Communitys eröffnen dem Radio als klassischem Medium völlig neue Wege. Darin waren sich Radiomacher am vergangenen Montag auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig einig.
Michael Schiewack von der MDR-Welle Jump sagte: „Es ist logisch, dass die Leute die Nase voll haben von Gewinnspielen.“ Spätestens mit dem Blick auf die Telefonrechnung habe sich das erledigt. In Communitys könnten Hörer direkt ihre Meinung sagen und Journalisten dadurch neue Themen finden. Jan-Phillippe Schlüter von der SWR-Jugendwelle Das Ding beschrieb den umgekehrten Weg: „Wir können auch ein Thema in der Community platzieren und sehen, ob es funktioniert - und zwar noch bevor es breit in den Medien besprochen wird.“ Privatradio-Mann Florian Fritsche von Regiocast Digital meinte, die bisherige Entwicklung zeige, dass die neuen Verbreitungswege funktionierten. Nicht nur die Nutzung von Communitys nehme immer mehr zu. Auch bei den reinen Webradios wie 90elf stiegen die Hörerzahlen stetig. Fritsche betonte: „Der Inhalt muss relevant sein.“ Bei vielen Projekten sei das leider nicht der Fall.
Für den Geschäftsführer der Moira GmbH, Steffen Müller, war klar: „Der private Rundfunk ist darauf angewiesen, Geld zu verdienen.“ Vielfach fehlten allerdings noch die Geschäftsmodelle. Positiv sei jedoch die Rolle des Radios. Als einziges Medium habe es ein Wachstum bei den Werbebruttoeinnahmen zu verzeichnen. Radio sei auch heute noch das meistgenutzte Medium, so Müller.
Was früher für das Radio das Telefon war, ist heute das Internet. Darin gibt es für Jan-Phillippe Schlüter keinen Zweifel. „In unserer Community haben wir knapp 15.000 User und die Zahl geht weiter nach oben.“ Jeden Monat kämen mehrere hundert User dazu. Auf die Frage, wie man die Leute bei der Stange hält, sagte Schlüter: „Wir setzen auf Regionalität. Was ist los im Sendegebiet?“ Das solle in der Community abgebildet werden. Leute aus dem Sendegebiet könnten sich vernetzen, Inhalte eintragen und Journalisten die Themen generieren. Andererseits: „Das Herzstück im Sender sind die jungen Mitarbeiter.“
Auf welche neuen Herausforderungen die sich einstellen müssen, wusste Michael Schiewack: „Jetzt brauchen wir Profiler.“ Benötigt würden Leute, die eine Community lesen könnten. „So nah dran wie jetzt waren wir noch nie“, so Schiewack und fügte hinzu, es sei schon wahnsinnig, was die Leute von sich preisgeben würden. „Ich meine das jetzt nicht im Sinne von Ausspionieren, sondern was wir als Radio da rausziehen können.“ Und Florian Fritsche von Regiocast meinte, „Radios brauchen neue Leute - beispielsweise für Webseiten.“ Agenturen könnten vieles nicht leisten. Neue Fähigkeiten seien gefragt.
Und zum Thema twittern sagte Fritsche, vieles was da so steht, sei oft wenig interessant: beispielsweise die Äußerungen eines Managers, der sich auf Brautkleidsuche befinde. Und Jump-Chef Schiewack meinte nur kurz: „Ich twittere nicht!“