Eine echte Überraschung flatterte soeben als harmlose E-Mail ins Haus: Ab Ende September werden spezialisierte Fachhändler wohl ein neues DRM-Radio liefern können, in dem ein aktueller Mirics-Chipsatz verbaut wird.
Auf diese Nachricht haben viele Kurzwellenhörer, die mit geneigtem Interesse die Entwicklung der digitalen Kurzwelle verfolgt haben, lange gewartet: Mit dem Uniwave Di-Wave 100 kommt endlich ein neues DRM-Radio in den Handel.
Unsere eiligen Nachforschungen über Webforen und Firmensuche brachte gleich eine weitere Überraschung: Das Gerät wird von einer französischen Vertriebsfirma auf den Markt gebracht. Beobachter vermuten, das neue Radio basiere auf der OEM-Plattform des Chengdu Newstar-DRM-Radio (Details siehe: "DRM-Radio aus China"). Insider sind sich zudem sicher, dass das neue Radio mit einem Mirics-Chipsatz (siehe: "Preiswerter DRM-Chipsatz") arbeitet. Nachdem der alte Radioscape RS500 durchaus enttäuschend arbeitete, dürfte angesichts der modernen Plattform die Hoffnung auf eine brauchbare Empfangsleistung aufkeimen.
Kurzwelle in Farbe
Auch die Optik des Di-Wave 100 katapultiert Kurzwellehörer in die Neuzeit. Das dominierende Element ist hierbei der große 3,5-Zoll-TFT, bei dem heute jedes DAB-Radio blass aus dem Regal fallen dürfte. Das Gehäuse sieht so aus, als ließe sich der TFT schwenken oder abklappen.
Und das bringt uns zur Ausstattungsliste: Der Bildschirm taugt dazu, Slideshows und den Journaline-Textdienst auf einem Top-Display zu präsentieren. Zudem beherrscht das Radio die Funktion des zeitversersetzten Hörens, wie es von DAB-Radios bereits bekannt ist. Der Zwischenspeicher soll für zehn Minuten Zeitversatz ausreichen.
Neben DRM-Signalen von Lang-, Mittel- und Kurzwelle, empfängt das Radio UKW mit RDS sowie Lang-, Mittel- und Kurzwelle analog. Für jede der drei Betriebsarten stehen 256 Speicherplätze zur Verfügung. Sehr gut: Neben der Teleskopantenne soll ein externer Antennenanschluss vorhanden sein.
Das Gerät verfügt über einen SD-Speicherkartenschacht und einen USB-Anschluss. Damit ist die Wiedergabe von MP3- und MPEG-4-Dateien möglich.
Über den Verkaufspreis ist derzeit noch nicht bekannt. Als Liefertermin wird Ende September gehandelt.
Wo kommen die denn plötzlich her?
Die französische Firma Uniwave in Pontoise bei Paris ist erst vor einem Jahr gegründet worden. Das Management stammt offenbar von Thomson. Uniwave soll die Vertriebsrechte an der letzten Audio-Videogerätegeneration der Marken Thomson und Dual übernommen haben.
Der Entschluss, sich als erstes Neuprodukt ausgerechnet das Thema DRM vorzunehmen, ist recht mutig. Die Uniwave-Gründer dürften sich wegen des Digitalisierungsplans der französischen Regierung (mehr dazu: "Frankreichs Radio wird digital"), in dem auch DRM als Radiostandard vorgesehen wurde, einige Chancen für den Heimatmarkt ausrechnen. Völlig abwegig ist das nicht. Neben den bretonischen Programmen Bonheur und Littoral, die bereits testweise in DRM senden (siehe "Littoral und Bonheur wollen DRM"), stünde auch die starke Langwelle auf 182 kHz von Europe 1 am Felsberg (Saarland) zur DRM-Umrüstung bereit. Das DMB-Digitalradio wird in den ländlichen Gebiete jedenfalls noch Jahre auf sich warten lassen.
Was ist denn DRM?
DRM, das steht für Digital Radio Mondiale. Es handelt sich um eine digitale Übertragungsnorm für den Rundfunk auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Das System erlaubt einen UKW-ähnlichen Klang auf den einst rauschenden Dampfradiowellen. Zudem können Programme in einfacher Tonqualität mit mehrsprachigen Subprogrammen ausgestrahlt werden; es gibt die Möglichkeit der Standbildübertragung und einen begleitenden Textdienst, ähnlich dem Videotext beim Fernsehen.
Da die Kurzwelle und damit der internationale Auslandsrundfunk abseits des öffentlichen Interesses steht, gestaltet sich die Entwicklung und Markteinführung von DRM-Radio als beschwerlich.
Weitere Informationen zum Thema DRM finden Sie in unserer Themenstrecke DRM ("Die Zukunft des Kurzwellenradios") und unter www.drm.org