Ein Muster des DRM-Radios Uniwave Di-Wave 100 mit der endgültigen Produktionsabstimmung wurde von uns einem kurzen Test unterzogen. Kann Uniwave die Hoffnung auf einen funktionstüchtigen DRM-Empfänger mit Leben erfüllen?
Das neue Uniwave DRM-Radio kommt in einer Zeit auf den Markt, in der es auch den glühensten Vorreitern und Verfechtern der digitalen Lang-, Mittel- und Kurzwelle immer schwerer fällt, zu begründen, weshalb man eine Sendenorm in den Äther bläst, für die es keine gebrauchsfertigen Radios für Endkonsumenten gibt. RTL, DeutschlandRadio, sie alle schalten schon in den Rückwärtsgang.
Die Firma Uniwave aus Frankreich startet hingegen mit den Di-Wave 100 durch. In Frankreich kann sich DRM noch Chancen ausrechnen, weil es große, dünn besiedelte Gebiete gibt, die nicht wirtschaftlich mit DAB/DMB versorgt werden können. Mittelwelle und Langwelle hören in der Küche? In der Corrèze, der Auvergne oder dem Lozère ist das nicht so ungewöhnlich.
Unversehens wird wird der französische Vorstoß zum Hoffnungsschimmer für DRM insgesamt. Die bisherigen DRM-Radios von Morphy-Richards, Technisat und Himalaya enttäuschten, hatten aber auch alle die gleiche Chipsatzbasis von Radioscape. Das Uniwave Di-Wave 100 versucht sein Glück hingegen mit einem Chipsatz von Mirics. Bei der Firma Hardt im Remscheid hatten wir Gelegenheit, dem neuen DRM-Radio auf den Zahn zu fühlen.
Zum Vergleich standen zusätzlich das Himalaya DRM 2009 und ein hochwertiger Kurzwellenempfänger an einer PC-Lösung zur Verfügung.
Optik und Verarbeitung
Auf den Prospektbildern wirkt das Radio etwas gediegener als in natura. Zum Teil liegt es daran, dass die graue Gehäusefarbe durch das gelochte Lautsprechergitter scheint. Die Verarbeitung gibt aber keinen Anlass zur Klage. Die hauptsächlich verwendeten Bedientasten hinterlassen einen guten und soliden Eindruck.
Das schöne, große Farbdisplay sieht verstellbar aus, ist aber starr am Gehäuse angebracht. Die geringe Gehäusetiefe macht das Radio gegen ein Umkippen anfällig. Eine Stütze zum schrägen, pultartigen Aufstellen des Di-Wave wird man schnell vermissen.
Gutes Bedienkonzept
Es gibt an dem Radio keinen einzigen Drehregler. Die Bedienung stützt sich auf die Dialoge am Bildschirm, der vier Tasten, die zu einem Rechteck gruppiert wurden, und der OK-Taste, die recht groß auf der Gehäuseoberseite angebracht ist. Nach kurzer Eingewöhnung kann man das Gerät flüssig mit dem Daumen steuern und die Befehle mit dem Zeigefinger auslösen, als hätte man einen Fotoapparat in der Hand.
Gut ist auch, dass die Bediendialoge in deutscher Sprache abgehalten werden können. Ganz konsequent durchgehalten hat man die Übersetzungen zwar nicht, doch dafür haben die vergleichsweise langen deutschen Bezeichnungen ohne Probleme auf dem Bildschirm Platz.
Etwas umständlich ist die Umschaltung der Bedienung auf die Lautstärkeregelung. Wenigstes hier hätte es ein Drehregler sein dürfen. Zudem fiel auf, dass sich die Lautstärke nur sehr grobrastig verstellen lässt. Nachts ist die Lautstärke Null eben Stille und die Stufe Eins schon zu laut.
Highlight bei der Bedienung ist die numerische Frequenzeingabe. Das 10er-Tastenfeld am Bildschirm lässt sich mit den Richtungstasten steuern. Obwohl man jede Ziffer einzeln bestätigen muss, ist es wirklich erstaunlich, wie schnell man mit dieser Lösung auf die Wunschfrequenz gelangen kann.
