Vor rund zehn Jahren wurde der digitale Rundfunk auf Kurzwelle erstmals propagiert. Man verabschiedete sich damit zugleich von Überlegungen eines kompatiblen SSB-Systems mit Pilotträger. Kurzwellenhörer wie Rundfunker haben seitdem jede Menge Erfahrungen machen können. Nils Schiffhauer, von Anfang an Beobachter dieser Szene, resümiert im Folgenden seine Erfahrungen.
Wer meint, Digital hören sei ein Klacks gegenüber dem Empfang von Radio Tibet, der kümmere sich einmal um DRM. Digital Radio Mondiale, so die Auflösung dieser Abkürzung, ist eine 1996 - 98 aus der Taufe gehobene digitale Betriebsart, die dem internationalen Kurzwellenrundfunk wieder aufhelfen sollte, den die Beendigung des Kalten Krieges und das Internet-Zeitalter gleich von zwei Seiten in die Zange nahm. DRM kann mit herkömmlichen Rundfunkempfängern nicht gehört werden, verspricht aber im Gegenzug eine UKW-Mono-Empfangsqualität auf Kurzwelle. Trotz aller Vorteile scheint derzeit niemand DRM zu benötigen. Die Einführungsstrategie ist Musterbeispiel für eine technische gute Idee, die unter gleich mehrere Räder gekommen ist:
- anfangs wurden technisch interessierte Hörer damit verprellt, dass sie – bis heute, übrigens – eine Lizenzgebühr von 50 US- für ein Stück Decoder-Software zahlen sollten, die so genannte Fraunhofer DRM Engine
- als dann Volker Fischer und Alexander Kurpiers mit ihrer an der TU Darmstadt entwickelten Freeware „Dream” [2] die Profis auch im Funktionsumfang beschämten, gab es auf der Receiverseite weiterhin nur Notlösungen
- diese bestehen entweder in mehr oder minder umständlichen Modifikationen zumeist nicht ganz preiswerter Empfänger [3], Entwicklungsplattformen wie dem DRT1 [4] oder in wenigen Software-Defined-Radios (SDR) [5] - ausgenommen eine gleichermaßen teure wie umständliche Bastellösung [6], die ohne Modifikation auskommt sowie Burkhard Kainkas geniale Eigenbau-Receiver (darunter gar ein Röhrenaudion!)
- DRM-fähige Kofferradios kamen bisher nur als Modelle aus der Vorproduktion mit zumeist miserabel beurteilter Empfangsqualität und Netzanschluss (Grund: hoher Stromverbrauch der Mikroprozessor-Elektronik!) auf den Markt. [Stand: Februar 2007]