Bisher waren wir der Ansicht, dass Webradiofans ohne DSL-Anschluss im Satelliten-Internet eine geeignete Alternative finden. In der Praxis mussten wir uns aber eines Besseren belehren lassen. Webradio und Satelliten-Internet passen nicht zusammen.
Eine automatisch ausrichtende Satelliten-Internetanlage ist derzeit Blickfang in der reinHÖREN-Redaktion: Bsssst...! In wenigen Minuten surrt die Satellitenschüssel auf die richtige Orbitalposition. TV-Empfang unterwegs ist mit einer solchen Anlage gar kein Problem. Doch diese Anlage kann mehr, denn sie ist mit einem Sendeteil ausgerüstet und bringt einen vollen Internetzugang via Hellas-Sat (Position: 39 ° Ost) mit.
Selbst aus unserer eher ungünstigen Balkonposition heraus ergibt sich eine Bandbreite von 1,5 Megabit/Sekunde. Das genügt eigentlich zum Aufruf von Webseiten und zum Empfang von guten Webradiostreams. Wir haben hier das AVRO Klassiek-Programm mit 256 kBit auf dem Laptop empfangen und machten die Erfahrung, dass es nach kurzer Zeit zu Tonaussetzern kommt. Technisch gesehen gab es hierfür keine erkennbare Ursache. Es stellte sich später heraus, dass die Satelliten-Betreiber datenintensive Daueranwendungen nicht so gerne sehen.
In unserem Fall drosselt der Satellit jenseits von 30 MB Datenübertragung am Stück, die Zugangsgeschwindigkeit auf 128 Kilobit. Bei einem Stream mit 256
IP-Copter |
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Die geprüfte VSAT-Anlage besteht aus einer motorbetriebenen Satellitendrehanlage der Firma IPCopter, die Richtung und Elevation (Neigung) der Satelliten-Antenne selbständig herausfindet. Angeschlossen ist ein Sat-Receiver und das Satelliten-Modem für den Internetzugang. Die ausgesendeten Anfragen werden über die Antenne zum Satelliten gesendet. Die Sender ist in eines der LNBs integriert und wird über das Antennenkabel mit Strom versorgt (Phantomspeisung). Dank der enormen Bündelung der Sendestrahlen reichen der Anlage 500 mW Sendeleistung, um den 40.000 Kilometer entfernten Satelliten anzufunken. Der PC wird über ein Ethernetkabel verbunden. Eine derartige Lösung, das Internet per Satellit zu nutzen, eignet sich nicht nur für den Campingurlaub, auch für den heimischen Gebrauch ist das Satelliten-Internet eine ausgereifte Alternative, sofern es nur um das Websurfen geht. Für dem Heimbereich benötigt man keine teure automatisch ausrichtende Satellitenanlage. Für die stationäre Anwendung gibt es entsprechende Hardware (Sat-Antennen, Sende-LNB und Satellitenmodem für rund 400 Euro. Die hier gezeigte mobile Satelliten-Anlage der Firma IP Copter kostet knapp 1100 Euro. Eine Standard-Flatrate mit 1024 kBit Bandbreite erhält man für etwa 30 bis 50 Euro pro Monat, zum Beispiel bei StratoDSL, Filiago, StarDSL, SkyDSL und auch bei T-Home. |
Kilobit sind 30 MB nach rund 15 Minuten aufgebraucht. Ein Versuch mit einem 192-Kilobit-Stream aus Norwegen spielte ein paar Minuten länger und selbst 128-Kilobit-Radiostreams waren vor gelegentlich auftretenden Aussetzern nicht völlig gefeit.
Fair-Use-Policy als Spassbremse
Eine Umschau bei den Anbietern von Satelliten-Internet machte schnell klar, dass File-Sharer und Webradiohörer hier nicht willkommen sind. Bei Filiago gibt es die klare Aussage, dass sich Satelliten-Internet für das Hören von Webradio nicht eignet. Bei anderen Anbieters fehlen solch aussagekräftige Angaben leider.
Alle geprüften Satelliten-Internetanbieter haben eine Zwangsbremse in Form einer so genannten Fair-Use-Policy eingebaut. „Hierbei gibt es jeweils ein bestimmtes Volumen für eine Stunde, für einen Tag, für eine Woche und für vier Wochen. Wird eines der jeweiligen Volumina überschritten, so kommt es zur Drosselung“, erklärt man uns beim Anbieter StarDSL, die ihre Kapazitäten auf Astra gebucht haben. Trotzdem glaubt man bei StarDSL, dass einem durchgehenden Webradioempfang in der Praxis nichts entgegen stehen sollte: „Die Drosselung wird bei uns erst nach und nach durchgeführt, sodass eine (Webradio-)Nutzung weiterhin möglich ist, bis Sie das monatliche Maximalvolumen erreicht haben.“
Bei der Telekom findet man in den Hilfeseiten wachsweiche Ausführungen zur Fair-Use-Policy: „Für einzelne Nutzer und sehr hohem Download-Volumen kann es zu temporären Reduzierungen in der maximalen Übertragungsgeschwindigkeit kommen. Ab einem genutzten Datenvolumen von 2.000 MB im Download wird die maximale Übertragungsgeschwindigkeit auf maximal 128 kbit/s reduziert.“[1] Darüber hinaus stellt die Telekom klar, dass es sich bei der Bandbreite nicht um eine garantierte Mindest-Bandbreite für Up- oder Downloads handelt, da die gesamte zur Verfügung stehende Satelliten-Bandbreite unter allen Nutzern aufgeteilt wird.[2]
In der Praxis bedeutet es, dass sich der intensive Empfang von Webradios nicht mit dem Satelliten-Internet verträgt. Wer es dennoch versuchen möchte, sollte auf gar keinen Fall versäumen, sich über die möglichen Geschwindigkeitsdrosselungen vor Vertragsabschluss im Detail zu informieren.