Empfang
Kommen wir zu des Pudels Kern: Was leistet das Di-Wave 100 beim Empfang? Der Erstkontakt brachte mich unversehens auf 15.640 kHz. Einen Sender im portugiesischen Sines, den die Deutsche Welle und die BBC im DRM-Modus betreiben. Das Signal hatte ein starkes Fading. Das Di-Wave brachte das Programm an seiner Teleskopantenne mit Aussetzern, das Himalaya 2009 brachte den Sender gar nicht und der hochwertige Kurzwellenempfänger älteren Baujahrs an der Software ebenfalls mit gelegentlichen Aussetzern. Doch der Vergleich ist nicht ganz fair, weil der große Kurzwellenempfänger an zehn Metern Draht mit Balun hing.
Der Di-Wave verfügt über eine Klinkenbuchse an der Rückseite, um externe Antennen anzuschließen. Mit den zehn Metern Draht am kleinen Di-Wave kam die BBC aus Sines unterbrechungsfrei.
Die BBC-Frequenz 5.790 kHZ (Wofferton, GB) brachten das Di-Wave und der Himalaya an der Teleskopantenne herein. Die Voice of Russia auf 9.750 kHz (Taldom, Russ.) schaffte es an der Telekopantenne nur am Di-Wave bis zur Audiowiedergabe. Der Himalaya blieb stumm.
Das Muster vom Himalaya DRM-2009 war mit einem externen Antennenanschluss „getunt“. Eine gute Gelegenheit zu sehen, wie viel besser der kleine Unniwave-Empfänger arbeitet. Das Ergebnis ist verblüffend, denn der Himalaya bekam das Signal aus Russland auch nicht an den zehn Metern Draht.
Die 6.095 kHz von RTL ging hingegen auf der Teleskopantenne mit dem Himalaya 2009 besser, als mit dem Uniwave Di-Wave 100. Binnen zwei Stunden verglichen wir den Empfang weiterer Frequenzen, der Mittelwelle 1.440 kHz von RTL, 6.015 kHz TDP Radio, 7.320 kHz Radio Vatikan, 6.085 kHz B5 aktuell (derzeit mit Journaline Tests). Die 9.400 kHz vom BNR aus Sofia, die 1.593 kHz des WDR in Langenberg, die Frequenzen 9.810 kHz und 9.880 kHz (Bolshakovom, Russ.) der Voice of Russia, die BBC-Frequenz 11.810 kHz und sie kamen am Uniwave Di-Wave 100 alle durch.
Im Ergebnis kann man festhalten, dass der Himalaya wie der Uniwave an der Teleskopantenne einen schwachen Empfang abliefern. Beim Uniwave ist sogar die Teleskopantenne ein paar Zentimeter kürzer. Die seltenen Fälle, in denen der Himalaya mit der serienmäßigen Antenne unterlegen war, gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Konto von Eigenstörstellen.
Das bringt den Di-Wave 100 zwar in einen Vorteil, aber hat das Radio mehr Potenzial? Diese Frage kann man guten Gewissens mit einem Ja beantworten. An zehn Metern Draht war der UniWave Di-Wave 100 auf allen Frequenzen deutlich hörbar überlegen. Auch scheint der HF-Verstärker größere Regelungsreserven zu bieten. Audioabbrüche waren selbst bei langsamen Fading eine Ausnahme.
Nach zwei Stunden ist klar, mit dem Uniwave Di-Wave 100 geht die Entwicklung der DRM-Empfänger einen großen Schritt in die richtige Richtung. Kurzwellenhörern macht das Radio Lust auf Antennenexperimente, um die beste Leistung aus den Radio herauszuholen.
