Nach einer vorbildlichen Rally durch die Normungsgremien tritt Digital Radio Mondiale (DRM), ein System für digitale Radioübertragungen auf Kurzwelle, etwas auf der Stelle. Nun ruhen die Hoffnungen auf DRM+, denn das könnte UKW digital machen.
Kam es trotz strammen Zeitplans einfach schon zu spät? DRM, ein Verfahren für digitale Radioübertragungen auf Lang-, Mittel-, und Kurzwelle sollte dem internationalen Auslandsrundfunk einen zweiten Frühling verschaffen. Fuß fassen konnte das Verfahren bisher nicht, vor allem, weil die Gerätegroßindustrie in den finanzkräftigeren Ländern der Ersten Welt dafür keine Nachfrage sieht.
China, Indien und Russland wollen mit der digitalen Kurzwelle eine kostengünstige Flächenversorgung aufbauen und werden hierfür wohl selbst Radios für die Heimatmärkte in den Handel stellen müssen. In Europa hingegen ruhen die Hoffnungen des DRM-Konsortiums inzwischen vor allen Dingen auf der DRM-Standarderweiterung. War DRM ursprünglich für Frequenzen bis 30 MHz gedacht, arbeitet man an der Standardisierung von DRM+, welches deutlich höhere Frequenzen bedienen soll.
Da der deutsche Markt mit DAB einfach nicht in Gang kommt, steigen die Chancen in einigen Jahren als UKW-Digitalsierungstechnik ins Geschäft zu kommen. Pilotversuche zeigten immerhin, dass DRM+ in die heutige UKW-Frequenzbelegung hineinpassen würde. Der harte Bruch, Digitalradio dann nur mit einem DRM-Radio empfangen zu können, bliebe jedoch wie bei DAB erhalten.
Digital Radio Mondiale hat im Augenblick der allgegenwärtigen Digitalisierung der Radiowellen in Europa nicht immer das glückliche Ende bei der politischen Wahrnehmung in der Hand. Während DRM in den französischen Plänen durchaus Erwähnung findet, wird es im Zukunftspapier „Digital Britain“ reichlich ausgespart.
Pikanterweise ist es die BBC, die in Großbritannien einen ganz harten DAB-only-Kurs in der Digitalisierung steuert. Zugleich stellt die BBC die Leitung des DRM-Konsortiums. Reibungsverluste inklusive.