Nach dem sanften Druck der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) hat Mobile 3.0 das Ende seines DVB-H-Projektes am Rande der Münchener Medientage nun bestätigt.
Rudolf Gröger, Präsident von Mobile 3.0 und ehemaliger O2-Chef hat am Rande der Münchener Medientage die Rückgabe der DVB-H-Lizenz verkündet. In das Unternehmen hatten die Verlage Burda und Holtzbrinck viel Geld investiert, das sie nun vollständig abschreiben müssen. Gröger verlässt das sinkende Schiff ebenfalls.Die zurückgegebenen Lizenzen sollten jetzt bundesweit ausgeschrieben werden. Das ursprünglich vom Konsortium Mobile 3.0 avisierte Geschäftsmodell dürfte inzwischen jedoch hinfällig sein, gibt es doch genügend Mobiltelefone, die das freie DVB-T-Fernsehen empfangen können.
Noch ein Flop: Neue Radiozukunft per Handy
Die vagen Hoffnungen einiger Radiostationen in die Verbreitung ihrer Radioprogramme per Mobiltelefon haben sich ebenfalls nicht erfüllt. Zwar wird das Radio als Teil des Mobiltelefons auch weiterhin ständiger Begleiter der Hörer, doch als reichweitenstarke Verbreitungsplattform für neue Programme steht derzeit nur das Internet zur Verfügung, so die ernüchternde Stimmung auf einem Panel der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien bei den Medientagen München zu den Chancen und Perspektiven mobiler Plattformen für den Hörfunk.
90elf, das erste internetbasierte Fußballradio, habe am Wochenende zwar hunderttausende Hörer, jedoch vermarktbar sei das bisher nicht. Das musste Boris Lochthofen, Sprecher des Betreibers Regiocast, einräumen. Die Agenturen seien auf so ein Angebot zwischen Radio und Online noch nicht eingestellt. Der Erfolg bei den Hörern zeige jedoch, dass mit dem Thema Fußball eine hinreichend große Sparte gewählt worden sei, um eine neue Radiomarke etablieren zu können.
LoungeFM, in Österreich ursprünglich als UMTS-Radio gestartet, versteht sich dagegen als Spartenangebot für Entspannung und „Entschleunigung“. Es wird inzwischen über UKW, DVB-H und das Internet verbreitet. Geschäftsführer Florian Novak setzt langfristig vor allem auf das Mobiltelefon. Er traue dem mobilen Alleskönner sogar zu, dass für eine große Vielfalt an Nischenprogrammen Pay-Modelle am Markt zu realisieren seien.
Dagegen hält Kristian Kropp, Geschäftsführer von bigFM in Stuttgart, wenig von visionären Zukunftsszenarien für das Radio. Es gelte, besseres Radio zu machen sowie die eigene Marke konsequent zu stärken und diese ins Internet zu verlängern. Das sei seinem Sender mit der bigFM-Community gelungen, da sie wie das Radioprogramm bigFM den Nutzern dabei helfe, neue Musik zu finden und zu hören. Das funktioniere in der Region hervorragend, aber aufgrund der föderalen Strukturen nicht bundesweit. Die Radiobranche sei viel zu schwach, neue starke bundesweite Marken zu etablieren, da die Werbeindustrie viel zu lange brauche, solche Innovationen zu unterstützen.
Jens Merheim, Geschäftsführer der pilot Media-Agentur musste eingestehen, dass die Agenturen derzeit noch keinen Weg sehen, den stark fragmentierten Markt mit den vielen neuen Radioangeboten mit der anlogen Welt zu verbinden. Angefangen von der Preisgestaltung bis zu passenden Kunden sei noch völlig unklar, wie die teilweise sehr interessanten Einzelprojekte mit Werbung belegt werden könnten. Die schöne neue Radiozukunft müsse daher leider noch warten.