Die Formel ist einfach: Je erfolgloser die Einführung von DAB+ im deutschsprachigen Raum, desto bedeutungsloser wird Radio in seiner heutigen Form, mahnen die Prognos Marktforscher in ihren aktuellen Themenreport „Radio 2012“.
Ohne eigenständiges digitales Radio-Übertragungssystem könnte dem Radio auf lange Sicht sein Status als Massenmedium abhanden kommen, befürchten die Autoren des neuen Themenreports Radio 2012 aus der Reihe mediareports Prognos. Radio hätte gegen die digitale Konkurrenz im Internet keine Chance mehr.
Die jahrelange Resistenz der deutschsprachigen Radiomärkte gegen die Digitalisierung des terrestrischen Übertragungsweges wird immer mehr zum gravierenden Marktnachteil: Bislang profitierten die etablierten Sender vom Stillstand bei der Digitalisierung, weil die UKW-Frequenzknappheit eine hohe Eintrittshürde für neue Konkurrenten darstellten. Jetzt fehlen ihnen selbst die Spielräume für Expansion oder Diversifikation. Heute wäre wünschenswert, wenn die Radiosender auf sinkende Reichweiten und Hörerzahlen auch anders reagieren könnten als mit wenig zukunftsfähigen Cost-Cutting-Maßnahmen.
Individuelles Radio ist noch Zukunftsmusik
Wie der Report zeigt, ist schon jetzt das Internet der meistgenutzte digitale Übertragungsweg für Radio im deutschsprachigen Raum. Internetbasierte Übertragungstechnologien sind zukünftig am besten geeignet, das individuelle digitale Radio für jeden Haushalt in Reinform zu realisieren, scheitern heute aber noch an technischen Restriktionen im Bereich des mobilen und portablen Empfangs. Dagegen kann digitales terrestrisches Radio über den neuen Standard DAB+ den sich
wandelnden Bedarf nach Radio und Audio durch neue und andersartige Programme flexibel auffangen. DAB+ löst auch in Zukunft die heutigen Stärken des Radios ein: Überall empfangbar, kabellos und einfach zu bedienen. Die Chancen stehen gut, dass die Erosion der Radionutzung vor allem bei jungen Altersgruppen mit Hilfe von DAB+ gestoppt werden kann.
Markteinführung von DAB+ jetzt oder nie
Die erfolgreiche Migration von der analogen UKW-Verbreitung zum digitalen Standard DAB+ beruht auf drei einfachen Grundvoraussetzungen: Die gesamte Branche muss DAB+ als radiospezifisches System durchsetzen. Die Durchsetzung erfolgt schnell und im Rahmen einer umfassenden Markteinführungsstrategie. Die Fehler der Vergangenheit werden vermieden, das heißt kein unkoordiniertes Vorgehen, keine Verzögerung von Entscheidungen und keine halbherzigen Engagements.