Auf der Brüsseler Motorshow haben sich Automobilhersteller, Regulierer und Rundfunkveranstalter über nächste Schritte bei der Umsetzung der neuen, EU-weiten Digitalradio-Pflicht für Neuwagen verständigt.
Nach dem am 20. Dezember 2018 in Kraft getretenen europäischen Kodex für elektronische Kommunikation (EECC) muss „jedes Autoradio, das in ein neues Fahrzeug der Klasse M eingebaut wird, das in der Union zum Verkauf oder zur Miete in Verkehr gebracht wird, einen Empfänger enthalten, der zumindest den Empfang und die Wiedergabe von Hörfunkdiensten, die über digitalen terrestrischen Rundfunk ausgestrahlt werden, ermöglicht.“ Die Mitgliedstaaten der EU haben zwei Jahre Zeit, um den Kodex in nationales Recht zu überführen.
WorldDAB-Präsident Patrick Hannon kommentiert: „Innerhalb von zwei Jahren werden alle neuen Autoradios in der EU digital-terrestrisches Radio empfangen können. Das gilt für Länder mit etablierten DAB+-Märkten und DAB+-Schwellenländer gleichermaßen.“
Autofahrer in der gesamten EU werden dank der EECC-Novelle von den Vorteilen des digital-terrestrischen Rundfunks profitieren: mit besserem Klang, mehr Vielfalt und verbesserten Verkehrsinformationsdiensten. DAB+ ermöglicht Autofahrern auch in Notfällen den Zugang zu zuverlässigem, frei empfangbarem digitalen Radio – auch dann, wenn Mobilfunknetze an ihre Kapazitätsgrenzen geraten.
„Das ist der richtige Schritt“, so Martin Koch, Leiter Development Multimedia bei der Audi AG. „Nur so kann die mit Abstand am meisten genutzte Unterhaltungsfunktion im Auto, das Autoradio, weiterentwickelt werden. Wir bewerten den Kundennutzen von DAB+ durch verbesserten Klang, mehr Vielfalt und Features wie die Slideshow als sehr hoch. Unsere neuesten Fahrzeuge statten wir mit einem Hybrid-Radio aus, das automatisch zum Online-Stream wechselt, wenn Sie den Empfangsbereich Ihres Programmanbieters verlassen.“
Großbritannien, Italien und Frankreich vorn
In Großbritannien verfügen 91 % aller Neufahrzeuge schon heute über DAB+ als Standard. Die Vorgaben des EECC gelten dort als fast umgesetzt. Auch Italien und Frankreich werden die EECC-Auflagen vorzeitig erfüllen. In beiden Ländern greift eine nationale Digitalradio-Pflicht bereits ab 2020.
Außerhalb der EU verläuft die Entwicklung ähnlich. In Norwegen wurde UKW bereits 2017 weitgehend abgeschaltet. Die Schweiz plant die Umstellung auf eine rein digitale Verbreitung bis 2024. In der Eidgenossenschaft verfügen schon heute 85 % der Neuwagen über serienmäßiges DAB+.
Den EU-Mitgliedsstaaten stellt der EECC ausdrücklich frei, gleichlautende Verpflichtungen auch für stationäre Radioempfänger einzuführen. In Italien und Frankreich sind entsprechende Regelungen bereits in Kraft. Ab 2020 dürfen in beiden Ländern nur noch Radios verkauft werden, die den Empfang von DAB+ ermöglichen. In Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden stehen vergleichbare Gesetze kurz vor der Verabschiedung.