Die „Logitech Squeezebox Boom“ stößt die Tür zu zahlreichen Musikdiensten auf. Ein Anschauungsstück für Vielseitigkeit und Interaktionsmöglichkeiten des Internetradios. Einige dieser Dienste, sind beachtenswert.
Beim Testen wurde uns schwindelig: so viele Dienste, so viele Ordner. Nach wenigen Stunden hat der Lernprozess begonnen, wie man immer schneller und immer tiefer in neue Hör-Galaxien vordringen kann. Bei etlichen Diensten haben wir uns sogleich angemeldet, um die Möglichkeiten auszuloten.
Radiotime: Freakware aus Dallas
Radiotime ist das Standard-Senderverzeichnis der „Squeezebox Boom“. Die Macher aus Dallas scheinen echte Radiofans zu sein. Obwohl uns die Umsetzung, Sender über Ortsnamen zu finden, nicht wirklich praktisch erschien, lohnt das Verzeichnis einen Besuch unter radiotime.com.
Die Sendereinträge zeigen u. a. die UKW-Frequenzen mit an. Auf der Squeezebox sehen WDR-Programme so aus, als würden sie einfach über Antenne hereinkommen. Die Zusammenstellung der nationalen Netzwerke beinhalten auch alle großen internationalen Kurzwellendienste.
Einige Exoten, wie zum Beispiel das Radio der Unabhängigkeitsbewegung der Westsahara, finden sich in der Online-Datanbank, obwohl dort kein Streamingangebot mehr existiert. Ersatzweise wird dann die gelegentlich eingesetzte Mittelwellenfrequenz erwähnt. Klare Indizien für unsere Einschätzung, dass Radiotime eigentlich nur Freakware sein kann.
England macht die Schotten dicht!
Neben Radtiotime bietet die „Squeezebox Boom“ die Bestände von shoutcast.com und live365.com an. Für Anglophile dürfte der Zugriff aus Radiofeeds UK & Ireland interessant sein. Doch das gilt leider nur noch begrenzt. Nachdem die Musik-Rechteverwerter hohe Preise für die internationale Aussendung verlangen, haben viele kleine Häuser die Segel gestrichen. Wer nicht mit einer britischen IP-Adresse anklopft, geht manchmal leer aus.
Plugin für Realstreams
Real-Audio-Streams gibt die Squeezebox nicht ab Werk wieder. Radiofeeds UK bietet für die Squeezebox eine Real-Audio Extension an, die integriert werden kann. Mehr Information über das Plugin unter x2systems.com.
Live Music Archive: Stimmung auf Knopfdruck
Ohne Anmeldung und ohne zusätzliche Kosten stellt das Musical Archive etliche hundert Konzertmitschnitte bereit. Man trifft dabei nicht unbedingt auf Mainstream-Künstler der großen Labels; „Eddie Brickell and the New Bohemians“ war mit das Bekannteste was von der Redaktion gefunden werden konnte (eine 1980er Pop-Ikone mit etlichen Hits) und die meisten Aufnahmen sind simple Mikrofon-Mittschnitte von mäßiger Qualität, aber immerhin.
Napster und LastFM mit dabei
Napster ist mit von der Partie, ein eher bekannter Musikdienst (napster.com). Nicht so oft trifft man jedoch an einem Webradio einen LastFM-Client an. Aus Refinanzierungsgründen ist LastFM in Europa nur noch in Großbritannien und Deutschland kostenlos nutzbar. Wer ein LastFM-Nutzerkonto besitzt, kann einfach einige Interpreten eingeben und daraus sein eigenes Programm erzeugen. Die Software erkennt den Musikstil und bietet weitere Titel an, die gut in das Geschmacksprofil passen könnten. Dieser persönliche Stream kann mit der Squeezebox wiedergegeben werden.
Deezer: French Connection
Deezer ist ein Genre-sortierter Musikdienst mit Individualisierungsfunktionen aus Frankreich. Er bietet derzeit rund 30 Spartenkanäle. Die meisten Menschen hören doch mehr als nur eine Stilrichtung. Bei Deezer kann man die bevorzugten Stile gewichten und sich eine Playlist generieren lassen, die solchen Gewichtungspräferenzen nachkommt. Die Musikauswahl der Kanäle wird fachkundig betreut und die Ergebnisse sind durchaus hörenswert. Dabei ist Deezer nicht immer ganz jung, schrill und hipp in der Musikauswahl. Das muss kein Nachteil sein, weil man so gut die Ü30-Generation erreichen kann.
Geradezu sensationell an diesem Angebot ist, dass die Kanäle der Playlist aus einzelnen Dateien bestehen, die Versendung demnach nicht linear erfolgt. Wem ein aktuell übertragener Titel nicht gefällt, kann man ihn einfach überspringen.
Die Anmeldung selbst erfordert nur Standardangaben, erst im späteren Verlauf werden wesentlich intimere Fragen à la Familienstand, Haustiere und Monatseinkommen gestellt. Carte Rouge: Das geht zu weit. Immerhin: Die Antworten sind freiwillig.
RadioIO: Musikauswahl mit IQ
RadioIO bietet 60 Spartenkanäle an. Die musikalischen Zusammenstellungen besorgen Stream-Hosts, das sind also Menschen, die sich Gedanken darüber machen, welche Stücke man aneinanderreihen kann. Wir haben einige Kanäle gehört und waren durchweg von der Musikauswahl begeistert. RadioIO lässt sich kostenlos nutzen, jedoch beinhalten die Streams etwas Werbung. Für 50 US-Dollar pro Jahr kommen die Programme werbefrei ins Haus.
Speicher, Podcast und Streichkonzert
Bei MP3Tunes kann man seine eigene Musiksammlung hochladen, um sie dann auf jedem MP3Tunes-fähigen Radio abzuspielen. Nach Anmeldung stehen 2 GB Online-Speicher gratis zur Verfügung. Der Premiumdienst kostet 40 US-Dollar im Jahr und bietet 50 GB Speicherplatz. MediaFly ist ein Podcast-Abodienst. Man kann dort Podcasts und Radioshows aus einem US-Verzeichnis wählen. Die deutsche Auswahl von MediaFly kann man hier begutachten. Die Lieblingsshows stehen dann auf dem Radio zur Verfügung. Classical.com ist ein Spezialist für Klassik, Jazz und Weltmusik.
Dieser Artikel gehört zum Testbericht der „Logitech Squeezebox Boom“.