Visionär oder waghalsig? Die DMG Radio startete bereits vor dem offiziellen DABplus-Start zwei neue exklusive Radioprogramme in Australien. Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Nach Aussgagen der DMG-Geschäftsführerin Cathy O´Connor könnte es noch vier Jahre dauern, bis die beiden neuen Programme eine tragfähige Hörerschaft aufgebaut haben, doch man wollte vom Start weg mit dabei sein. Der frühe Start hat aber wohl auch seine Ursache in einem sechs Jahre dauernden Moratorium für neue DAB-Lizenzen. Wer also jetzt nicht startet, gibt den Mitbewerbern einen erheblichen Zeitvorsprung.
So gehen nun die Programme „Novanation“ und „Koffee“ an den Start und senden für eine Handvoll technischer Labore und die ersten Radiohändler, die sich DABplus-Radios aufs Lager legen.
Mit „Novanation“ geht eine 24-Stunden Dancehall-Radioparty auf Sendung, während sich „Koffee“ als radiophone Chillout-Lounge einen Platz im digitalen Äther sichern möchte.
Es wird berichtet, die Privatradiovereinigung Commercial Radio Australia wird einen 10 Millionen-Dollar-Werbeetat (rund 5,5 Millionen Euro) für DAB auflegen. Trotz Wirtschaftskrise wollen Werbetreibende mit Schaltungen auf den neuen digitalen Radioprogrammen erste Erfahrungen mit DAB sammeln.
Die neuen australischen DAB-Programme können schon jetzt im Internet gehört werden, schließlich müsse man den potenziellen DABplus-Interessenten zeigen, was ihnen der Wechsel ins Digitalradio bringe, berichtete der Sydney Morning Herald.
Kein Bang und keine Revolution
Fachjournalisten in Australien fragen bei allem Optimismus offen, ob DABplus nicht zu spät kommt und zu leichtgewichtig ist, um gegen das Internetradio noch bestehen zu können.
Eigentlich sollte der Start der australischen Metropolen ins Digitalradiozeitalter bereits am 1. Mai 2009 erfolgen, doch wichtige Anbieter wie ABS und SBS konnten den Termin nicht halten. Bis zum 1. Juli 2009 müssen die Programme auf Sendung sein, wenn die Lizenz nicht in Gefahr geraten soll. Beobachter glauben, der als hörbarer „Bang!“ geplante DAB-Auftakt wird wohl eher ein leises Winseln.
Im Moment spekulieren die Anbieter auf Zeit. Je länger man den Deckel auf den geplanten Programminnovationen halten kann, desto länger bleiben Mitbewerber im Unklaren. Die Revolution wird aber ausbleiben, prophezeit die Zeitung WA Today: „Simulcast der bekannten Programme, plus kostengünstige Musikabspielstationen.“ Ob das wohl gegen Laut, Deezer, Lastfm und MyMusic reichen wird?
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