Versuche, ein Funknetz für einen kostenlosen Internetzugang aufzubauen, gab es weltweit einige. Möglich ist es beispielsweise im „Harbourfront Centre“ der kanadischen Millionenmetropole Toronto. Trotz vieler vergeblicher Anläufe möchte ein Ratsmitglied der Stadt Toronto jetzt einen neuen Versuch starten, ein stadtweites Kostenlos-Netz aufzubauen. „Universal WiFi“ bietet auch ganz neue Möglichkeiten für das Radio von morgen.
Viele Städte haben darüber oft gesprochen und immer wieder einen neuen Anlauf gestartet, der misslang. Nichts desto trotz möchte Denzil Minnan-Wong (Wahlkreis 34/Don Valley East) nun einen neuen Versuch starten und lässt sich in seinem Optimismus nicht bremsen. Er sieht im freien Internetzugang eine Investition in die Zukunft, damit auch Kinder einen Zugang zu Bildung und Wissen erhalten, der ihnen sonst aus finanziellen Gründen versagt bliebe. Aber auch Erwachsene auf Arbeitssuche könnten so ihre bestehenden Fähigkeiten verbessern.
Einen ersten Versuch hatte die Stadtverwaltung von Toronto im Jahr 2006 unternommen; er ist aber über das damalige Versuchsstadium nicht hinausgekommen und inzwischen müssen die Nutzer sogar Gebühren für den Wireless-Zugang zahlen. Jetzt soll über der Sommer ein neuer Plan erarbeitet werden, bei dem die Bürger mit einbezogen werden sollen.
Wirtschaft ist für Spaltung der Gesellschaft
Die bestehende digitale Spaltung der Gesellschaft wird von der Wirtschaft allerdings positiv gesehen und die an den Sozialismus erinnernden Ideen einer steuerfinanzierten Grundversorgung mit dem Internet scharf angegangen: Die Entwicklungen in Philadelphia haben den Konzern Verizon dazu veranlasst, im Staat Pennsylvania ein Gesetz voranzutreiben, das alle Entwicklungen weiterer öffentlicher Netzwerke schlicht verbietet.
Auch Rogers Communications Inc. betreibt in Kanada Stimmung gegen öffentliche Kostenlos-Netzwerke, weil sie die freie Marktwirtschaft bedrohen.
Ein Problem der bisherigen Netze war, dass sie überall dort errichtet wurden, wo es schon genügend Zugänge ins Internet gab, noch dazu reihenweise solche, die die Nutzer ohnehin nichts gekostet haben: Zugänge über das eigene Firmennetzwerk oder über Blackberrys - alle zudem um ein Vielfaches schneller.
Kostenlos-Kultur in Deutschland
Als Erster sprach auch Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) von einem Kreativpakt zwischen Wirtschaft, Politik und Künstlern. Tim Renner, der ihn in der Vergangenheit schon beraten hat, nahm ihn gemeinsam mit weiteren prominenten Künstlern und Kreativen beim Wort und hat jüngst in der „Welt am Sonntag“ Rahmenbedingungen dazu formuliert. Eine Forderung ist ein Volksnetz, „eine staatlich garantierte Internet-Grundversorgung in Form von WLAN, wie sie in den meisten baltischen Ländern vorgehalten wird. Ein solches kostenfreies Angebot würde allen einen Einstieg in digitale Produktion- und Vertriebswege ermöglichen und gewährleisten, dass jede Bürgerin und jeder Bürger Zugang zu den Resultaten kreativer Arbeit und dem im Internet bereitgestellten Wissen hat.“
Ein kostenloser Internetzugang für jeden und überall würde sich mit Sicherheit auch auf die Verbreitung des klassischen Radios auswirken. In Kanada ist das Internet-Radio bisher noch eine absolute Nischenerscheinung; sowohl im Einzelhandel als auch im Internet sind lediglich vereinzelt Geräte von Grace, Linksys, Sanyo und Sangean aufzutreiben. Sollte es aber tatsächlich soweit kommen, dürften die Verbreitungskosten für die Radiostationen ins Unermessliche steigen. Für viele wäre es das Ende.
Mitglied seit
16 yearsNa, dat is ja ma wat seriöses
Da hängt der Gründel nett in Kanada ab, ist da im Urlaub wohlgemerkt, und schreibt da so dolle Geschichten, vom WLAN-Sozialismus da drüben und von Frank(en)Stein-Meier im Trüben.
Im Namen der meist schweigenden Leserschaft und mir, unseren herzlichen Dank!
So und nu geb ik wieder ab an unseren Korrespondenten in Otter, wa?