Eine Studie des Bayerischen Rundfunks (BR) in Zusammenarbeit mit JVC Kenwood und Technisat hat die ökologische Seite des Sende- und Empfangsbetrieb beim terrestrischen Radio im DAB+-Standard untersucht. Mit erwartungsgemäß klimaschonenden Ergebnissen. reinHören hat hier einmal nachgerechnet.
Von Beginn der Digitalradioentwicklung an war ein niedriger Energieverbrauch ein Versprechen an die Sendernetzbetreiber. Alleine die Tatsache, dass anfangs sechs und heute zwölf Programme in einem Multiplex und von einer Sendeanlage mitgenommen werden können, ließ das stets glaubwürdig erscheinen. Der BR rechnet in seiner Studie sowohl das eigene bayerische Sendernetz, also auch das von Antenne Bayern und Klassikradio in Hamburg sowie Schleswig-Holstein einmal nach.
Das Rechenszenario ist stimmig
Bei der Klimabilanzierung ist es entscheidend, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Das bedeutet, man braucht für eine Gegenüberstellung ein Szenario, in dem die für die Betrachtung herangezogenen Sendeanlagen etwa die gleiche technische Reichweite erzeugen. Nur so lassen sich Like-for-like-Zahlen generieren. Das haben die Studienautoren berücksichtigt und zitieren am Ende Zahlen für den Sendernetzausbau, der für 2028 geplant ist.
Für den Bayerischen Rundfunk stehen so 13,1 Millionen versorgte UKW-Haushalte, gegen dann 12,7 Millionen DAB+-Haushalte. Die Aussendung eines einzelnen BR-Programms verbraucht demnach nur 26 % der Energie eines auf UKW ausgesendeten Programms. Bei der Antenne Bayern und Klassikradio fällt die Einsparung sogar nochmal spürbar höher aus.
Simulcast ist Umweltsünder
Die Netto-Ökobilanz im Jahr 2021 sieht real wohl schlechter aus, weil heute erst jeder vierte Haushalt über DAB+ erreicht werden kann. Stand heute versorgen 78 DAB-Senderstandorte 12,5 Mio, Haushalte für aktuell 25 % der verbrauchten Energie, erreichen aber rechnerisch eben auch nur jeden vierten der 12,5 Millionen Haushalte. Simulcast ist hier natürlich der größte Umweltsünder. Bei reiner DAB+-Verbreitung ließen sich beim Bayerischen Rundfunk primär zwei Millionen Kilowattstunden einsparen. Im Deutschlandmittel ist das eine CO2-Einsparung von 856 Tonnen.
Die Studie stellt aber auch fest, dass der Sendebetrieb nur 25 % des Gesamtenergiebedarfs zum Radiohören darstellt. 75 % liegen im Betrieb von Millionen Radiogeräten. Weil man ein Multinormradio mit UKW, DAB+ und vielleicht sogar noch Internetradio und Farbbildschirm nicht ohne weiteres mit einem analogen UKW-Transistorradio vergleichen kann, gibt es keine Like-for-like-Zahlen. Gleichwohl werden Erfahrungswerte zitiert. So ist bei einer Autostereoanlage UKW/DAB das eigentliche Radioempfangsmodul mit 150 mW Stromaufnahme nur für 10 % des Gesamtenergiebedarfs verantwortlich.