Bislang waren nur einzelne, zaghafte Statements zu vernehmen, die andeuten sollten, wie sich die ARD-Anstalten in der Praxis zu DABplus positionieren wollen. Heute haben wir erfahren, alle ARD-Hörfunkprogramme sollen ab 1.10.2011 über DAB auf Sendung gehen.
Nachdem Gerüchte aufkamen, der hessische Rundfunk plane DABplus-Ausstrahlungen, bestätigte HR-Pressereferent Hartmut Hoefer gegenüber rein-hoeren.de nunmehr, dass die gesamte ARD sich darauf geeinigt habe, ab dem 1. Oktober 2011 sämtliche Radioprogramme über DABplus auszusenden.
Für den Hessischen Rundfunk, der nach der ersten DAB-Pilotphase Mitte 2001 die DAB-Verbreitung komplett einstellte, beginnt also ab Oktober eine neue Zeitrechnung.
Die Folgen für die Hörer
Welche Folgen diese Einigung für die Benutzer von bisherigen DAB-Radios hat, lässt sich nicht klar übersehen. DABplus verwendet eine andere Audiokodierung und kann mit älteren DAB-Radios nicht empfangen werden.
Die ARD-Entscheidung hat nichts mit dem von uns vielbeschriebenen bundesweiten DAB-Programmpaket zu tun. Diese Klarstellung ist wichtig, um zu wissen, dass der Empfang aller 64 ARD-Hörfunkprogramme unverändert nur über Satellit, nicht aber an einem Empfangsort per DAB möglich sein wird.
Die Entscheidung tangiert vielmehr die bestehenden DAB-Landesnetze und damit die Empfangsmöglichkeiten der bisherigen DAB-Empfänger. Die alten DAB-Sendernetze sind in einigen Bundesländern nie richtig ausgebaut worden. So ist in Mecklenburg-Vorpommern DAB-Empfang im Wesentlichen nur rund um Schwerin möglich. In Hessen hingegen – und das hatte auch mit der Enthaltung des Hessischen Rundfunks zu tun – herrschte ein dramatischer Mangel an Programmangeboten. In der Folge wurden Sender aus Kostengründen abgeschaltet. DAB-Empfang ist allenfalls im Raum Frankfurt und rund um den Taunus sichergestellt. Neben dem Sender in Frankfurt ist nur der Sender auf dem Feldberg noch aktiv.
Kanal 11, Mischbetrieb?
Nachdem die Landesmedienanstalten sukzessive weitere DAB-Kapazitäten ausgeschrieben haben, ist davon auszugehen, dass die Sender vom leistungsbeschränkten Kanal 12 in die Abschnitte im Kanal 11 wechseln werden. Schon mit den dort zulässigen höheren Sendeleistungen sollten bessere Abdeckungen erreicht werden. Die zusätzlichen Frequenzabschnitte stehen für DAB seit Ende 2006 zur Verfügung.
Theoretisch könnten man DAB-Programmbuketts im Mischbetrieb laufen lassen, also Programme in der herkömmlichen und der neuen DABplus-Kodierung parallel betreiben. Auf diese Weise ließe sich je nach Kapazität und Auslastung eine DAB-Rumpfversorgung für alte DAB-Radios erhalten. Ob die Digitalradiogeräte allerdings mit einer Mischlandschaft in der Praxis fehlerfrei zurechtkommen, muss sich zeigen. Es könnte sich unter Umständen schnell erweisen, dass ein Mischbetrieb mehr Probleme aufwirft, als er zu lösen vermag. So ist uns aus der Schweiz bekannt, dass Versuche mit gemischten DAB/DABplus-Paketen zu Schwierigkeiten bei den Radios führten.
Ein Upgrade für ältere DAB-Empfangsgeräten auf DABplus ist nur in ganz seltenen Fällen möglich. Ohne USB für Softwareupdates lohnt der Aufwand kaum, zudem reicht die Rechenleistung der verbauten Chipsätze nicht aus, um einen AAC-Datenstrom zu dekodieren.
Mitglied seit
15 years 10 monthsWo sind den die Sendeanlagen?
Wie will man es denn hinkriegen, die alten Sendernetze auf den neuen Standard umzurüsten. Das geht doch nicht einfach so, oder irre ich mich da? Bis zum 1.10 ist es nicht mehr lang.
Mitglied seit
16 yearsQuellkodierung wird zentral eingespeist
Wenn es alleine um die Quellkodierung von DAB+ geht, ist das nicht ganz so problematisch. Das Quellsignal wird an zentralen Stellen eingespeist, man muss also nicht auf alle Funktürme klettern. Technisch unterscheidet sich DAB+ nur in der Audiokompression und im Verfahren für die Fehlerkorrektur.