Heute sind in Hamburg sieben neue Radioprogramme im Digitalradiostandard DAB+ auf Sendung gegangen. Damit startet im zweitgrößten regionalen Radiomarkt Deutschlands erstmals ein Programmpaket, speziell für die 1,77 Millionen Haushalte der Elbmetropole.
Die nun über DAB+ auf Kanal 11C empfangbaren, privaten Sender böten sowohl aktuelle Nachrichten und Berichte aus der Stadt, als auch eine umfassende Mischung verschiedener Stilrichtungen, von Oldies bis zu elektronischer Musik, lobt die zuständige Landesmedienanstalt MA HSH.
Folgende Programme sind aktuell im Digitalradio-Multiplex Hamburg auf Sendung:
- 80s80s Hamburg
- FSK 93.0 Hamburg
- HLRdigital
- Mega Radio
- pure fm
- Radio mauma.fm
- Radio Paradiso
Zwei weitere Programme, das Schlagerformat Radio VHR und das Radio Elbe 1, werden später das Programmpaket ergänzen.
Stapellauf des „Plattform-Modells“
Das Hamburger DAB-Paket wurde erstmals im Rahmen einer Plattformlizenz zum Leben erweckt. Der Plattformbetreiber darf zugelassene Programmanbieter auf seine Plattform einsortieren. Dabei kann auch eine bundesweite, von der Kommission für Zulassung der Medienanstalten vergebene zentrale Programmzulassung zum Zuge kommen. Mit der Vergabe des reinen Plattformbetriebs wird der Zugang interessierter Programmanbieter zum Digitalradio deutlich vereinfacht, weil nicht in jedem Bundesland eine Einzellizenz erlangt werden muss. Im Fall Hamburg, fungiert der Sendenetzbetreiber Media Broadcast zugleich als Plattformbetreiber.
Digitale Beiboote senden gegen die dicken Radio-Pötte an
„Neben dem stetigen Interesse an einer bundesweiten Digitalradio-Verbreitung stellen wir beim neuen Digitalradio zunehmend auch eine Nachfrage an regionalen Verbreitungsmöglichkeiten in attraktiven Ballungsräumen fest“, erklärte Uwe Ludwig, Leiter der Kundebetreuung bei Media Broadcast. In Wahrheit dürfte die Zusammenstellung der Programmveranstalter in Hamburg keineswegs eine leichte Übung gewesen sein. Die Kapazitäten des Hamburger Multiplex sind nicht voll belegt. Hinzu kommt, dass es sich bei den meisten Veranstaltern um kleine Radiostationen ohne nennenswerte Gesellschafterstruktur und Kapitaldecke handelt. Der größte private Anbieter ist die Regiocast, die mit einem neuen 1980iger-Jahre Musikformat 80s80s Hamburg aufwarten können.
Nicht weniger auffällig ist, dass neben dem nicht-kommerziellen Hamburger Lokalradio und dem Freien Sender Kombinat kein originäres Hamburger Radiohaus mit einer programmlichen Innovation in Erscheinung tritt.
Bei aller Freunde über die neuen Programmangebote kann von einem digitalen Dammbruch im hanseatischen Radiomarkt sicher noch keine Rede sein. Die Vorbehalte der UKW-Radiomacher gegenüber dem Digitalradio sind nicht überwunden. Zu groß ist die Sorge, dass neue, konkurrierende Angebote eine gefährliche Unordnung in die Marktanteile bringen könnten. Somit bliebt abzuwarten, ob das neue DAB+-Angebot in Hamburg tatsächlich zum Türöffner wird, oder doch nur ein technischer Platzhalter bleibt.
(Foto: Thomas Wolf, www.foto-tw.de)