Die Visitenkarte des neuen Avox Indio Sprösslings misst 71 x 54 mm und ist farbig. Der große Farb-TFT-Bildschirm ist nicht das einzige Argument, das für das WLAN-Radio Avox Indio Color spricht. Die Ähnlichkeit mit dem Squeezebox-Radio von Logitech ist kaum zu übersehen. Da ist es nur folgerichtig zu überprüfen, ob das nur eine optische Täuschung ist, oder ob die technischen Fakten einen neuen Siegertypen ausmachen lassen.
Das Avox unterscheidet sich nicht nur mit dem größeren Farbbildschirm, sondern hat auch noch eine vertikalen Tastenlinie mit Stationstasten zu bieten, die Bedienfeld und Lautsprecher optisch voneinander trennt.
Das, was auf den Fotos wie eine WLAN-Stummelantenne aussieht, ist in Wahrheit ein Lautstärkeregler. Selbst Avox-Indio-Geräte vertrauten bisher auf einen Kombiregler für Menü und Lautstärke mit dem Nachteil, dass man warten musste, bis sich die Menüführung abschaltet, damit man wieder die Lautstärke regeln kann. Da ist die neue Lösung des Indio Color eindeutig ein Fortschritt.
Auf der Rückseite steht neben Line-out und Line-in auch ein USB-Port zur Verfügung. Von ihm aus lassen sich Speichersticks mit Musikdateien einlesen. Mit einem optionalen Adapter kann der USB-Port auch zum Ethernetanschluss umfunktioniert werden. Eine eigene RJ-45-Schnittstelle fehlt. Als weiteres Gadget kann ein Spezialakku in den Bauch des Radios verfrachtet werden. Damit spielt das Radio einige Stunden fern der Steckdose.
Ob man ein Farbdisplay in der Größe eines Standard-Smartphones benötigt, sei einmal dahingestellt. In der Praxis werden bunte Stationslogos oder Plattencover mit einer Auflösung von 320 x 240 Pixeln gestochen scharf sichtbar.
Von technischem Interesse ist bei alledem, dass Avox auch weiterhin auf die Reciva-Architektur setzt. Reciva hat die Weiterentwicklung der Stingray- und Barracuda-Chipsätze eingestellt. Umso verblüffender, dass das Indio Color dennoch die Grafikdarstellung beherrscht. Auch beim WLAN-Modul ist das Gerät nicht von gestern. Es unterstützt sogar den schnellen 802.11-n-Standard auf 2,4 GHzund lässt sich auch in Drahtlosnetze einflechten, deren SSID (Netzwerkname) nicht mit ausgesendet wird.
Kleine Reciva-Datenbanklösung?
Die Datenbanken sind mit Reciva, Podcastverzeichnis und Live365.com bestückt. Die große Überraschung ist, dass Avox die Datenbankgröße mit nur rund 20.000 Sender angibt. Offensichtlich kann man bei Reciva jetzt auch kleinere Portionen buchen. Zwar haben wir alle Prüfstationen gefunden, aber ob die Zahl von 20.000 Sendern stimmt, kann man nur vermuten.
Vergleicht man die Avox-Reciva-Listung von Belgien zum Thema „Tanzmusik“ mit der Datenbank von Frontier-Silicon, erhält man ein punktgleiches Ergebnis von 26 Treffern. In Afrika sind die Datenbanken meist besonders dünn. Bei Reciva gibt es viele Länder mit nur einer Sendernennung. Im Einzelländervergleich kann Frontier gegenüber Reciva manchmal mit mehr Sendern glänzen. Umgekehrt macht Reciva den Rückstand wieder wett, weil bei der Konkurrenz Länder wie Gambia, Guinea-Bissau oder Botsuana einfach fehlen.
Zu bemängeln ist an der Reciva-Datenbank die schlechte Eindeutschung der Genrebegriffe: „Erwachsen modern“, „Einfach“, „Außen“, „Land“ - da wird man kaum schlau draus.
Bei Live365.com, einem weiteren verfügbaren Verzeichnisdienst, ist auffällig, dass alle empfohlenen Sender inzwischen nur zahlenden „prefered members“ zur Verfügung stehen. Weitere Dienste sind Aupeo, MP3-Tunes (Online Musikspeicherdienst) und DAR.fm. DAR ist ein Radioaufnahmedienst, der Programme timergesteuert aufnimmt und zu einem gewünschten Zeitpunkt abspielt. Das funktioniert leider nur bei solchen Sendungen, die der US-lastigen Datenbank bekannt sind.
Als Feature ist weiterhin eine Wettervorhersage als App hinterlegt. Sie ermittelt die Wetterdaten und zeigt sie grafisch auf dem Display an. Die Standortermittlung erfolgt über die Lokalisation des Internetanschlusses. Bei uns gibt es das Wetter aus Köln zur Ansicht, obwohl es doch in Bonn immer schöner ist.
Bedienung und Klang
Der Einrichtungsdialog fällt positiv auf, weil er das Alphabet auf dem großen Display gut dargestellt und mit dem Drehschalter die Eingabe eines WPA-Passworts für eine gesicherte Funkverbindung leicht von der Hand geht. Relativ einfache Texteingaben laden zur Nutzung der Sendersuchfunktion ein. Klar, hier wäre ein Touchscreen von Vorteil, aber man kann (noch) nicht alles haben. Die gesamte Bedienung des Radios gibt dem Benutzer kaum Rätsel auf. Selbst die Weckzeiteneinstellung ist so leicht zu handhaben, dass einem Einsatz als Radiowecker nicht viel entgegen steht.
