Der Rundfunk auf Langwelle zwischen 150 und 300 kHz ist die Wiege des nationalen Hörfunks. Der entscheidende Vorteil ist die gute Reichweite und hohe Flächenabdeckung. Immerhin kann das Deutschlandradio mit zwei Sendern (153 kHz und 207 kHz) das gesamte Bundesgebiet Tag und Nacht mit seinem Programm in Telefonqualität versorgen.
In den Nachtstunden ist wegen ausbreitungsphysikalischer Gründe sogar eine Versorgung in ganz Mitteleuropa gewährleistet. Durch die geringe und zudem sehr statische Frequenzbelegung ist hierbei die Empfangsqualität punktuell besser als auf Mittelwelle oder Kurzwelle. Jedoch nehmen nachts auch die Störungen durch andere Stationen zu.
Auf der Sollseite stehen die enormen Sendeleistungen mit bis zu zwei Millionen Watt und die damit verbundenen Stromkosten. Der Rundfunk auf Langwelle wird seine Daseinsberechtigung haben bis der nationale Hörfunk eine flächendeckende Versorgung per UKW erreicht hat. Während wir hier die Ablösung des UKW-Systems diskutieren, gibt es also immer noch weiße Flecken auf der Versorgungskarte.
Wer aber hört Radio auf Langwelle, mag man sich fragen? Die Stereoanlagen haben meist keinen Langwellenteil mehr und einfache Radios bieten hier trotz einer „LW-Taste” kaum brauchbaren Empfang. Um so erstaunlicher, dass über Jahre hinweg ein Gemeinschaftsprojekt von RTL und dem irischen Rundfunk mit dem Titel „Atlantic 252” erfolgreich als irische Popwelle geführt wurde. Inzwischen hat der staatliche irische Rundfunk die Frequenz übernommen. Die Frage nach dem Hörerpotenzial hat natürlich seine Berechtigung. Allein in Frankreich wird die Langwelle derzeit überdurchschnittlich genutzt. Hier nehmen die Privatsender Europe 1, RMC und RTL sowie das staatliche France Inter hohe Stromrechnungen in Kauf, um das Land flächendeckend zu versorgen. Auch die Weiten Russlands werden in einigen Bereichen allein durch Langwelle abgedeckt.
Der Langwelle könnte durch eine Digitalisierung nach dem DRM-Standard zu mehr Attraktivität verholfen werden. Eine digitale Langwelle verbindet eine hohe geografische Reichweite mit deutlich besserem Klang und weniger Sendeenergiekosten.