Bei Branchenbeobachtern überwiegt die Skepsis, ob DABplus seinen Platz im Markt finden kann. Auf der Funkausstellung wird es darauf ankommen, Vorhaben und Ziele klar zu erläutern, damit der Handel Digitalradio ausreichend unterstützt.
Die Presse zum Start des DABplus-Digitalradios ist ein Wechselbad. Von unkritischen Jubelbotschaften wie „Radio wie von CD“ bis hin zur Verdammung als Totgeburt, sind alle Meinungen vertreten.
Als Pferdefuß für ein erfolgreiches Marketing erweist sich die letztlich noch schwache Sendernetzabdeckung der bundesweit ausgestrahlten Programme. Da gab es Tageszeitungen, die mit den DABplus-Radios in der Redaktion keinen Empfang hatten. Discounter, die DAB-Radios in unversorgten Gebieten zum Kauf anboten, aber auch Pressetexte zur Funkausstellung, die mehr versprechen, als das Netz heute halten kann.
So meldet Sony zum DABplus-Autoradio: „Schade nur, dass spätestens nach 20 Minuten auf der Autobahn mehr Rauschen als Musik zu hören ist. Gerade das hat sich seit August 2011 zumindest bei einigen Sendern geändert. Seit der Einführung des Digitalradios DAB+ kann die Tonqualität des Radioprogramms theoretisch mit der einer CD Schritt halten.“ Diese Aussage wird sich nur auf kurzen Strecken halten lassen. Ein reinHÖREN-Leser berichtete uns über eine Fahrt von Leipzig an die Ruhr. Eine schwierige Ost-West-Route: Vom Westen Sachsen-Anhalts an hatte DABplus quasi bis Soest Sendeschluss. Immerhin rauscht es nicht.
Schwer verdaulich erscheint auch die Kommunikationsstrategie der ARD. Dort koppelt man das Thema Digitalradio nicht an den Übertragungsstandard DAB: „Digitalradio steht für die Kombination des Hörfunks mit programmbegleitenden Texten, Bildern und Daten sowie der Möglichkeit interaktiv auf das laufende Programm zuzugreifen“, erklärte Achim Kraus, ARD-Koordinator für Digitalradio gegenüber der Computerzeitung CT.
Auch gegenüber reinHÖREN erklärte Kraus Multinorm-Radios Internet/DAB+ für das Non-Plus-Ultra. Die ARD liefere Radio digital zum Hörer unabhängig von der Nutzungssituation und ergo einerlei, ob der Empfang via Internet oder DAB stattfindet. Dass viele Hersteller in Berlin gerade kostengünstige UKW-DAB-Kombiradios präsentieren, dürfte klärende Absprachen notwendig erscheinen lassen.
Die Verbraucherzentrale NRW greift den Ball dankend auf. Die Verbraucher sollten genau prüfen, ob das DABplus-Programmangebot den Vorstellungen entspricht und sich vorab informieren, ob DABplus überhaupt empfangen werden kann. In Sachen Programmauswahl seien Internetradios jedenfalls nicht zu schlagen, so die Verbraucherschützer.
Die „Audio Video Foto“-Bild hat bei den Techniktrends 2012 das Digitalradio schon als Flopp auserkoren: Erste Tests zeigten, dass der Klang oft weit entfernt von der versprochenen CD-Qualität sei und der Empfang längst nicht überall dort klappe, wo es die Betreiber versprechen.