Es ist still geworden um Digital Radio Mondiale. Hauptgrund: Die Hersteller sind nicht motiviert den Standard zu unterstützen. Der DRM-Push kommt von Osten: Russland und China wollen DRM-Radios produzieren. In den USA ist man bisher so gar nicht an DRM interessiert. Ausgerechnet Alaska, also der entlegenste Bundesstaat, will DRM-Tests durchführen.
Was haben Russland, China und Alaska gemeinsam? Richtig: Viel Fläche. DRM - also die digitale Version für den Rundfunk auf Kurzwelle - kann hier seine Vorzüge besonders gut zur Geltung bringen. Während DRM für die USA bisher ein ganz klein gehaltenes Thema ist, findet man es in Alaska interessant genug, um es auszuprobieren.
Die Firma Digital Aurora Radio Technologies in Delta Junction (ca. 180 km südlich von Fairbanks) hat von der Regulierungsbehörde FCC die Genehmigung erhalten, DRM-Test bei 5, 7 und 9 MHz durchzuführen. Schon beim Firmennamen zuckten wir hier zusammen: Hat diese Firma etwas mit den militärischen Ionosphärenforschungen des HAARP-Projektes zu tun? Die HAARP-Anlage steht unserer Erinnerung nach allerdings viel weiter nördlich, aber der Umstand, dass wir unter dem Firmennamen keine Internetseite gefunden haben, legt einen militärischen Zusammenhang nahe.
Ausgerechnet Alaska
Das Online-Magazin 26MHz.us hat aber sogar Zitate von der Firma zu den Versuchen. Demnach will man untersuchen, ob DRM geeignet ist, ganz Alaska zuverlässig mit digitalen Radioprogrammen zu versorgen. Gerne würde man auch mit einem Kanal breiter als 10 kHz Versuche machen (vermutlich um mehrere Programme simultan zu übertragen). Als Antennenanlage - und hier gibt es die Verbindung zum Militär - soll ein ausgedientes Überhorizont-Langstreckenradar zum Einsatz kommen. Kurzwellenhörern des Kalten Krieges sind diese Anlagen als „Woodpeecker” noch in Erinnerung. Der Hersteller Continental Electronics hält die Antennencharakteristik für ideal, solche Versuche durchzuführen. Die Tests sollen zeigen, wie weit unterhalb von 100 kW die Sendeleistung angesiedelt werden kann, bei der dennoch eine gute Versorgung ganz Alaskas erreicht wird. Die Station wir auf das Rufzeichen WE2XRH hören.
Newsstar DRM
Aus China kommt das derzeit interessanteste Gerätemuster für ein DRM-Radio. Die Firma Chengdu Newstar Electronics (CDNSE) hat einen Prototypen gebaut, der nun in Europa getestet werden soll. Das Radio, der WR608, ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit des Chipherstellers Mirics und Chengdu (reinHÖREN berichtete). Der RCSS-Engine des Prozessor bietet dabei die technischen Basis und soll durch seine hohe Integration die Bauteilkosten massiv senken. Die Architektur erlaubt die Dekodierung etlicher Digitalradio-Standards (DAB, DMB, DRM und HD-Radio), MP3, MP4, E-Books und dank 2D-Grafikbeschleuniger sogar Spiele. Bei den Eckdaten wundert es nicht, wenn das DRM-Radio eigentlich mehr nach einem Multimediaplayer aussieht. Der LCD-Bildschirm dominiert das Gerätebild und wird vermutlich einen komfortablen Abruf des Journaline-Textdienstes ermöglichen. Der Mirics-Chipsatz MSi001 bietet einen Empfangsbereich von analoger Mittelwelle bis zum L-Band.
Auf den NewStar WR608 darf man also gespannt sein. Die Firma Thomson hat den Prototypen auf der IBC 2007 bereits gezeigt. Angeblich ist man bei Chengdu aber offen für Gespräche mit OEMs.