kann HD-Radio darauf verweisen, eine sanfte Migration zu erlauben, weil das analoge und das digitale Sendesignal simultan ausgestrahlt wird, ohne dass herkömmliche UKW-Radio deshalb unbrauchbar werden. DRM+ sorgt beim Einsatz für „rauschende UKW-Kanäle” im UKW-Radio, entwertet UKW-Radios also schrittweise.
Hans-Dieter Hillmoth, VPRT-Vizepräsident Radio- und Audiodienste sowie Geschäftsführer der Radio/Tele FFH zeigte sich in einem Interview mit der Zeitschrift „CUT” (Ausgabe 11/2007) besorgt über diese neuen Radiobaustellen: „Ich habe da ein flaues Gefühl. Wenn man jetzt noch einen Übertragungsweg forciert, wird es wirklich unübersichtlich ...”, findet er und hat da vor allen die Konsumenten im Blick, die sich angesichts immer weiterer Diskussionen, in Zurückhaltung bei der Anschaffung digitaler Endgeräte üben könnten.
Mehr Informationen:
(http://www.fh-kl.de/~drm)