Die kleinen Smartphones sind echte Alleskönner. Unter anderem erlauben sie die Steuerung von Internetradios, Stereoanlagen, fungieren selbst als Internetradio oder verteilen Musik von Medienserver, Festplatte und Speicherkarte drahtlos in jeden Raum. Smartphone und Tablet-PC eröffnen Experimenten rund um Musik und Radio ein weites, spannendes Feld. Wir weisen den Weg in den Einstieg.
Reciva, Vtuner, TuneIn: Die Internetradio-Datenbanken, die in Webradiogeräten tausende Sender präsentieren, gibt es allesamt als App. Eine App ist ein kleines Anwendungsprogramm für Smartphones und Tablet-PC. Mit einer solchen App fungiert das Telefon selbst als Internetradio. Doch zugegebenermaßen ist die Lautsprecher-Klangqualität hinreichend eingeschränkt, um einem guten WLAN-Internetradio nicht zur Gefahr zu werden.
Wer ein Smartphone zu Hause als Radio nutzt, könnte natürlich aktive PC-Lautsprecher an das Smartphone hängen, nur steckt das Smartphone dann an der Kabellänge zum Lautsprecher fest. Interessanter ist es, den allerorten verbauten Bluetooth-Funkstandard mit der Übertragung des Musiksignals zu beschäftigen. Ursprünglich diente Bluetooth an Mobiltelefonen vor allen Dingen dazu, drahtlose Headsets und Auto-Freisprecheinrichtungen zu verbinden. Doch die meisten Smartphones verfügen über den stereofähigen Bluetooth-Übertragungsmodus A2DP. An der Stereoanlage braucht man nur einen Bluetooth-Empfänger, der das Signal entgegennimmt und auf ein Cinch-Kabel sendet. Damit ist das Smartphone wieder frei. Die Bluetooth-Reichweite ist mit zehn Metern zwar begrenzt, reicht für das Wohnzimmer aber in der Regel aus.
Mit einem Smartphone ergeben sich je nach Modell noch ganz andere Möglichkeiten: Man kann nicht nur die im Speicher oder externen Memory-Karten abgelegten Musikdateien zur Stereoanlage übertragen, man kann auch weitere Medienserver, sei es ein PC oder eine Netzwerk-Festplatte anzapfen und die dargebotene Musik übertragen. Ganz hartgesottene Mitmenschen verzichten beim Smartphone nicht nur auf einen Mobilfunkvertrag, sie sparen sich sogar die SIM-Karte für den Mobilfunk komplett und verbinden sich ausschließlich über das heimische WLAN ins Internet.
Unter 200 Euro ans Ziel
Viel Geld muss man heute nicht mehr ausgeben, um sich mit den Möglichkeiten eines Smartphones als Medienzentrale zu befassen. Sparfüchse greifen zum „Huawei Ideos X3“ (<-Amazon-Link). Für rund 100 Euro bietet das 3,5-Zoll-Smartphone WLAN und Bluetooth. Verglichen mit anderen Smartphones in der Preisklasse bis 200 Euro muss man nur wenige Abstriche machen. GPS für Ortungsaufgaben ist ebenso an Bord, wie das aktuelle Betriebssystem „Andoid 2.3 Gingerbread“. Die Materialien wirken schlicht, die Kamera macht nur flaue Bilder und der Prozessor arbeitet mit 600 MHz Taktfrequenz eher gemütlich. In der Praxis ist er aber eben doch ausreichend schnell. Der Original-Audioplayer kann leider nur wenige Audioformate wiedergeben. Hier muss man im Zweifel ein anderes Programm aus dem Android-Market wählen. PlayerPro und PowerAmp eigenen sich dafür. Wer sein Augenmerk nicht auf Videospiele und Filmwiedergabe legt, wird kaum etwas vermissen.
