Ein interessantes, privates Internet-Projekt befasst sich mit dem Thema Mobile TV in gänzlich anderer Weise, als es sich bei reinHÖREN nachlesen ließe. Mit frappierenden Erkenntnissen: Die Taschenglotze ist nichts Neues. Selbst ein eher verhaltenes Nutzerinteresse ist schon hinlänglich bekannt. Irgendwie hatten wir es nur inzwischen vergessen.
Erinnern Sie sich noch an den Film „Rain Man” mit Tom Cruise und Dustin Hoffman in den Hauptrollen? In einer Szene besetzt ein Reisefernseher eine interessante Nebenrolle. Das war 1988. Schon längst wollten japanische Elektronikriesen wie Sony und Panasonic versuchen, das Fernsehen aus dem Wohnzimmer heraus zu holen, um es als Freizeitspaß für unterwegs salonfähig zu machen.
Als Frank Günthör im Jahre 1987 einen Taschenfernseher geschenkt bekam, war es um ihn geschehen. Seither sammelt er Mini-Fernseher. Erst mühsam beschafft auf Flohmärkten, dann später bequem auf Ebay. Er kennt sie wohl fast alle, diese kleinen, technisch skurril anmutenden batteriefressenden Taschenfernseher. Eine dennoch mühsame Arbeit, denn einen großen Erfolg konnten diese mobilen Fernseher nie für sich verbuchen. Dementsprechend schwierig ist die Beschaffung funktionstüchtiger Exemplare: „Taschenfernseher hatten leider niemals einen wirklichen Durchbruch, dazu waren die analogen Empfangsmöglichkeiten zu beschränkt, die Displaytechnik noch nicht weit genug und die Akku-Betriebsdauer unzureichend”, bewertet Günthör den kommerziellen Fehlschlag von einst.
Unter www.taschenfernseher.de betreibt er ein virtuelles Nachschlagewerk zum Thema Taschenfernseher. 190 verschieden Modelle stellt er dort ausführlich in Wort und Bild vor, bewertet den Nutz- und den Sammlerwert der Geräte. Man muss kein Sammlerherz haben, um sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit des Mobile-TV einzulassen: Meiner Erinnerung war völlig entfallen, dass Seiko 1984 bereits einen Quartzuhrenfernseher für das Handgelenk angeboten hatte. Im Film Rain Man zeigte die Taschen-TV-Szene einen Sony FD-40. Bei diesem Modell handelte es sich um einen vergleichsweise großen Reisefernseher mit 100 mm Flachbildröhre. A propos Sony: Der Begriff „Watchman” ist im deutschen Wortschatz nie angekommen, während „Walkman” ein wohl weltweit verstandenes Synonym für mobile Kassettenabspielgeräte geblieben ist.
Computerfans mittleren Alters erinnern sich garantiert noch an den Namen Sinclair. Eine ganze Weile vor dem legendären Computer ZX81 präsentierte Sir Sinclair im Januar 1977 den kleinsten Multinorm-Fernseher der Welt: Den Microvision MTV1. Der Apparat war wie seine Nachfolger ein wirtschaftliches Desaster und der Heimcomputer (ab 1979) im Vergleich dazu ein Rettungsanker.
Nun ist das Taschenfernsehen ja wieder auf der Bildfläche aufgetaucht, doch der Taschenfernseher-Fan Günthör zögert noch: „Ich nutze mein Handy zur Terminverwaltung und für Hörbücher. Wenn es DVB-T oder kostenlos DVB-H empfangen könnte - vielleicht würde ich schon ab und zu mal reingucken.”
Den großen Taschenfernseher-Katalog finden Sie hier:
(http://www.taschenfernseher.de)