DAB-Geräte sind für den Markt kein Thema, so heißt es. Doch langsam verkommt das Rezitieren haltloser Gerüchte um eine DAB-Abschaltung zum Feigenblatt für eigene Angebotslücken. Eine steigende Zahl von Herstellern scheint zu glauben, DAB-Empfänger in den Handel bringen zu können.
Marantz ist neben den Herstellern aus Fernost sehr konsequent im deutschen Markt unterwegs. Auf der HighEnd 2006 in München war schon das neue Flaggschiff der Tunerflotte zu bewundern. Der ST15S1 soll besten Klang und besten Empfang ohne Kompromisse zur Schau stellen und verfügt ganz selbstverständlich über DAB-Empfang im Band III und L-Band. Es wird noch einige Monate dauern, bis das Gerät ausgeliefert wird, aber der Preis steht schon fest: 999 Euro. Die imposante Front aus geschliffenem und mit Sandstrahlung behandeltem Metall gibt es dafür freilich serienmäßig ab Werk.
Es kommt noch eine Überraschung aus Europa. NAD kommt ab Ende Juni auch mit DAB. Unter preisbewußten HiFi-Freunden ist die Marke sehr bekannt. NAD-Geräte kommen nicht selten mit Plastikschaltern und -frontplatten in Steingrau daher. Mehr Sein als Schein, so die erfolgreiche Devise. Das war schon ungewöhnlich, damals in den 80er Jahren, als jeder Drehregler noch aus Metall war. Kurze Signalwege und sauberes Schaltungslayout sorgten für bezahlbaren Wohlklang. Eine Rechnung, die auch heute noch aufgeht. Der DAB-Tuner C-445 wirkt elegant und hochwertig. Ganz selbstverständlich verfügt das Gerät auch über das L-Band, als hätte man bei NAD ganz besonders den deutschen Markt ins Visier genommen. Doch wer im Hinterkopf notiert, dass NAD in 1973 in London gegründet wurde und die Firma heute in Kanada sitzt, der wundert sich weder über DAB noch über das L-Band, sondern allenfalls darüber, warum dieser Tuner nicht schon viel früher gekommen ist. Der geplante Preis von 590 Euro suggeriert einen Hauch Oberklasse für Normalverdiener.
Bei Denon warten deutsche DAB-Hörer immer noch auf den TU-1800 DAB. Der steht in aktuellen deutschsprachigen Produktkatalog wieder drin. Leider auch der Hinweis: "Modell in Österreich und Deutschland nicht im Angebot." Diese Formulierung bedeutet, der Denon-Tuner soll den DAB-Hörer in der Schweiz vorbehalten bleiben. Dass Österreich nicht mit dabei ist, kann mangels DAB-Sendernetz nicht wundern, aber die Abstinenz vom deutschen Markt gibt einen Hinweis darauf, wie Marketing-Strategen die Aussichten von DAB in der Schweiz einschätzen.