Der Siebel-Verlag hat aktuell das Buch „Transistorradios“ vorgestellt. Auf 74 Seiten finden sich Selbstbauprojekte, Restaurierungstipps und eine gute Portion schwärmerischer Produktbeschreibungen alter Transistorradios.
Auf kleinstem Raum versucht der Autor Dr. Richard Zierl einen weiten Bogen zu spannen. Selbstbauanleitungen für Netzteile und Signalinjektoren sowie Schaltungsdesign mittels Simulationssoftware adressieren eher den erfahrenen Elektronik-Bastler, die Restauration von alten Kofferradios hingegen kann auch weniger versierten Elektronikern gelingen. Im zweiten Teil des Buches gibt der Autor einen Abriss der technischen Entwicklung von Röhrenradios zum mobilen Transistorradio und führt durch die Welt der Taschen- und Kofferradios. Neben den Modellen aus den 1950er- bis 1980er-Jahren ordnet der Autor die Produkte in den geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext jener Zeit ein. Mit zahlreichen schönen Farbfotos der alten Schätze kommt bei jedem Radio-Nostalgiker und Designinteressierte Freude auf.
Die Kernthese des Autors beschreibt den Wert des Transistorradios, nicht nur als technisches Kulturgut, sondern auch aus Sicht seiner Nachhaltigkeit. Die in den Schaltungen verwendeten diskreten Bauteile wie Transistoren, Kondensatoren und Widerstände kann man selbst heute noch beschaffen. Ein Transistorradio lässt sich also problemlos reparieren. Moderne, hochintegrierte IC-Radios hingegen rafft es glanzlos dahin, weil Ersatzbauteile nicht zu beschaffen sind. Ob der gesamtökologische Vergleich zwischen Transistorradio und hochintegriertem Radio-Handy bezüglich der Umweltbelastung bei genauer Berechnung tatsächlich das alte Transistorradio zum Sieger küren würde, mag einmal hinten angestellt sein, eine Fundgrube für Radioliebhaber ist das Büchlein allemal.
Das Mittelwellentaschenradio Graetz Flirt aus dem Jahre 1970 hatte ich als Kind in die Finger bekommen. Mein Forscherdrang ließ mich das Gerät auseinander bauen. Überlebt hat das Radio meine Untersuchungen freilich nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, wie stolz ich heute wäre, ein solches Radio mein Eigen nennen zu dürfen. Einen Grundig Satellit 2000 hatte ich Mitte der 1980er Jahre erfolgreich restauriert und empfing damit in Bonn, Radio Luxemburg auf UKW 97,0. In die Gegenwart überdauerte das Radio meine unbedarften „Tuningversuche“ leider nicht.
Für meinen Geschmack gehen die Selbstbauprojekte im Rahmen dieses Buches etwas zu weit. Restaurationsanleitungen mit einer kleinen Transistorradio-Typologie zu kombinieren, entpuppt sich hingegen als wahrlich goldige Buchidee.