Digitales Radio DAB+ ist so beliebt wie nie: Mit laut WorldDAB 75 Mio. weltweit verkauften DAB+-Empfängern und laut HEMIX mehr als 1,4 Mio. verkauften DAB+-fähigen Endgeräten 2018 in Deutschland setzt der digitale Radiostandard von heute neue Bestmarken.
Immer mehr Privatsender machen ihre Radiomarke mit DAB+ zukunftsfest. Der Markenaufbau im Digitalen ist nicht mehr Option, sondern wird als strategisch sinnvoll gesehen, wie auch die große Resonanz auf den letztjährigen Call for Interest der Landesanstalt für Medien NRW zeigt. Mehr Bewerber als zu vergebenden Plätze erwartet man auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem Saarland. Die zuständigen Medienanstalten haben dort DAB+-Kapazitäten ausgeschrieben, die bei den Privatsendern mehrheitlich auf großes Interesse stoßen.
Die steigende Beliebtheit von DAB+ geht mit einer stetig steigenden Vielfalt einher: Es gibt bereits rund 250 regional unterschiedlich empfangbare DAB+-Programme.
In Bundesländern, in denen Privatsender, öffentlich-rechtliche Anbieter sowie Politik und Wirtschaft DAB+ gemeinsam und aktiv fördern, wächst die Programmauswahl. Private Anbieter erhöhen mit DAB+ ihre Reichweiten, verbessern den Empfang ihrer Programme und sorgen mit DAB+ dafür, dass beispielsweise Pendler ihre Lieblingssender auch auf langen Wegen zur Arbeit rausch- und unterbrechungsfrei genießen. Das Ergebnis: Immer mehr Hörer profitieren von mehr Radio.
Lokal, regional, national
Die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) hat eine Ausschreibung von Übertragungskapazitäten für einen landesweiten Modellversuch zur Verbreitung privater landesweiter Hörfunkprogramme über die DAB+-Senderketten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) veröffentlicht. In den Regionen Kiel, Lübeck und Sylt werden technische Möglichkeiten zur wirtschaftlich tragfähigen lokalen und regionalen Digitalradioversorgung erprobt. Bereits in Betrieb sind die neuen Sender in Garz und in Morsum. Sie versorgen die Rügen und Sylt mit den DAB+-Angeboten des NDR.
Im Saarland hat die Landesmedienanstalt vor wenigen Wochen die DAB+-Ausschreibung für private Programmanbieter veröffentlicht. Der landesweite Multiplex soll bis Ende 2019 zunächst im Großraum Saarbrücken, Teilen des historischen Saargaus und im Raum Mettlach starten. Darüber hinaus ist ein Testbetrieb für einen lokalen „Small Scale“-Mux in Planung.
In Nordrhein-Westfalen will die Landesanstalt für Medien NRW Kapazitäten für einen landesweiten und bis zu sechs regionale Multiplexe ausschreiben. Die neuen Programme sollen ab 2020 auf Sendung gehen. Dafür wird die DAB+-Versorgung in NRW sukzessive ausgebaut.
Ein großes DAB+-Angebot gibt es aktuell in Bayern. Pro Region sind drei oder vier Multiplexe zu hören. 2020 werden alle UKW-Lokalradios simulcast über DAB+ zu hören sein. In Erlangen gibt es darüber hinaus einen lokalen Multiplex des Fraunhofer-Instituts sowie in München Test-Multiplexe des Instituts für Rundfunktechnik (IRT).
Für den verbesserten Empfang der 13 Programme im Bundesmux hat der Netzdienstleister Media Broadcast die Inbetriebnahme 13 weiterer Senderstandorte angekündigt. Künftig werden es damit 137. Die drei Deutschlandradio Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sind künftig noch besser verfügbar. Die Gesamtabdeckung mit DAB+-Radioprogrammen liegt inzwischen bei 98 Prozent der Fläche Deutschlands.
Deutschlandradio stellt in drei Regionen auf rein digitale Verbreitung um
Nach Helgoland und Mittenwald im letzten Jahr, stellt Deutschlandradio zum Sommer in Amberg, Füssen und Kempten um auf digitales Radio DAB+. Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sind in diesen drei Regionen über Antenne dann zusammen mit dem kompletten Programmangebot im bundesweiten DAB+-Multiplex verfügbar. Die parallele analoge UKW-Ausstrahlung von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur wird in Kempten und Füssen beendet, in Amberg bleibt der Deutschlandfunk auch über UKW verfügbar.
Anhaltendes Marktwachstum
Das steigende Interesse an DAB+ spiegelt sich in den stetig wachsenden Abverkaufszahlen für digitale Radiogeräte. Wie der HEMIX (Home Electronics Market Index) ausweist, wurden im Jahr 2018 etwas mehr als 1,4 Millionen DAB+-Radios in Deutschland verkauft. Dies entspricht einem Wachstum von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilt die Gfu Consumer & Home Electronics GmbH mit. Der Umsatz stieg in diesem Segment auf 218 Millionen Euro (plus 10 Prozent im Vergleich zu 2017).
Europa setzt auf DAB+
Als Radiostandard für ganz Europa ist DAB+ inzwischen international fest etabliert. Das zeigen auch eine Reihe regulatorischer Maßnahmen: Auf gesamteuropäischer Ebene sieht die von der EU verabschiedete EECC-Richtlinie vor, dass alle neuen Autoradios ab 2021 digital-terrestrisches Radio empfangen müssen. In Italien greift eine nationale Digitalradiopflicht für Autos bereits Anfang 2020, in Frankreich müssen ab Juni 2020 alle Neuwagen digital-terrestrischen Radioempfang ermöglichen. DAB+ ist in der deutlichen Mehrheit der europäischen Staaten anerkannt. Dies zeigt sich an dem immer schnelleren Ausbau der Netze.
Frankreich
Nachdem das bisher in Frankreich ausgebaute DAB+ Netz mehr als 21 Prozent der Bevölkerung erreicht, trat eine so genannte DAB+ Vermarktungspflicht in Kraft. Das heißt, es dürfen nur noch Radios zum Verkauf angeboten werden, die auch DAB+ empfangen.
Für den ersten nationalen Multiplex hat die Medienanstalt Conseil supérieur de l'audiovisuel (CSA) eine Liste der 24 Programmanbieter veröffentlicht. Neben den sechs Programmen des öffentlich-rechtlichen Radio France, handelt es sich um 18 Stationen privater Betreiber, darunter auch die vier großen französischen Privatradiogruppen Groupe M6, Lagardère, NRG und NextRadioTV.
Großbritannien
Im Vereinigten Königreich sorgen steigende Hörerzahlen und Rekordwerte beim digitalen Hören für eine höhere Bekanntheit von DAB+. Deutlich mehr als die Hälfte des Radiokonsums in Großbritannien ist digital: Mit einem Anteil von fast 57 Prozent (nach gut 50 Prozent im ersten Quartal 2018) ist eine neue Bestmarke erreicht, wie die jüngste Umfrage des Marktforschungsinstituts RAJAR ergab. Knapp 72 Prozent des digitalen Hörens entfallen auf das terrestrische DAB+.
Italien
Italien ist das erste Land Europas, in dem die Interoperabilitätspflicht in Kraft tritt. Ab Januar 2020 dürfen in Italien nur noch Radios verkauft werden, die über digital-terrestrischen Empfang verfügen. Die Digitalradiopflicht gilt auch für Neuwagen. Auf dem italienischen Markt werben bereits jetzt viele internationale Automobil-Hersteller mit serienmäßigem DAB+.
In Südtirol steht die Umstellung auf den digitalen Radiostandard DAB+ kurz vor dem Abschluss. 92 Digitalradio-Standorte versorgen inzwischen fast 100 Prozent der Bevölkerung Südtirols mit 22 Hörfunkprogrammen. Parallel dazu kündigt die Rundfunkanstalt Südtirol die Abschaltung weiterer UKW Sendeanlagen an.
Norwegen
Zum Januar 2018 hat Norwegen als erstes Land weltweit den Umstieg von UKW auf DAB+ abgeschlossen und nationale und regionale Ketten vollständig auf den digitalen Rundfunkstandard umgestellt. Die Anzahl der landesweit frei empfangbaren Programme wuchs von fünf auf 32. Wie eine Studie (WorldDAB) belegt, wird die digitale Programmvielfalt von Hörerinnen und Hörern gut angenommen. Die täglichen Reichweiten und der Radiokonsum insgesamt entsprechen dem Niveau von 2016. Die durchschnittliche Hördauer pro Tag und Hörer ist gestiegen: von 127 Minuten in 2016 auf jetzt 146 Minuten.
Österreich
Mit einer Tagesreichweite von 76 Prozent und 183 gehörten Minuten ist Radio auch in der Alpenrepublik das beliebteste Massenmedium, mit steigender Tendenz. Seit 28. Mai senden in Österreich neun private Anbieter mit neuen Programmen österreichweit über DAB+. Die Versorgung wird in Wien, Linz, Graz und Bregenz beginnen und schrittweise auf alle Landeshauptstädte samt Umland ausgebaut. Allein in Wien ist der Anteil der täglichen Radiohörer binnen Jahresfrist (von 2016 auf 2017) um drei Prozent gestiegen.
Schweiz
2018 wurden in der Schweiz knapp 600.000 DAB+-Radios verkauft. Die hohe Marktdurchdringung von DAB+ in der Schweiz hatte zur Folge, dass jedes zweite DAB+ Gerät ein Autoradio war. Damit sind seit 2006 insgesamt 4,16 Millionen DAB+ Geräte verkauft worden. Gemäß einer Erhebungen des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM) ist der Anteil der Neufahrzeuge, die standardmäßig über DAB+ Empfang verfügen, 2018 noch einmal stark angestiegen und liegt nun bei 91 Prozent, gegenüber 85 Prozent im Vorjahr.
Die steigenden Absatzzahlen für Geräte machen sich auch immer stärker in der Nutzung bemerkbar. Laut der halbjährlich im Auftrag des BAKOM und der Arbeitsgruppe Digitale Migration (AG DigiMig) vom Forschungsinstitut GfK erhobenen Zahlen nutzen die Schweizerinnen und Schweizer von 100 Radiominuten pro Tag durchschnittlich 64 Minuten auf digitalem Weg. 33 Prozent entfallen dabei auf DAB+, 31 Prozent auf Internet, Kabel- oder IP-TV-Angebote. Von 100 im Auto gehörten Radiominuten erfolgen 40 via DAB+, was einer Verdoppelung des DAB+-Anteils innerhalb von drei Jahren entspricht.