Ein winziger RTL-SDR-Dongle für den PC und etwas Software reichen aus, um spannende Empfangsversuche mit Digitalradio zu unternehmen. Wir haben uns vor geraumer Zeit die Software Welle.io installiert, um zu sehen, welche Leistungen sich dem kleinen Empfangsdongle damit entlocken lassen.
Albrecht Lohofener betreut dieses Open-Source-Projekt seit rund 4 Jahren. Die Software, verfügbar für Windows, Mac und Android ist aufgeräumt und geradlinig gestaltet. Die getestete Version 2.0 wirkt ausgereift und lief auf dem Windows-10-System tadellos. Die Bedienoberfläche ist aufgeräumt. Beim Start erscheint ein weitgehend weißer Bildschirm. Stille! Man irrt umher, um ein Einstellmenü zu finden, stochert darin herum. Stille! Hat die Software meinen DVB-Stick erkannt? Man weiß es nicht. „Geht ja schon wieder gut los“, grummele ich und drücke gelangweilt auf die Funktion „Sendersuchlauf starten“. Und siehe da, wir sind im Spiel.
Bei diesen RTL-Tunern ist die Antennen- und Verstärkungsfrage immer heikel. Weder ist so ein Stick sehr empfindlich, noch hat er einen weiten Dynamikbereich. Die automatische Verstärkungsregelung macht einen ganz ordentlichen Job. Selbst an einem Wurfdraht wird das schwächste Berliner DAB-Ensemble unterbrechungsfrei ausgegeben. Es gibt also keinen Grund zur Klage. Der Suchlauf umfasst auch das in Deutschland nicht mehr genutzte L-Band. Es dauert dann halt etwas.
Schließlich werden alle in Berlin und Brandenburg eingesammelten Programme angezeigt. Auf den auswählbaren Ansichtspaneelen, die den Empfangsbildschirm ausfüllen, kann man die Spektrumverteilung des Kanals erkennen; die Senderinformation zeigt den erzielten Signal-Rauschabstand und die Synchronisation des Signals an, auch Signalimpulsantworten lassen sich betrachten. In den Einstellungen kann man die automatische Verstärkungsregelung auch übergehen. Sollte man bei der Handregelung der Empfangsverstärkung übertreiben, macht ein Pop-up auf das Übersteuern des Analog-digital-Wandlers aufmerksam.
MOT-Slides, also Bildtafeln werden angezeigt und lassen sich auch abspeichern. Das mit dem Wiederfinden war so eine Sache: Die Bilder landeten im Benutzerordner des Laufwerks, also üblicherweise C:/user/MeinName/. Gesagt hat uns das niemand, aber in der FAQ gab einen Hinweis auf gespeicherte Signaldaten, der meine Aufmerksamkeit erregte. Inzwischen, so habe ich gelesen, kann man sich einen Zielordner zum Speichern aussuchen. Wenn es überhaupt Verbesserungsbedarf gibt, dann sind es Kleinigkeiten an der Oberfläche. Hier in Berlin, mit über 60 Programmen in der Luft, wäre eine Programmsortierung nach Kanälen hilfreich. Würde der Programmtyp mit ausgelesen, könnten die Programme auch nach Inhalten sortiert angezeigt werden. Was davon bereits alles in der inzwischen aktuellen Version 2.4 vorhanden ist, habe ich nicht mehr geprüft.
Wieso mit PC und Software empfangen?
Für einen besseren RTL-SDR Dongle mit dem Tunertyp R820T2 sind ca. 50 Euro zu veranschlagen. Zusammen mit DAB+-Software und Bildausgabe bekommt man eine Funktionalität, die bei einem vergleichbar teuren gewöhnlichen DAB+-Tischradio nicht zu haben ist. Welle.io ist für solche SDR-Dongles ein prima Partner, um mit Antennen (passive DVB-T-Antennen sind sehr geeignet) zu experimentieren und in der Tropo-Saison DAB-Überreichweiten aufzuspüren.
DAB+-Programmtapete für Berlin. MOT-Slides lassen sich auch abspeichern. Hier die Programme für Berlin/Brandenburg. Bei den Lokalprogrammen der Antenne Brandenburg war ich sparsam, weil sich die Slides dort wiederholen.