Man könnte meinen, dass nicht mehr als ein letzter Beweis notwendig war, um die Talfahrt des Niveaus der meisten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zu untermauern. Eine Frage der Zeit? Der SWR hat den Beweis nun immerhin selbst erbracht.
SWR-Fernsehmoderatorin Lena Ganschow („Kaffee oder Tee“) gibt sich voll des Lobes: „Also dieses Spargelgulasch zum Beispiel mit diesem Löffel-Chili-Maisbrot, joa, ich glaube, das werd' ich das ein oder andere Mal noch machen.“ Und SWRinfo-Moderator Martin Kilgus ergänzt: „Kann ich bestätigen, das war lecker.“ In dem Gespräch geht es um die SWR3-Grillparty, eine sechssstündige Radio-Fernseh-Online-Grillshow am 1. Mai, quasi eine Dauerwerbesendung in eigener Sache – und mit Sicherheit irgendwie auch um die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags.
In dieser Mission war wohl ein Mitglied der großen SWR-Familie zu übereifrig und hat das Gespräch bereits am Vortag, am 30. April um 18.18 Uhr als Podcast in die SWR-Mediathek eingestellt und freigegeben.
Und so hat der SWR schon vor der Live-Sendung von seiner eigenen Grillparty berichtet wie die Live-Sendung ablaufen wird. Mit Journalismus hat das freilich nichts mehr zu tun und wer weiß, wie derartige Sendungen heute produziert werden, kann sich nicht auf das menschliche Versagen einer einzelnen Person zurückziehen. Es ist ein systemimmanentes Versagen und mit Sicherheit gelebte Praxis. Das Problem ist ja nicht die vorzeitige Bereitstellung der Sendung, sondern der mehr als fragwürdige Ethos, der hinter der Vorproduktion und falschen Deklaration steht.
Die Entschuldigung des SWR auf Tumblr untermauert dies: „Liebe Medieninteressierte, wir entschuldigen uns ausdrücklich für die versehentliche vorzeitige Publikation unseres Medienmagazins als Podcast. Es ist ein journalistisches No-Go. Fehler passieren und auch wir sind nicht davor gefeit. Wir gehen der Sache nach.“
Beim nächsten Mal wird demnach besser darauf geachtet, dass man auf seine vorproduzierten Live-Sendungen achtet. Letztlich ist aber nicht sie das Problem, sondern der Vorsatz, den Zuhörer ohnehin de facto betrügen zu wollen.
Man darf sich daher schon fragen, wozu es eines derartigen Senders überhaupt noch bedarf, der durch den Gebührenzahler in Millionenhöhe gepäppelt werden muss, während er eine Dienstleistung erbringt, die im gleichen Umfang auch private Stationen ganz leicht abzudecken wissen. Das Outsourcing wäre leicht zu verschmerzen.
Damit Radio wieder Spaß macht, bedarf es in jedem Fall eines gänzlich anderen Radioprogramms und einer ebenso veränderten Kultur bei den Machern.