Welche Resümee lassen die praktischen Beobachtungen der DRM-Signale für die Signalbeschaffenheit und Empfangsmöglichkeit zu? Dieser Frage geht der nächste Teil nach.
Die Ergebnisse jahrelanger Beobachtungen von DRM-Signalen lesen sich einigermaßen nüchtern:
Für einen guten Empfang in einem nur durch Rauschen (= frei von Fading) begrenzten Kanal ist ein Signal-/Rauschabstand ab etwa 12 dB möglich. Ist das Signal stabil, so ist hier DRM dem AM-Rundfunk weit überlegen. Leider ist dieser paradiesische Zustand nicht einmal im Nahbereich auf 26 MHz anzutreffen, wo Flugzeuge ihn stören.
Abbildung 10: Absolute Rarität ist der selbst unter der Messlupe von "Dream“ unterbrechungsfreie DRM-Empfang von Radio New Zealand auf 9.890 kHz über eine Viertelstunde. |
Ab der oben genannten Schwelle begrenzt (vor allem: selektives) Fading die Empfangsqualität. Das führt zwar zu langzeitig durchgehend schönem Empfang beispielsweise der BBC auf 1.296 kHz, die sich als stabiler Qualitäts-Spitzenreiter erwies. Aber bei f/in oder f/out (Erklärung - f/in und f/out: Die Ausbreitung von Signalen auf Mittel- und Kurzwelle unterliegt tageszeitlichen und jahreszeitlichen Schwankungen. Herr Schiffhauer meint in diesem Fall den Anstieg des Signalpegels „fade in” auf der Mittelwelle mit Einbruch der Dunkelheit, bzw. das allmähliche Verschwinden des Signals in den Morgenstunden „fade out”) und spürbarer Mehrwegausbreitung bricht der Empfang ziemlich schnell weg.
Für halbwegs unterbrechungsfreien Empfang auf Kurzwelle ist eine Fading-Reserve notwendig. Guter Empfang beginnt ab etwa 16 dB. Gegen selektives Fading aber hilft kein höherer Empfangspegel.
Bei ruhiger Ionosphäre gelingt es sogar, eine Viertelstunde Radio New Zealand aus 18.000 Kilometer Entfernung ohne jede hörbare Unterbrechung zu empfangen (Abbildung 10). Was unter DXern (DXer sind die Profis unter den Hobby-Wellenjägern mit Empfangsequipment für mehrere tausend Euro) mit gutem Stations-Equipment im Winterhalbjahr noch halbwegs regelmäßig vorkommt, ist jedoch für die eigentliche Zielgruppe nicht reproduzierbar.
Abbildung 11: Selektives Fading funktioniert |
DRM ist eine Pest für den traditionellenRundfunkempfang. In der Praxis werden Nachbarkanäle auch bei Verwendung von Receivern mit besseren Filtern vielfach erheblich beeinträchtigt (Abbildung 11).
Gute Empfänger vorausgesetzt, scheint die direkte Nachbarschaft von DRM-Kanälen untereinander vom Decoder her keine Rolle zu spielen. Weder, wenn die Sender gleich stark, noch, wenn sie unterschiedlichen Pegel aufweisen. Filter, AGC und Großsignalverhalten des Receivers sind jedoch auch passend für Datenempfang (Gruppenlaufzeit!) auszulegen.(Anmerkung: Da muss unser Roadstar-Kofferradio freilich passen.)
Mobilen DRM-Empfang habe ich u. a. in Tokyo, Shanghai, Peking, Xi’an, San Francisco, Redmond, Orlando, Fort Worth, London und Rom probiert. In keinem der dortigen Hotelzimmer – eine typische Empfangssituation für die Hauptzielgruppe – war DRM-Empfang möglich. Auf einem Atoll der Malediven mag das freilich anders sein.