Eine Million WLAN-Internetradioempfänger stehen knapp 23 Millionen DSL-Internetzugängen gegenüber. Auch der mobile Empfang über internetfähige Mobiltelefone und Smartphones ist mit etwa 2,4 Millionen Nutzern eher noch ein Nischenmarkt. Wer Webradio hört, benutzt meist doch den PC.
Nach Schätzungen von „House of Research“ sind zwischen 2006 und 2009 rund eine Million WLAN-Internetradios in Deutschland verkauft worden. Die Hersteller halten diese Zahl durchaus für hoch gegriffen, aber nicht für unmöglich. Im Gesamtkonzert der täglichen Abgriffe von Radiostreams in Deutschland spielen diese Geräte eine noch eher untergeordnete Rolle.
Das legen auch die aktuellen Zahlen der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010 nahe. Demnach verfügen nur 8 % der deutschen Haushalte über ein W-LAN-Internetradio. Das Gleiche gilt für das Hype-Thema mobiles Internet. Im Durchschnitt aller Marktschätzungen gibt es in Deutschland 8,3 Millionen internetfähige Handy und Smartphones und sicherlich experimentieren diese Besitzer mit mobilen Musikdiensten, zu denen auch die Webradioanwendungen gehören. Der Schnitt der Nutzungsschätzungen zählt hier 2,4 Millionen gelegentliche Benutzer. Dem Markt wird zwar noch ein hohes Wachstumspotenzial nachgesagt, doch heute ist der mobile Webradiohörer längst nicht die Regel.
Was bleibt ist die Internet-Flatrate zu Hause oder die nicht begrenzte Nutzung des Internet am Arbeitsplatz. Im Firmenbüro wäre die Einbindung eines LAN-Radiogeräts ein sicherheitskritischer Eingriff in die IT-Struktur des Unternehmens und dürfte damit vielerorts unzulässig sein.
Was bleibt, ist einzig der PC. Es zeigt sich jedoch, dass PC-Hörer ohne Hilfsmittel meist nur zum bekannten UKW-Sender surfen, um von dort den Stream direkt abzurufen. Das ist gut für die Sender, denn sie können über den allfälligen Besuch der Webseite auf eine höhere Hörer-Sender-Bindung hoffen und gleichzeitig erzeugen die Besucher zusätzliche Werbeeinnahmen.
Nutzeranalysen zeigen, dass Webseiten-Hörer ihren angestammten Stationen treu bleiben. Schon beim Abruf der Radiodienste über Webradioverzeichnisse ist die Wechselbereitschaft erhöht. WLAN-Internetradionutzer vagabundieren hingegen regelmäßig zu Sendern aus aller Herren Länder.
Besondere Stärken
Doch die Nutzung des PCs zum Hören von Webradiostationen hat auch seine Stärken. Dazu gehören die begleitend per Internet bereitgestellten Informationen zum Programm, die einem bei WLAN-Radios heute nur selten zur Verfügung stehen. In Senderverzeichnissen hat man zudem die Möglichkeit, nach beliebigen, das Programm beschreibenden Begriffen zu suchen. Auf diese Weise erhält man eine ganz andere Suchtrefferauswahl als bei der typischen Suchmechanik in WLAN-Radios, die in der Regel über Kontinente und Länder gesteuert werden.
Schließlich bieten auch Radio-Toolbars für den Browser und softwaregestützte Webradioempfänger für den PC nicht nur viel Bedienkomfort, sondern verbinden alle relevanten Internetquellen in einer Anwendung.
Den Schlusspunkt bieten Softwareprodukte für die gezielte Sendungsaufnahme oder die Nutzung des Radios zur gezielte Musikbeschaffung, alles mithin Funktionen, die in diesem Umfang nicht in WLAN-Webradios umgesetzt worden sind, was zum guten Teil auch daran liegt, dass WLAN-Radios noch nicht über eigene Festplattenkapazitäten zur Aufnahmen verfügen.
Bliebe zum Schluss noch der Klang. Das Gros der Brot- und Butter Laptops arbeiten zwar mit einfachen integrierten Soundsystemen, doch mit geeigneten Lautsprechern ist die Wiedergabe des üblichen 128-Kilobit-Musikmaterial problemlos möglich. Ausgesprochene Multimedia-PC arbeiten mit hochwertigeren Digital-Analog-Wandlern oder bieten einen Digitalausgang, mit dem ein externer DA-Wandler angesprochen werden kann. Damit kommen auch Klassiksender in einer Streamingsqualität von 256 kBit und höher zum Zuge.