Lust und Frust im Detail
Mit DRM hat die Mittel- und Kurzwelle jetzt sogar einen Radiotext. Zusätzlich zeigt das Di-Wave die zur Verfügung stehenden Sendesprachen an. Das können bei simultaner Ausstrahlung sogar mehrere zugleich sein. Zusätzlich übernimmt das Radio auch alternative Sendefrequenzen. Sollte das Programm ausfallen, prüft das Radio sofort, ob auf den alternativen Frequenzen Empfang möglich ist.
Das AFS genannte System kann Kurzwellenhörern, die auf einer Frequenz auf der Lauer liegen, zum Verhängnis werden. Erst können nämlich Daten empfangen werden, zum Schluss kommt der Ton. Wenn die Audioausgabe beginnt, ist das oft kein Grund zum Jubel, denn das Radio hat still und heimlich die Frequenzliste des Senders heruntergeladen und statt der ersehnten Frequenz aus der Ferne, den Sender aus der Nachbarschaft angezapft. Ob man das AFS deaktivieren kann, haben wir nicht rausgefunden.
Der Suchlauf scannt nur bekannte DRM-Frequenzen. Von diesem Standard kann man nur über die nummerische Frequenzeingabe abweichen. Hoffentlich bietet der Hersteller zeitnah aktuelle Frequenzlisten zum Herunterladen an.
Quantensprung für ein internationales Medium
DRM bietet mit Journaline einen Textinformationsdienst an. Der lässt sich am Uniwave Di-Wave besonders leicht handhaben und sehr gut lesen. Auch Slideshowbilder sind mit DRM möglich. Der Di-Wave würde sie anzeigen.
Das kompakte Format bietet sich für einen mobilen Batteriebetrieb an. Tatsächlich kann das Uniwave mit vier handelsüblichen Batterien betrieben werden. Die Stromaufnahme im DRM-Betrieb liegt so bei 470 mA. Das ist weitaus weniger als die bisherigen DRM-Radios verbrauchen. Bedenkt man, dass damit der TFT beleuchtet und auch noch ein Grafikmodul befeuert werden muss, ist auch das ein Fortschritt für die DRM-Radiotechnik.
Abseits des HF-technischen Potenzials, ist das neue Uniwave Di-Wave 100 ein Quantensprung für die Funktionalität des internationalen Rundfunks insgesamt. Die aktuelle Chipsatzbasis bietet alle Eigenschaften, um die Kurzwelle zu einem crossmedialen Informationsmedium aus Ton, Text und Bild werden zu lassen.
Fazit
Das Uniwave Di-Wave 100 ist eine wertvolle Entwicklung für den DRM-Markt. Nicht wenige der DRM-Sender laufen mit ein paar hundert Watt Sendeleistung. Was kann und will man so erwarten?
Für Kurzwellenhörer ist das Uniwave DRM-Radio eine sehr interessante Basis, sich spielerisch und ohne PC mit DRM und seinen Möglichkeiten zu befassen.
Für ganz normale Radiohörer ist auch das Uniwave wahrscheinlich noch nicht das Gelbe vom Ei. Vermutlich wäre für die Küchen in Corrèze, Lozère und Auvergne ein Tischradio mit einer langen Teleskopantenne die glücklichere Bauform gewesen. Auch die Sender müssen noch eine Schippe Leistung drauflegen, wenn DRM im Alltag überzeugen soll.
Trotzdem: Mit etwas Glück und dem richtigen Timing könnte dieses kleine Radio jetzt der Startpunkt sein, DRM in den Markt zu befördern. In Frankreich, in Sachsen vielleicht, in Russland demnächst sowieso.
Mitglied seit
16 yearsWeiterer Uniwave Test
In einem italienischen Radioblog gibt es einen weiteren Test des Uniwave-Radios. Auch hier sind Kurzwellehörer / Empfangsamateure an Werk und finden das Radio sehr gut. Sie testeten das Di-Wave mit guten Resultaten an weiteren externen Antennen aus.
Die englische Übersetzung gibt es hier: http://tinyurl.com/l3sesd
Bitte nicht wundern, der Link stammt aus den indischen Blog Radio Activity; die Übersetzung wird über Google geliefert, ist aber gut lesbar.