Wer sich mit dem Gedanken trägt, auszuwandern, sagen wir, nach Australien, kann seinen Digital Radio-Empfänger unbesorgt mitnehmen.
Seit Dezember 2003 testet Broadcast Australia mit Genehmigung der australischen Rundfunkaufsichtsbehörde (ABA) für 18 Monate in Melbourne während Commercial Radio Australia einen gleichlautenden Versuch in Sydney durchführt. Die Tests nehmen die Entscheidung einer endgültigen Einführung von Digital Radio DAB nicht vorweg, sind aber ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin. Bereits 1995 gründete die Regierung eine Expertengruppe für Digitalrundfunk, die nach Prüfung infrage kommender Standards, eine Empfehlung zu Gunsten von DAB im L-Band und optional für die regionale Versorgung im VHF-Band III aussprach.
In Melbourne und Sydney testet man nun die Aussendungen von Hörfunk und Datendiensten im VHF-Bereich mit der Zielsetzung, dass der analoge Fernsehempfang, der ebenfalls in diesem Frequenzabschnitt ausgestrahlt wird, störungsfrei weiterlaufen kann.
Die Empfänger für den Feldversuch vom Typ Pure Evoke-1 wurden in begrenzter Stückzahl an Testhaushalte ausgegeben. In Melbourne wird derzeit auf dem VHF-Kanal 9C bei etwa 206 MHz gesendet.
Der Test in Melbourne erhält erstaunlich viel öffentliche Aufmerksamkeit, vor allem weil sich Commercial Radio Australia aus den Versuchen in Melbourne ausgesperrt fühlt. Die privaten Radioveranstalter umtreibt die Angst, dass der große Sendernetzbetreiber Broadcast Australia sich gleich dauerhaft mit Digital Radio auf den VHF-Frequenzen einrichtet und damit einen bedeutenden Radiomarkt unter seine Kontrolle bringen könnte.
Die Rundfunkbehörde reagierte auf die Vorwürfe gereizt. Commercial Radio Australia hätte sich um einen von drei in Melbourne zur Verfügung stehenden Kanälen bewerben können. Im Übrigen ist der Digital Radio-Versuch in 18 Monaten beendet und impliziere keinerlei Vorentscheidungen einer dauerhaften Vergabe.