Mit einem starken Akzent auf die Medienwiedergabe stellt sich das „LG Optimus Hub“ (<-Amazon-Link) als möglicher Partner vor. Es kommt ab Werk mit Medienserver und der Verteilsoftware Medienshare daher und präsentiert sich als DLNA-zertifiziert im Rampenlicht. Die DLNA-Zertifizierung sorgt nach unserer Erfahrung für eine besonders zuverlässige Zusammenarbeit, wenn es darum geht, externe Medienserver anzuzapfen. Zudem bescheinigen Testberichte diesem Modell eine hohe Display-Leuchtkraft, was die Arbeit bei Tageslicht erleichtert. Der Preis liegt bei 150 Euro.
Im Augenblick ist das „Samsung Galaxy Ace“ (<-Amazon-Link) der Verkaufrenner bei den Smartphones unter 200 Euro. Der 800-MHz-Prozessor sorgt für eine flotte Bedienung, das Display ist ordentlich, die Kamera immerhin brauchbar und eine gute Softwareausstattung, die ebenfalls einen eigenen Medienserver beinhaltet, steht auf er Habenseite. Das Gehäuse sieht dem Iphone wie aus der Frontplatte geschnitten aus, wenngleich die Materialien preiswerter wirken. Die großen Smartphones können in der Sache nicht vieles besser: Sie sind ausdauernder, bieten deutlich mehr als die 320 x 480 Bildpunkte bei der Displayauflösung und können Videos in HD abspielen. Viele Benutzer können darauf wohl gut verzichten und liegen mit dem „Samsung Galaxy Ace“ goldrichtig.
Tablet kaum teurer
Eine Alternative stellen Tablet-PC dar. In der Preisklasse 200 Euro kann man Tablets mit 7-Zoll-Bilddiagonale finden, die wenigstens 800 x 600 Pixel Bildschirmauflösung schaffen und deren Prozessoren über 1 GHz getaktet sind. Zum Zwecke der Mediensteuerung ist das vielleicht nebensächlich, aber spätestens beim Lesen von Onlineartikeln macht sich der große Bildschirm bezahlt. Ein interessantes Modell ist hierbei das „Odys Space“ (<-Amazon-Link). Es verfügt ebenso wie ein Smartphone über die ganze Konnektivität der Mobilfunknetze (GSM, EDGE, UMTS, HSDPA), WLAN und Bluetooth. Es gibt von demselben Hersteller auch noch preiswertere Tablets, herunter bis 100 Euro. Ihnen fehlt aber nicht nur die Mobiltelefonfunktion, sondern auch Bluetooth.
Eine Alternative könnte ansonsten das „Viewsonic Viewpad 10s“ (<-Amazon-Link) sein. Es besitzt einen 10-Zoll-Bildschirm, einen schnelle Doppelkernprozessor (NVidia Tegra 25 - 1GHz Dual Cortex-A9) und Bluetooth. Das Gewicht von 730 Gramm ist recht hoch.
Verluste an der Digital-Analog-Wandlung
Wer das Smartphone via Bluetooth mit der Stereoanlage verbindet, muss wissen, dass das Audiosignal aus dem Internet per Bluetooth nochmals auf eine digitale Übertragungsebene gebracht wird und im Bluetooth-Empfänger für die Zuführung an die Lautsprecher oder den Stereoanlageneingang erneut in ein analoges Signal übersetzt wird. Jeder Wandlungsvorgang ist mit Klangverlusten behaftet. Zudem gilt der bei Bluetooth verwendete freie SBC-Kompressionsalgorithmus als nicht sehr leistungsfähig. Für High-end-Liebhaber ist Bleutooth sicher keine Lösung. Für den gewöhnlichen Musikgenuss vom 128 KBit MP3s aber dennoch völlig ausreichend.
Einige WLAN-Internetradios, wie zum Beispiel von Avox, Logitech und Philips lassen sich mit einer eigenen App steuern. Hier werden dem Internetradio/Musikplayer nur Steuerungs- und Auswahlbefehle per WLAN übermittelt. Bluetooth braucht man dann nicht und es entfallen die Digital-Analog-Wandlungsschritte. Spätestens hier reichen dann die ganz einfachen Einstiegsgeräte für 100 Euro, solange WLAN und Android-Betriebssysteme ab 2.2 (Honeycomb) zur Verfügung stehen.