Schweiz: Zweigleisig in die Sackgasse

Die Weichen sind gestellt. Die Schweiz fährt in Sachen Digitalradio auf zwei Gleisen. Die Regulierungsbehörde BAKOM genehmigt privaten Radioanbietern die digitale Ausstrahlung in HD-Technik, während die SRG und die überregionalen Privatradios ihr Glück mit DAB+ versuchen wollen.

Der Verband Schweizer Privatradios legt seinen Mitgliedern die Option HD-Radio ans Herz. Mit HD-Radio kann dem UKW-Signal ein digitales Signal angehangen werden. Es lässt sich nur über spezielle HD-Radioempfänger ausgelesen, während das analoge UKW-Radiosignal weiter wie bisher mit herkömmlichen Radios zu empfangen ist. Damit wird ganz offensichtlich eine Konkurrenzsituation zu DAB geschaffen.

Das hat damit zu tun, dass DAB eine sprachregionale Verbreitung von Programmen vorantreibt, von der die lokalen Privatradios nichts haben. Sie müssten unter Umständen noch Jahre warten, bis kleinere Versorgungszonen auch auf DAB abgebildet werden können. Verbunden mit den Ideen, eine UKW-Abschaltung dann zu forcieren, wenn DAB eine höhere Hörerakzeptanz erreicht hat, sehen sich kleinere Radioanbieter in ihrem Bestand bedroht.

Für HD-Radio sprechen die geringen Investitionskosten von einmalig 100.000 Franken um auf Sendung zu gehen. Zudem können die Radioveranstalter schon 2010 ins Digitalzeitalter starten, ohne darauf warten zu müssen, bis die großen Platzhirsche sich auf DAB+ häuslich eingerichtet haben.

Für die Konsumenten bringt diese Taktik natürlich Verunsicherung mit sich. Vor allen Dingen, weil es keine DAB+/HD-Kombiradios gibt. Im Fachgeschäft steht man vor der Entscheidung ob man eher Lokalradio oder SRG-Hörer ist.

Im schlimmsten Fall führt diese zweigleisige Entwicklung zu einem Digitalradioboykott der Verbraucher. Doch genau hier kann die HD-Strategie der kleinen Veranstalter aufgehen, denn es sind die großen DAB-Funker, die ihre erheblichen Investitionen zurückverdienen müssen. Jedes nicht gekaufte Digitalradio lässt den Wunsch nach mehr Digitalreichweite in weitere Ferne rücken.