WLAN Störungen durch benachbarte Funknetze und nicht ohne weiteres erkennbare andere Störquellen, können einem den Tag vermiesen. Mit einem WLAN-Sniffer ist es manchmal nicht getan. Dieser Beitrag hilft, gestörte WLAN-Verbindungen in den Griff zu bekommen.
Es geschah plötzlich und unvermittelt. Von einem Tag auf den anderen war die WLAN-Verbindung zum Internetradiogerät gestört. Selbst ein WLAN-Repeater konnte das Problem nicht lösen. Paketverluste und Verbindungsabbrüche gehen meist auf das Konto von Funkstörungen. Doch es sind nicht immer andere WLAN-Accesspoints, die hier quer funken.
Meine lange, mit massiven Gebäudemauren gespickte WLAN-Funkstrecke zwischen Büro und Wohnzimmer erforderte immer Tricks und Tuning. Nachdem Antennenmodifikationen auf der Sende und Empfangsseite noch keinen endgültigen Erfolg brachten, war spätestens des Fritz-Repeater ein Garant für eine stabile Anbindung.
Am letzten Wochenende staunte ich deshalb nicht schlecht, dass sich partout keine Verbindung zum Router herstellen ließ. Das Wohnzimmer war einmal mehr funktechnisch nicht zu erreichen.
Im Grunde hätte ich schon im Verlauf der vorigen Woche stutzig werden müssen. Denn mein Chumby im Wohnzimmer plagte sich mit Aussetzern herum. Doch da solche Aussetzer auch bei tadellosen Funkverbindungen ins Netz zu beobachten sind, schenkte ich der Störung keine weitere Beachtung. Ebenso beim Laptop waren Probleme zu beobachten. Die Downloads waren qualvoll langsam, doch da sich bei dem Rechner Windows XP nahe dem finalen Exodus befindet, wurden auch hier andere Ursachen angenommen.
Kanalbelegung untersuchen
Um zu untersuchen, was sich auf den WLAN-Freqenzen bei 2,4 GHz bewegt, empfiehlt es sich, Tools wie Netstumbler bereitzuhalten. Die Anzeige der Kanäle und ihrer Belegung hilft einzuschätzen, ob Konflikte drohen. Doch von einem harten Kanalkidnapping keine Spur. Zwar zog auf einem Nachbarkanal ein neues WLAN auf, aber es war mit Pegeln von -88 dbm sehr schwach. Nach oben ließ sich erst zwei Kanäle weiter ein etwas stärkeres Funknetz erkennen.
Gemeinhin wird als Idealfall empfohlen, sich von stärkeren anderen WLAN-Netzen zwei Kanäle zu entfernen. Das hat seinen guten Grund, denn WLAN-Kanäle sind recht breit, überlappen sich aber gegenseitig. Das WLAN vom Nachbarkanal stört in jedem Fall. Der Idealfall einer nach oben und unten hin freien Frequenz ist in vielen städtischen Wohngebieten jedoch nicht mehr zu haben.
Kanäle doppelt belegen
Da ist es interessant zu wissen, dass sich zwei WLAN-Netze auf ein und demselben Kanal deutlich weniger störend ins Gehege kommen, als der Signalsplatter von einem direkten Nachbarkanal. Die WLAN-Funknetze verwenden das gleiche Protokoll und die gleiche Modulation – erkennen sich gegenseitig. Das ist eher gut, denn Paketverluste, also Datenpakete die trotz wiederholter Sendung nicht durchkommen, sind so eher die Ausnahme. Gleichwohl sinkt die Datendurchsatzrate für beide im gleichen Kanal betriebenen Funknetze. Die Funknetze teilen sich die Datenkapazitäten. In der Regel ist das zu verschmerzen.
In meinem Fall habe ich noch einen leidlich freien WLAN-Kanal gefunden. Manchmal bringt aber selbst das keine Lösung. Das 2,4 GHz-Frequenzband ist ein lizenzfreier Funkabschnitt, auf dem zum Beispiel auch Mikrowellenherde, Baby-Monitore und Überwachungskameras und Bluetooth-Geräte herumfunken dürfen.WLAN-Schnüffelprogramme zeigen aber nur andere erkannte WLAN-Netze an.
Hard- und Software zur Frequenzanalyse
Einen deutlich besseren Überblick verschaffen Werkzeuge zur Frequenzüberwachung, die mehr können, als nur WLAN-Netzwerke aufspüren. Im Freeware-Bereich wird man nach meinen Recherchen nicht fündig. Unsere WLAN-Chips im PC sind offenbar ganz auf WLAN fixiert und eigenen sich nicht als protokollunabhängige Funkempfänger. Das derzeit günstigste Angebot für ein 2,4-GHz-Analysesystem findet man beim US-Hersteller Ubiquiti. Das AirView2, bestehend aus einem USB-Stick-Empfänger und der Auswertesoftware kostet rund 50 Euro und zeigt schonungslos die Funkbelegung aller WLAN-Kanäle im 2,4-GHz-Bereich an. Eine Programmdemonstration gibt es unter http://ubnt.com/downloads/airview/demo/index.html
N-Router keine dauerhafte Problemlösung
Nach einem Whitepaper von Cisco gehen 67 % aller schwer lösbaren WLAN-Probleme auf das Konto von anderen Nicht-WLAN-Störquellen. Heute könnte ein WLAN-Router nach 802.11-n noch eine Lösung bieten. Durch Kanalbündelung und ein Antennendiversity sind die N-Router-Signale etwas robuster. Wanddämpfungen sind hingegen im 5,6 GHz-Bereich stärker als auf 2,4-GHz.
Ohnehin kommt man bei Cisco zu dem Schluss: Man kann zwar weglaufen, man kann sich aber nicht verstecken. Die Funkstörungen werden Einen über kurz oder lang wieder einholen.
Für unsere Anwendung – nämlich der Verbindung von WLAN-Router mit dem WLAN-Radio – bietet sich der N-Standard ohnehin noch nicht an: Die bisher verkauften WLAN-Radios beherrschen den N-Standard nicht.
Wer sich intensiver mit dem Thema WLAN-Interferenzen und Nachbarkanalstörungen befassen möchte, der sollte sich das Cisco-Whitepaper mit dem Titel: „20 Myths of Wi-Fi Interference: Dispel Myths to Gain High- Performing and Reliable Wireless“ nicht entgehen lassen.