Die Firma Watterott aus Hausen in Thüringen hat einen beachtlichen Internetradio-Bausatz im Lieferprogramm. Radiobausatz 2.0: Nach Detektorempfänger und Röhrenaudion übernimmt heute ein ARM-Mikrocontroller den Job.
Radiobausätze sind so alt wie das Radio selbst. Selbstbau, das versprach einst technisches Verständnis und gespartes Geld. Das Detektorradio machte den Anfang, es folgten Schulbausätze für Kurzwellen-Rückkopplungsempfänger und schließlich die Transistor-Empfänger-Bausätze von Heathkit. Mit der Massenfertigung in Fernost verschwand das Argument der Kostenersparnis und mit ihm auch die Radiobausätze.
Das Internetradio auf Basis eines ARM-Cortex-Mikrocontrollers markiert definitiv das Radio von heute. Die deutsche Firma Wetterott aus Hausen bietet somit einen Radiobausatz für die Neuzeit an. Der Preis von 85,00 Euro spricht auch erst einmal nicht dagegen, sich das Projekt näher anzuschauen.
Der Bausatz kommt mit einer SMD-Fertigplatine und einigen diskreten Elemente zur Selbstbestückung daher. Herzstück ist das Embedded-Radio-System auf einem ARM-Cortex-M3-Mikrocontroller sowie einem VS1053-Audio-Codec. Das Radio kann durch PoE (Power over Ethernet) versorgt oder mit einer externen Spannungsquelle betrieben werden.
Das aufgebaute System kann einiges: Zum Beispiel versteht es mit WAV, MIDI, MP3, WMA, AAC, Ogg Vorbis und FLAC eine ganze Reihe von Audiocodecs und bietet ein großes Farbdisplay (16-Bit-Farbe). Es verfügt über einen Infrarot-Empfänger, der grundlegende Fernsteuerfunktionen ermöglicht (keine Fernbedienung im Lieferumfang). Es gibt einen Steckplatz für eine MicroSD-Speicherkarte und bringt NTP-Zeitfunktionen sowie Mehrfach-Alarmeinstellungen mit.
Das Handbuch beschreibt auch den Vorgang, den Bausatz mit einer initialen Firmware zu versehen. Das liest sich machbar, ob es sich für Personen eignet, die kaum Programmierkenntnisse mitbringen, lässt sich schwer beantworten.
Der Bootloader sucht nach der Firmware. Die Firmware wird auf eine SD-Speicherkarte geschrieben und als FIRMWARE.BIN ins Root gelegt. Die Anleitung beschreibt, wie die Firmware in den ROM des Mikrocontrollers geflasht werden kann. Wenn Sie nach diesen drei Zeilen der Beschreibung noch keine Idee bekommen, wie die Einrichtung nun von statten gehen soll, ist der Bausatz wahrscheinlich nicht das Richtige für Sie.
Eine Stream-Datenbank gibt es freilich nicht. Hier muss man sich seine eigenen Senderlisten erzeugen. Der Radiobausatz verzichtet zudem auf WLAN. Eine Ethernet-Drahtverbindung zum Router muss hergestellt werden. Das schickte Acrylgasgehäuse kostet 15,00 Euro extra. 100 Euro also für ein selbst gebautes Internetradio im Acrylglaswürfel. Ein tolles Projekt und ganz sicher eine reizvolle Versuchung.