Es sei ihm gegönnt in wirtschaftlich so schwierigen Zeiten: Der süddeutsche Privatsender RPR1 freut sich, dass seine Hörer in Sachen Innovationsfreude und Konsumlust nicht zu übertreffen seien. Abgeschlagen dagegen der öffentlich-rechtliche Konkurrent SWR3, der den Privatstationen im Süden ständig mächtig Dampf macht.
Ganz im Gegensatz zu den technologisch aufgeschlossenen Hörern steht dagegen das Handeln der Programmverantwortlichen: Immer wenn es um technische Innovationen geht, stehen die Privaten hinten an. Keine guten Voraussetzungen, um im kommenden Jahr die fetteren Werbebudgets abzuschleppen.
Durch die Konjunkturkrise sind die Werbung treibenden Unternehmen verunsichert, was sich direkt auf den nationalen und regionalen Werbemarkt niederschlägt. Zum Glück hat die in diesem Monat erschienene Verbrauchs- und Medienanalyse analysiert, welche Radiosender von den werberelevanten Zielgruppen in welcher Intensität gehört werden. Gewinner der Studie ist der private Hörfunk: Bei Sendern wie RPR1. erreichen Werbetreibende die konsumfreudigsten Deutschen daher am besten.
Die modernen Zielgruppen, in der Werbefachwelt „Performer“ und „Experimentalisten“ genannt, stellen nicht nur die attraktive Gruppe der „Digital Natives“ - Personen, die mit digitalen Medien wie dem Internet aufgewachsen sind -, sie weisen auch eine stabilere Neigung zu Konsum, Luxus und Spaß auf als beispielsweise etablierte oder konservative Milieus. Gerade diese jungen und modernen Zielgruppen stellen einen deutlich höheren Anteil an der Hörerschaft von privaten Radiosendern wie RPR1.
Die überproportionale Trendorientierung der eigenen Hörer hat auf die Innovationsfreude der Sender allerdings keinen Einfluss. Sie verweigern sich standhaft jeder Digitalisierungsbestrebung des Mediums Radio. Abgesehen von einigen Internet-Streams, mit denen sie kaum mehr als eine Handvoll Hörer erreichen, setzt nur der Südwestrundfunk auf das neue Zeitalter.
Wie sich der Widerspruch von Schein und Sein verträgt, das bleibt die Studie leider schuldig. Zugegeben, es war auch nicht ihr Auftrag. Sie soll nur die Werbetreibenden verführen und nicht die Hörer zu einem neuen Radio.