Während terrestrisches Digitalradio auch unter mangelnder Programmvielfalt leidet, kennt Radio per Satellit lediglich das Problem geeigneter Empfangsgeräte, die auch ohne Fernseher gesteuert werden können. Mit dem Telestar Diginova ist eine willkommene Bereicherung im Handel.
Zugegeben, unser letzter Test für Satelliten-Receiver liegt geraume Zeit zurück. Damals – in der Ausgabe reinHÖREN 4/2006 – hatten wir den Satelliten-Receiver Kreiling KR-5000S genauer unter die Lupe genommen. Nun ist seit einiger Zeit ein ähnliches Preiswunder für Freunde des digitalen Satellitenempfangs verfügbar, das längst eine genaue Untersuchung verdient hatte: Der Telestar „Diginova 4“ ist ein OEM-Gerät aus dem Hause Technisat. Dort wird es unter dem Namen „DigiPlus STR 1“ in farblich anderen Gehäusen und zu etwas höherem Preis angeboten. Die Funktionsvielfalt ist ansonsten identisch, sodass es sich insofern um einen Doppeltest handelt.
Das Diginova 4 ist mit Abmessungen von gerade einmal 281 x 53 x 146 mm ein Mini-Empfänger und ein Leichtgewicht mit gut 600 Gramm dazu. Optisch ist das Gehäuse Silber mit Schwarz (oder Titan mit Schwarz) gehalten und damit den beiden Varianten von Technisat – entweder einfarbig Silber oder Titan – eine Nasenlänge voraus. Das simple Kunststoffgehäuse taugt so oder so nicht als Angeber.
Start ohne Hindernisse
Die erste Inbetriebnahme ist denkbar unproblematisch. Das Display bietet ein „Auto-Install“ an, bei dem Sprache und Land ausgewählt sowie die Antennenkonfiguration eingestellt werden kann. DiSEqC samt der empfangbaren Satelliten werden automatisch erkannt. Das „Digital Satellite Equipment Control“ ist Standard zur Steuerung von digitaltauglichen Satellitenanlagen. Es ermöglicht das Umschalten zwischen zwei Orbitpositionen einer Multifeed-Anlage (z. B. zwischen Astra und Eutelsat) inklusive dem Ausrichten einer Drehantenne oder der Steuerung einer Mehrteilnehmeranlage. 4.000 Programmspeicherplätzen bieten jedenfalls genügend Platz, alle Fundstücke aus dem Orbit abzulegen.
Nach einem gegebenenfalls notwendigen Software-Update kann die vorinstallierte Programmliste auf den neusten Stand gebracht werden.
ISIPRO nennt sich dieser Service. Der ISIPRO Programmlisten-Manager, mit dem alle digitalen Satelliten-Receiver und alle HD-Vision-LCD-TV-Geräte von Technisat ausgestattet sind, stellt automatische Updates bei Frequenzwechseln, Programmaufschaltungen und -abschaltungen zur Verfügung und verschont die Nutzer dadurch vor einem manuellen Sendersuchlauf. Steht eine Änderung an, informiert ISIPRO den Nutzer mittels übersichtlich gestalteter Informationsfenster unmittelbar am Bildschirm darüber. Dem Nutzer ist es freigestellt, mit den Vorschlägen nach belieben zu verfahren.
Die von Benutzern persönlich zusammengestellten Programmlisten werden erfreulicher Weise nicht überschrieben, sondern individuell oder automatisch ergänzt. In den werksseitig ausgelieferten Programmlisten sind die ersten Radiosender mit den Programmen des Technisat-Radio-Bouquets vorbelegt. Alternativ können „Alle Sender“ oder auch „Alle unverschlüsselten Sender“ auf den eingestellten Satelliten gesucht werden, was durchaus eine Weile dauert.
„Ess-Eff-Ei im Stänt-bei“
Die Menüführung während der Erstinstallation und späterer Besuche in den Konfigurationseinstellungen ist stets klar. Eine Farbzuordnung am unteren Bildschirmrand beschreibt deutlich, welche Taste für welche Funktion steht.
Nach Einstellung der Sender wird man aufgefordert, so genannte „SFI-Daten“ zu laden, was bis zu 30 Minuten dauern könne. Ohne einen Blick in die Anleitung bleibt leider unklar, worum es sich handelt. Hinter der Abkürzung verbirgt sich „SiehFern INFO“, der nach Eigenwerbung von Telestar/Technisat „beste allumfassende Programmführer Deutschlands“. Es ist eine proprietäre elektronische Programmzeitschrift aus dem Hause Technisat mit Vorschau und Programminfo, die aktuell, jederzeit abrufbar und redaktionell aufbereitet wird. Sie ist zwar programm- und plattformübergreifend, aber begrenzt auf die populärsten Fernsehsender auf Astra 19,2 Grad Ost.
Wer das erstmalige Neuladen der SFI-Daten überspringt, ist mit der Installation bereits am Ende angekommen.
Wer die SFI-Daten dauerhaft nutzen möchte, muss das Gerät im Stand-by laufen lassen, sodass es zu festgelegten (Nacht-)Zeiten oder nach dem Ausschalten die aktuellen Daten nachladen kann. Welche Programme in der elektronischen Programmzeitschrift erscheinen sollen, lässt sich sogar selbst festlegen.
