Neu sollen auch kleinere Radiostationen eine Plattform für die digitale Verbreitung ihrer Programme erhalten. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) erteilt der Digris AG eine Funkkonzession für den Betrieb von DAB+-Inseln in der ganzen Schweiz.
Die Digris AG beabsichtigt bis 2015 den Aufbau von DAB+-Antennen in größeren Ballungsräumen der Schweiz. Diese Plattform soll vor allem nicht-kommerziellen sowie über das Internet verbreiteten Radiostationen die digitale Verbreitung ihrer Programme ermöglichen. Die Digris AG setzt hierfür eine neue, softwaregestützte Technologie ein, die mit wesentlich tieferen Kosten auskommt, als dies bei der Bedienung der bestehenden großräumigen DAB+-Sendegebiete der Fall ist. Dieses "Software Defined Radio" genannte System wurde vom Schweizer Unternehmen OpenDigitalRadio.Org entwickelt. Der Empfang ist mit allen herkömmlichen DAB+-Radiogeräten möglich.
Nebst der Funkkonzession besitzt die Digris AG eine gegenwärtig ungenutzte Konzession für die Veranstaltung eines DAB-Programms, die bei Betriebsaufnahme der DAB-Plattform wieder aktiviert wird. Als Programmkonzessionärin hat die Digris AG auf Gesuch hin Anspruch auf Beiträge aus der Technologieförderung, wenn sie eine eigene Plattform erstellt und betreibt. Dank dieser Bundesunterstützung, die 75 Prozent der Investitionskosten deckt, erhalten die interessierten Programmveranstalter einen wesentlich günstigeren Zugang zur Digris-Plattform.
Gegenwärtig produziert die Digris AG eine von Nutzern gestaltete, über das Internet verbreitete Programmplattform namens "Openbroadcast". Mit der Erteilung der Funkkonzession wird der Verein "Limus" einen Aktienanteil der Digris AG übernehmen. Limus vereinigt die in den Verbänden UNIKOM und ASROC organisierten nicht-kommerziellen Radios und Webradios. Die Digris AG will noch dieses Jahr in Zürich und Genf die ersten DAB+-Inseln in Betrieb nehmen. Der Endausbau ist bis Ende 2015 vorgesehen.
Ausbau der DAB+-Verbreitungsnetze schreitet zügig voran
Die bisher konzessionierten DAB+-Netze sind für die großräumige Versorgung konzipiert: Heute sind in der Deutschschweiz zwei sprachregionale digitale Radioplattformen in Betrieb, je eine für die SRG- und die Privatradioprogramme. Jede Plattform enthält 12 bis 18 Programme. Eine dritte, regional gegliederte Plattform hat Ende 2012 im Großraum Aargau-Zürich den Betrieb aufgenommen. Sie wird im Sommer 2013 durch die Zentralschweiz und Ende Jahr die Region Basel ergänzt. Bereits Ende 2014 werden weitere regionale Netze in den Regionen Bern und Ostschweiz bereitstehen. Die Romandie wird in der zweiten Hälfte 2013 neben der bestehenden SRG-Plattform eine zweite DAB+-Bedeckung erhalten, auf der vorab die Privatradioprogramme der Westschweiz verbreitet werden. Das Konzept der Digris AG zielt auf eine kleinräumige, kostengünstige Versorgung und öffnet damit die digitale Verbreitung für weitere Programmanbieter. Die Erteilung der Konzession an die Digris AG ist somit einen wichtiger Schritt für einen zügigen Ausbau der digitalen Radioversorgung in der Schweiz, da neben der SRG und den kommerziellen Privatradios nun auch die nichtkommerziellen Radiostationen zu kostengünstigen Bedingungen die DAB+-Technologie nutzen können.
Damit dürfte der DAB+-Ausbau nicht abgeschlossen sein: Im Rahmen der Interessenabklärung, die das BAKOM im Frühling 2013 durchführte, wurden sowohl in der Deutsch- als auch in der Westschweiz Absichtserklärungen für weitere digitale Bedeckungen abgegeben.