Hauptproblem des digitalen Hörfunks auf Kurzwelle im DRM-Standard ist und bleibt die schwache Endgerätesituation. Die konkreten Investitionspläne in DRM-Sendeanlagen und die verbindlichen Empfängeranforderungen könnten aber eine Wende einleiten.
Warum noch Hörfunk auf Kurzwelle, wenn die Welt auch mit Internetradios perfekt eingefangen werden kann? Die Frage ist für Auslandsdienste schnell zu beantworten: Das Internet ist in einigen Teilen der Welt entweder nicht verfügbar oder es wird von staatlicher Seite stark eingeschränkt. Kurzwelle überwindet Grenzen und die gezielte Störung von einzelnen Funkfrequenzen ist mühsam.
Es sind Flächenstaaten, wie Russland, China, Indien und Australien, die einen ökonomischen Wert in der digitalen Ausstrahlung von Kurz- und Mittelwelle erkennen. Während die Übertragungsqualität der analogen Kurzenwellensendungen ins Hintertreffen gerät, klingt DRM nicht viel schlechter als UKW.
Nach den weitreichenden Plänen Russlands und Chinas, eine DRM-Hörfunkversorgung aufzubauen, investieren nun auch Malaysia und Australien in neuen DRM-Sendeanlagen. Broadcast Australia hat zwei DRM-fähige 100 kW Sender für die Standorte Tenent Creek und Shepparton bestellt. Im Herbst sollen die neuen Sendeanlagen ihren Betrieb aufnehmen. Auch die Radio Television Malaysia hat einen solchen 100 kW Sender für die Sendestelle Kajang bestellt. Investiert hat All India Radio. Neben der Kurzwellenstation in Khampur mit einem 250 kW DRM-Sender sind zwei 1000 kW Mittelwellensender für den DRM-Betrieb in Chinsurah und Rajkot vorgesehen.
In Deutschland hat der Südwestrundfunk seine Mittelwellenfrequenz 711 kHz (Heilbronn) reaktiviert und führt weitere DRM-Testsendungen durch (SWR cont.ra).
In Frankreich schließlich setzen sich die kleineren Radiosender dafür ein, dass neben der DAB-Variante DMB auch DRM bei der Digitalisierung der französischen Rundfunklandschaft berücksichtigt wird. Das Syndicat National des Radios Libres (SNRL) trug seine Wünsche in einer Konferenz in Nantes eindringlich vor und die oberste Regulierungsbehörde CSA will sich mit der Frage befassen. Einige der freien Radios in Frankreich versorgen ländliche Gebiete mit schwacher Bevölkerungsdichte. Mit DRM ließen sich dünn besiedelte Gebiete leichter und kosteneffektiver versorgen.
Sorgenkind bleibt hingegen das Angebot an kostengünstigen und leistungsfähigen Empfangsgeräten. Das, was wir bislang testen durften, konnte unter dem Aspekt eines einfachen Zimmerempfangs nicht recht überzeugen. Umso wichtiger ist die Festlegung einheitlicher Empfängerstandards, in denen auch beschrieben wird, welche Empfindlichkeit, Trennschärfe und welcher Dynamikumfang erforderlich ist, um eine brauchbare Auslesung der DRM-Signale zu erreichen. In der Zwischenzeit warten wir hier auf neue DRM-Radios, wie das russische Sarapulsky SRZ RP229, das im Herbst zur Verfügung stehen könnte.
DRM-Empfang von Radio Neuseeland mit dem Perseus SDR in den Niederlanden: