Die öffentlichen Hörfunker der SRG liegen derzeit mit ihrer Strategie der flankierten Abschaltung der Mittelwelle goldrichtig. Die Lieblingsprogramme eines gereiften Publikums wandern auf DAB ab und die Hörer folgen.
Schon die Abschaltung des Mittelwellensenders Beromünster mit seiner volkstümlichen „Musikwälle“ galt als großer Erfolg für DAB. Im Vorfeld durch Kampagnen ausreichend kommuniziert, schnellten die DAB-Radio-Verkäufe in die Höhe und sorgten dafür, dass DAB eine relevante Hörer-Reichweite erzielt. Nun ist auch der Mittelwellensender in Sottens dran. Nach fast 80 Jahren macht die Mittelwelle in der Westschweiz am 5. Dezember 2010 Sendeschluss. Die Sendungen von "Option Musique", einem Chanson-Programm, wechseln auf DAB+ und dem eidgenössischen Radio- und Fernsehhandel steht wohl wieder ein gelungenes Weihnachtsgeschäft mit DAB-Radios bevor.
Dabei zielt man in der Schweiz mit solchen Aktionen vor allen Dingen auf ein älteres Zielpublikum. Auch wenn ein UKW-Programmdurchlauf glauben machen will, Radio sei ein Medium im Jugendwahn, sieht die Realität ganz anders aus. Es sind ältere Leute, die sich unverändert für das Radio interessieren. In der Gruppe ist die Wechselwilligkeit auf DAB besonders groß, weil das Internet hier nicht als beherrschbare Alternative herhalten kann.
Deutschland kann einen solchen DAB-Turbo nicht nutzen. Unser UKW-Rundfunknetz ist zu gut ausgebaut; Mittelwelle wird hier allenfalls noch für die Bundestagsdebatten gehört. Trotzdem lässt sich lernen, dass die einfache Bedienbarkeit von DAB im Verbund mit attraktiven Programmen für die Hörergeneration 50plus der Schlüssel zu einer erfolgreichen DAB-Verbreitung sein kann.