Kleines Gerät, riesiges Display
Am auffälligsten ist das große alphanumerische Display. Es bietet genügend Informationsfläche, die vorbildlich dazu genutzt wird, den Satelliten-Receiver ohne eingeschalteten Fernseher sehr leicht bedienen zu können. Für Radiohörer sind die Informationen zum ausgewählten Radioprogramm, die auf dem Display übersichtlich ausgegeben werden, natürlich sehr praktisch. Darüber hinaus lassen sich auch die Daten der proprietären elektronischen Programmzeitschrift aus dem Hause Technisat (SFI) ausgeben. Auch die benachbarten Kanäle werden in einer Liste angezeigt und können durchsucht werden. Immerhin passen fünf Kanäle gleichzeitig auf das Display. Probleme, bei ausgeschaltetem Fernseher, sein Lieblings-Radioprogramm auszuwählen und über die Stereo-Anlage wiederzugeben, gehören so der Vergangenheit an. Sollte die Fernbedienung nicht zu Hand sein, kann der Satelliten-Receiver über fünf Steuerungstasten bedient werden.
Bild überzeugend, Ton mit Potenzial
Die Bildwiedergabe ist gut und sehr klar, die Umschaltzeiten sind zwar nicht Spitzenklasse, aber auch nicht weiter tragisch.
Der vormals getestete Kreiling-Receiver bot neben einem Text-Display für Radio-Freunde vor allem eine akustische Darbietung der Extraklasse. Das Display des Sat-Receivers aus dem Hause Technisat ist im Vergleich ungleich besser, die Klangwiedergabe besitzt aber noch Potenzial. Im Gegensatz zum Kreiling ist die Wiedergabe etwas gebremst, was am einfachen D/A-Wandler liegen dürfte. In einer anspruchsvollen HiFi-Kette schöpft der Telestar Diginova die dem Satellitenradio eigenen Klangmöglichkeiten nicht voll aus, aber mit preiswerten Kompaktanlagen harmoniert der kleine Receiver ganz vorzüglich.
Auf die Erfordernisse des verschlüsselten Empfangs ist der Diginova ab Werk bestens vorbereitet. Integriert sind bereits CONAX und CRYPTOWORKS mit zwei Kartenlesern. Die Karten müssen lediglich eingelegt werden; darüber hinaus verfügt das Gerät über ein Common-Interface-Schacht für CA-Module.
Die Anleitung ist übersichtlich und beinahe schon zu umfangreich, was aber den zahlreichen Funktionen geschuldet ist, die hier nicht alle im Detail vorgestellt werden können.
Einfache Fernbedienung
Angesichts des Kampfpreises des Telestar Diginova kann eine Luxus-Fernbedienung nicht erwartet werden. Dem Gerät liegt ein einfaches, aber funktionales Exemplar bei, das gut in der Hand liegt. Die meisten Funktionen sind selbsterklärend, vor allem die Umschaltung zwischen Radio- und Fernsehbetrieb erfolgt ohne Blick in die Anleitung. Zur Verwechselung laden einzig die beiden Tasten „EXIT“ und „EXT“ ein. Sie liegen relativ dicht beisammen. Während die eine den Ausgang aus der Menüführung weist, sorgt die andere für die Ansteuerung einer externen Programmquelle am zweiten SCART-Anschluss.
Die Reichweite der Fernbedienung ist ausreichend gut, auch mit Reflexionen kommt sie gut zurecht, lediglich der Einfallswinkel war im Test etwas beschränkt.
Der Stromverbrauch sollte laut Herstellerangaben vorbildlich sein: Im Stand-by weniger als 3,5 Watt; die Messung ergab jedoch 7,7 Watt (ohne aktive Displayanzeige); während des Betriebs sollen es 12 Watt (ohne LNB-Stromversorgung) sein, was sich mit unserer Messung von 11,88 Watt deckt.
Diginova 4 = gute Wahl
Das Diginova 4 kostet laut unverbindlicher Herstellerempfehlung 159,95 Euro. Den Listenpreis zahlen muss jedoch niemand: Im Internet ist der Empfänger bereits für knapp unter 100 Euro erhältlich. Das Technisat-Gerät DigiPlus STR 1 kostet laut unverbindlicher Preisempfehlung des Herstellers mit 164,99 Euro geringfügig mehr. In den günstigsten Online-Shops ist es etwa 20 Euro teurer als das OEM-Gerät unter dem Namen Telestar; dafür gibt es auf das Technisat-Gerät 36 statt 24 Monate Garantie.
Mit beachtlicher Bildqualität und einem Komfort in der Satelliten-Radiowiedergabe der seines Gleichen sucht, kann man Radiofreunden auf der Suche nach einem preiswerten Satelliten-Receiver den Telestar Diginova 4 bzw. den Technisat DigiPlus STR1 nur wärmstens ans Her(t)z legen.
Technische Eigenschaften im Überblick
- „Plug and play“ vorprogrammiert
- Installationsassistent
- DiSEqC 1.2 (mit Motorsteuerung)
- Common Interface Schacht für CA-Module
- Integriertes CONAX und CRYPTOWORKS Zugangssystem mit zwei Kartenlesern
- On-Screen-Display (OSD), mehrsprachig
- Vorprogrammierte Programmliste
- Dolby AC3 optischer+ elektrischer Digitalausgang
- Kostenlose elektronische Programmzeitschrift „SiehFern INFO“
- ISIPRO Programmlisten-Update
- Videotextuntertitel
- Super Videotext (1.000 Seitenspeicher)
- 2 x SCART-Buchsen (FBAS/RGB/SVHS Signal)
- Display: LCD-Matrix mit 128x64 Pixel
- ISISOFT: Automatische Software Updates über Satellit
Anschlüsse
- 2 Kartenleser für CONAX und CRYPTOWORKS
- Common-Interface
- Netzanschluss
- LNB-Eingang
- Video-Ausgang
- Cinch-Audioausgänge
- Koaxial-Audioausgang
- Optischer Audioausgang
- SCART-Buchse (Eingang)
- SCART-Buchse (Ausgang)
- Serielle Schnittstelle