Gestern präsentierte die Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) und die Fachhochschule Kaiserslautern Ergebnisse aus dem Feldversuch mit DRM+ im VHF-Band III. DRM+ und DAB+ lassen sich gemischt betreiben. Digitalisierungschancen für den Lokalfunk.
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steil (FH Kaiserslautern) erläuterte, die umfangreichen technischen Untersuchungen hätten gezeigt, dass das DRM+-System nicht nur im UKW-Bereich, sondern auch auf Frequenzen bis 230 MHz gemeinsam mit DAB/DAB+ im VHF-Band III einsetzbar ist. Dies zeigen eindeutig die mobilen und stationären Messungen, die gemeinsam mit der Bundesnetzagentur durchgeführt wurden. Erstmals wurde in einem Feldversuch gleichzeitig ein DAB-Sender mit 300 W Leistung und ein DRM+-Sender mit 180 W Leistung in Betrieb genommen, in dem nachgewiesen wurde, dass Sendernetze mit beiden Systemen störungsfrei arbeiten können.
Dipl.-Ing. Joachim Lehnert (LMK) betonte, dass DRM+ im VHF-Band III mit nachweislich gutem mobilen Empfang und hervorragender Senderreichweite gerade für den regionalen und lokalen Hörfunk, für den die DAB+-Netze unwirtschaftlich seien, der geeignete Weg in die digitale Welt sein kann. Im Gegensatz zum UKW-Band II, in dem absehbar keine freien Frequenzen für ein digitales Hörfunksystem bereitstünden, böte das VHF-Band III zusätzlich zu den kommenden DAB-Bedeckungen ausreichend Kapazitäten für weitere DRM+-Sender.
Zu den Chancen von DRM+ im VHF-Band III referierten Experten aus dem In- und Ausland. Zum Thema „Regulierung und Infrastrukturen“ stellte Peter Reindl (RTR Österreich) die Überlegungen der österreichischen Regulierungsbehörde und die Herausforderung zur Einbringung von DRM+ im europäischen Umfeld dar. Ergänzend hierzu stellte Manfred Kühn (mobile broadcast consult) erste Planungsansätze für DRM+-Sender vor. Prof. Dr. Mugler (Mugler AG) zeigte anhand von Planungsbeispielen kostengünstige Senderinfrastrukturen im lokalen und regionalen Bereich für DRM+.
Zum Thema „Inhalt und Radiohörer“ präsentierte Alexander Zink (Fraunhofer IIS) mit einer DRM+-Live-Übertragung über den DAB-Kanal 10B Zusatzdienste für ein DRM+-Radioprogamm, das in 5.1 Surround ausgestrahlt wurde, vor. Über die hervorragende Klangqualität konnten sich die Zuhörer im Plenarsaal und während einer Fahrt in einem BMW 535 überzeugen. Manfred Eich (Hirschmann Automotive) erläuterte, dass es für die Endgeräteindustrie leicht sei, ein DAB+-Radio mit geringem Aufwand so zu bauen, dass auch DRM+-Radioprogramme empfangen werden können.
Chancen für den Lokalfunk
Zum Schluss stellte Prof. Dr. Ory in seinem Plädoyer heraus, dass auch die lokalen und regionalen Hörfunkveranstalter einen geeigneten Zugang zur digitalen Hörfunkwelt bekommen müssten und DRM+ dafür ein geeignetes System sein könnte. Allerdings stehe ein solcher Schritt unter dem Vorbehalt eines Gesamtkonzepts für den Hörfunk und der Finanzierung. Dieses Symposium war zugleich Abschluss der erfolgreichen und international anerkannten Kooperation zwischen der LMK und der FH Kaiserslautern zu DRM+. Diese begann im Jahr 2005 mit einer Machbarkeitsstudie, an die sich Softwareentwicklungen sowie Laboruntersuchungen und Feldversuche mit DRM+ im UKW-Band II und im VHF-Band III anschlossen. Prof. Dr. Andreas Steil und Joachim Lehnert fassten zusammen, dass mit den umfangreichen Ergebnissen dieser Arbeiten eine fundierte Grundlage zur Einplanung von DRM+ im UKW-Band II und im VHF-Band III gelegt wurde. Sinnvoll wäre es nun, wenn Technik, Regulierung und Markt den Weg für einen raschen Markteintritt von DRM+ ebnen würden. Voraussetzung hierfür sei zunächst, dass DAB+ am Markt an Akzeptanz gewinnt und die Marktpartner insgesamt für die Digitalisierung des Hörfunks zusammenarbeiten. Wichtig sei es schließlich, die Beschleunigung der Digitalisierung des Hörfunks mit DAB+ und DRM+ auf EU-Ebene zu tragen, damit ein abgestimmtes europäisches Vorgehen vereinbart werden kann. Die Projektpartner werden diesen Prozess mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung gerne begleiten.