Beim Klang macht das Avox Indio Color alles richtig. Trotz geschlossener Bauweise, reicht die Wiedergabe weit in den Frequenzkeller hinunter und erzeugt eine warme Tonwiedergabe. Bei höheren Frequenzen klingt das Radio aber etwas zu spitz. Bei plötzlich einsetzenden Bläsern einer Bigband kann man schon einmal zusammenzucken. In der Summe gibt es gegen die Klangqualität im Bezug auf die Gerätegröße aber nicht viel zu beanstanden. Das Vorbild Logitech wird nicht ganz erreicht. Logitech bemüht ein Zweiwege-System und klingt damit nach unserer Erinnerung harmonischer.
Squeezebox Radio oder Indio Color?
Im Vergleich mit dem Squeezebox-Radio ergeben sich die Unterschiede vor allen Dingen durch die Datenbank- und Medienserver-Konstellation. Die Tune-in-Standarddatenbank der Squeezebox ist keineswegs schlechter, als die hier präsentierte Reciva-Datenbank. Die Ausstattung mit Musikdiensten spricht eher für das Logitech-Modell. Dafür ist das Avox Indio Color in der Lage, mit beliebigen UpnP-Medienservern zusammenzuarbeiten. Ob Windows-Mediaplayer oder Netzwerkfestplatte, das Avox erkennt Medienserver zuverlässig und erlaubt die Wiedergabe von Musikdateien, die auf PC- oder Netzwerk-Festplatte abgelegt wurden. Die Squeezeboxen von Logitech sind hingegen ausschließlich auf den eigenen Squeezeserver zugeschnitten.
Bei der Audioformat-Unterstützung muss sich das Indo Color nicht vor der Squeezebox verstecken: Mit AAC, AAC+, ADTS, AIFC, AIFF, CAF, FLAC, MP3, NeXT, OGG, WAV, WMA werden viele Formate unterstützt. Beim Preis liegt das Avox Indio Color mit 159 Euro etwas über dem Durchschnitt. Doch lässt sich der Preis über das große Display und den guten Klang rechtfertigen. Bei den Straßenpreisen ist das Squeezebox-Radio knapp billiger und hat einen Ethernetport eingebaut, dafür fehlt bei Logitech die Fernbedienung im Lieferumfang. Bei Avox ist eine ordentliche Fernbedienung dabei.
Der Avox-Akkupack wird 39 Euro extra kosten, der USB-LAN-Adapter steht mit 14,90 Euro in der Preisliste.
Fazit
Für den Durchschnittsnutzer, der eine einfache und unkomplizierte Handhabung erwartet, ist das Avox Indio Color eine durchweg gute Wahl. Mit ordentlichem Klang, stabiler Software und gutem Funktionsumfang ist der Umgang mit dem neuen Indio-Familienmitglied ein Vergnügen. Das Preis-Leistungsverhältnis geht in Ordnung.
Steckbrief:
- WLAN-Internetradio, Netzwerk-Musikplayer
- Audioformate/Musikplayer: MP3, WMA, AAC, AAC+, Ogg, Next, FLAC, WAV
- Musikplayer: UPnP/DLNA-konform
- Radiodatenbank: Reciva, Live365, Aupeo
- Dienste: DAR.FM und MP3Tunes
- Display: Farb-TFT 3,5 Zoll, Auflösung 320 x 240 Pixel
- Anschlüsse: USB, Line-in (Klinke), Kopfhörer,
- WLAN-Sicherheit: WEP, WPA/WPA2 WLAN-Adapter: 54 MBit, 802.11 b/g/n
- Audio: Class-D-Verstärker 12 Watt @ 6Ohm
- Stromversorgung: Steckernetzteil
- Stromverbrauch: 3,3 W (Betrieb), 1,7 W (Stand-by), 0 Watt (Off)
- Abmessungen (B x H x T): 267 x 147 x137 mm
- Gewicht: 1,1 kg
- Preis (UVP): 159,00 Euro
Mitglied seit
13 years 6 monthsErgänzung / Kommentar
Datenbank:
Nein, es ist keine kleine Datenbanklösung! Wir geben die Sender mit "über 20.000" an, da wir nicht ständig wenn sich die Datenbank erweitert eine neue Angabe machen können. Selbstverständlich haben die User Zugriff auf ALLE in der Reciva-Datenbank befindlichen Sender!
Übersetzung:
Es ist gerade eine neue Firmware erschienen die die deutsche Übersetzung ergänzt. Natürlich werden wir weiterhin die Übersetzung optimieren und entsprechende Firmwareupdates veröffentlichen.
Wetterstandort:
Dieser wird wie bei den meisten Internetradios zuallererst über den Standort der IP-Adresse ermittelt. Im aktuellen Patch wurde eine manuelle Standorteingabe hinzugefügt. Das heisst, wenn das Wetter in Köln schöner ist, darf man wenn man mag auch dies ansehen ;-)
Natürlich sprechen unserer Meinung noch eine ganze Menge mehr Details für das Avox Gerät, z.B. die umfangreiche Weckfunktion mit extra Schlummer-Taste. Wer will sich schon im Halbschlaf durch sein Internetradiomenü frickeln, um darin die Schlummer-Funktion zu aktiviern? Das INDIO color bietet daher z.B. eine solche Taste und noch viel mehr!
Wer noch mehr Informationen sucht, findet diese unter: www.avox-tech.de
Avox Technology GmbH