Die ARD-Intendanten haben sich ausdrücklich zum DAB-Neustart bekannt, der Privatradioverband VPRT hat sich ausdrücklich von DAB distanziert. Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk versucht den Schaden zu begrenzen.
In Branchenblättern hatte sich Hans-Dieter Hillmoth auf den DAB-Neustart eingeschossen. Hinter DAB sei kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zu erkennen. Die ARD erwiderte die Kritik unter der Überschrift „Der VPRT verzockt die Zukunft des Radios“.
Der Schlagabtausch artet in eine regelrechte PR-Schlägerei aus: "Unglaublich", so Hillmoth vom VPRT, "wie unbefangen die ARD die enorme Summe von 30 Millionen Euro in 'Digitalradio-Versuche' stecken will, wo doch ihre Konzepte mit Blick auf die Zukunftstauglichkeit des Systems weder den VPRT und nicht einmal die KEF überzeugt haben.“ Hillmoth geht davon aus, dass sich die VPRT-Mitglieder am 25. Juni 2009 gegen einen DAB-Neustart aussprechen werden. Das Internet stelle hingegen auf mittlere Sicht ein wesentliches Verbreitungsmedium dar.
Während der VPRT alte Argumente gegen DAB ins Feld führt, kramt die ARD antiquierte Vorurteile gegen die Webradiopläne des VPRT-Vorsitzenden heraus.
Wogen glätten
Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk versucht nun den Streit zu schlichten. Deren Vorsitzender Felix Kovac meint, Internetradio sei eine Realität, aber die Zukunft des Hörfunks sei das Web nicht. Zu teuer und nicht portabel genug. Da sei die Investition in DAB-Sendernetze eine Überlegung wert.
Dem Systemstreit erteilt der APR eine Absage. Es gehe doch vielmehr um die Verknüpfung der unterschiedlichen Vertriebswege, damit sich die Radioanbieter das für sie Günstige aussuchen können – digitale Terrestrik für massenattraktive Programme in ihrem Verbreitungsgebiet, Internet außerhalb des terrestrischen Verbreitungsgebietes oder für eng formatierte Zielgruppenangebote.
Eine geschichtswürdige Fehlzündung!
Der 2007 „Big-Bang“ getaufte Versuch, mit DAB+ und einer bundesweiten Verbreitung einen terrestrischen Neustart zu versuchen, wurde als ein einvernehmlicher Synchronsprung von Öffentlich-Rechtlichen und Privaten ins kalte Wasser der Radiodigitalisierung verstanden. Am heutigen Tage muss der Begriff vom „Big-Bang“ vielleicht als lauteste Fehlzündung der deutschen Radiogeschichte umgedeutet werden.